Droctac Dlacsim schreibt über die Liradi:
„...wenn, wie sie selbst von sich behaupten, die menschen eine höher entwickelte form der landbewohner sind, und wenn ebenso die jadner, was völlig außer frage steht, die höchstentwickelten kreaturen der dreigeschlechtlichen echsenwesen sind, so sind sicherlich die liradi die am höchsten entwickelten kreaturen unter den wasserbewohnern.” |
Mit dieser Aussage hat er sicherlich recht. Die Liradi erscheinen dem Betrachter wie kleine Wale mit Armen und flacher Schnauze. Der bis zu zweieinhalb Schritt lange, schlanke und geschmeidige Körper ist mit glatter, silberweißer bis silbergrauer Haut bedeckt; der Bauch ist leuchtend weiß. Aus den Brustflossen der Wale sind Arme geworden, die in drei hochbeweglichen Fingern enden, mit denen sie die gleichen Aufgaben genau so geschickt erledigen können, wie Menschen oder Iadner mit ihren Händen. Die restlichen zwei Finger sind zu spitzen Klauen verkümmert, die die Liradi als Waffe und auch als Werkzeug verwenden. Während des Schwimmens werden die Arme nicht gebraucht und sind dicht an den Körper gepresst.
Das Maul eines Liradi ist breit und riesig und mit einer Reihe spitzer Zähnchen besetzt. Liradi besitzen keine beweglichen Lippen, sind auch sonst zu keiner Art von Minenspiel in der Lage und scheinen deshalb immer gleich fröhlich zu grinsen. Nicht-Liradi können kaum die Geschlechter unterscheiden (Die Weibchen kennzeichnen sich nur durch zwei Zitzen am Bauch, die nur dann zu sehen sind, wenn ein Junges gesäugt werden muss), ganz zu schweigen von einzelnen Individuen. „Ein Liradi sieht eben aus wie der andere.”
Die Liradi verfügen über eine hochkomplexe Sprache, die aus einer Reihe von Pfeif-, Quiek-, Piep-, Triller-, Schnarr- Knack- und Knarrtönen besteht, und die für Landbewohner zum einen völlig unverständlich und zum anderen unmöglich selbst zu artikulieren ist. Eine Unterhaltung zwischen Liradi und Landbewohnern auf dem herkömmlichen Wege ist deshalb unmöglich. Man kann sich mit ihnen höchstens durch Gebärden oder Telepathie verständigen.
Über die Lebensweise der Liradi weiß man nicht viel, außer dass sie sehr verspielte und stets fröhliche Wesen sind, die keinem Menschen oder Iadner je etwas zuleide tun würden, wenn diese sie auch in Ruhe lassen. Liradi sind gerngesehene Begleiter jeglicher Schiffe, die in Scharen von ihnen umtollt werden. Manchmal warnen sie auch ihre Freunde vor Gefahren oder machen sie auf Fischschwärme aufmerksam.
Liradi haben ihre Heimstätten in sämtlichen zerklüfteten Riffen, wo sie in mehr oder weniger großen Verbänden ansässig sind. Einige der Wohnhöhlen sind zu regelrechten Festungen ausgebaut, deren Sinn wohl darin besteht, Angriffe von Haien oder anderen bösen Räubern abzuwehren. Wahrscheinlich haben diese Höhlen Zugang zur freien Luft. Diese Höhlen werden wohl die Jungen als sicheren Schlafplatz aufsuchen. Obgleich ihre bevorzugten Wohnstätten jene Felsenhöhlen an den Küsten sind, sind sie doch überall in den esperischen Meeren anzutreffen, wo sie ihre Jagdzüge hinführen. Die ausgewachsenen Liradi brauchen keine Wände, die ihren Schlaf beschützen, sie schlafen an der Meeresoberfläche und lassen nur hin und wieder ihr Atemloch an die Luft stoßen. Obwohl sie offensichtlich keine Behausungen brauchen, wurde schon häufig von riesigen untermeerischen Bauten, die von innen heraus seltsam blau leuchten, berichtet, die wohl kultischen Zwecken dienen. Religion und viele Bräuche der Liradi sind uns gänzlich unbekannt.
Bekannt ist uns allerdings ihr legendäres Zusammengehörigkeitsgefühl, das eine starke Hilfsbereitschaft beinhaltet, die nicht bei Angehörigen der eigenen Rasse Halt macht: Schon häufig wurden Schiffbrüchige von Liradi an das nächste Ufer gebracht.
Liradi sind soziale Wesen, nur selten wird man einmal einen Liradi alleine antreffen. Sie sind so gut wie immer in Schulen von 5-50 Exemplaren unterwegs, um zu jagen.
Abenteurern werden die Liradi zunächst immer als lustige und freundliche Gesellen begegnen, zu denen sich ohne weiteres eine Art Freundschaft aufbauen lässt. Nie verlieren sie jedoch ihre spielerische Art und ihren freien Willen.
Doch sollte man sich nie die Sympathie der Liradi verscherzen, solches „spricht” sich sehr schnell herum und man glaubt ja gar nicht, zu welchen Schandtaten eine Meute wütender Liradi in der Lage sein kann. In den schlimmsten Fällen wurden ganze Kriegsnendrassen zerlegt und die gesamte Mannschaft mit Haut und Haaren gefressen.
Die Liradi sind in der Lage, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, exzellente Waffen anzufertigen. Hierbei handelt es sich um Harpunen oder Speere aus Stein, Knochen oder Muschelsplittern, die mit tödlicher Genauigkeit gehandhabt werden können und gegen die ein träger schwimmender Landbewohner kaum eine Chance hat.
(me)
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