Das Vermächtnis der Götter
„... und die Großen Drachen kamen aus dem Süden. Sie ließen sich in der großen Ebene von Chan-Lei nieder und gründeten
ihr mächtiges Reich. [...] Und die Menschen waren dumm und unwürdig in diesen Zeiten, doch kamen sie und huldigten der
Größe der Göttlichen Drachen.
Und der himmlische Jadekaiser vereinigte sich mit irdischen Müttern und diese gebaren die Söhne des Himmels.
[...]
Die Söhne des Himmels herrschten über die Menschen und lehrten sie Landwirtschaft, Tierzucht, Handwerke, die Künste
und Weisheit. Gar großartige Leistungen wurden in diesem Goldenen Zeitalter vollbracht und viele Völker wurden dem
mächtigen Reich von Chan-Lei Untertan. [...]
Die Söhne des Himmels versklavten die primitiven Völker vom Rande der Welt und bestimmten so das ewig gültige Prinzip
der Überlegenheit der Völker der Mitte. Das mächtige Reich Chan-Lei existierte unter der göttlichen Führung der Söhne
des Himmels noch tausende Jahre nachdem die Großen Drachen längst wieder verschwunden waren. Doch mit der Zeit endete
auch das Leben der Söhne des Himmels auf Esper und sie überließen die Führung des glorreichen Reiches Chan-Lei in die
Hände der Menschen.”
„Das Goldene Zeitalter”, shyadainimische Legende
„Fremde, die Ihr mich gefunden habt. Nun da Ihr diesen Ort entdeckt habt, ist es meine Pflicht, euch zu warnen, indem
ich euch die Wahrheit erzähle.
WIR sind die Götter. WIR sind die Gründer. WIR erschufen diese Welt und sämtliche anderen Welten, von denen Ihr mit
eurem beschränkten Verstand natürlich nichts wissen könnt.
WIR waren ein Volk von Forschern. Einst besaßen WIR unbegrenzte Energie und schufen damit Welten um Welten. In jede
Welt pflanzten WIR verschiedene Samen des Lebens, ließen das Leben gedeihen und WIR beobachteten.
Diese Welt jedoch – WIR nannten sie Esper, die Mitte – war das Herzstück UNSERER Schöpfung. Hier war UNSER
Zentrum, von hier aus gingen die Energieströme durch UNSERE Energietransporter, durch die Weltentore. Von hier aus
schufen WIR neue Welten. Auf dieser Welt pflanzten WIR alle Formen des Lebens ein, die WIR ersannen. Ihr mögt euch
womöglich schon einmal gefragt haben, warum das Leben in eurer Welt so derart vielgestalt ist. In eurer Welt ist das
Leben aller Welten.
WIR haben Euch erschaffen! WIR sind die GÖTTER! WIR sind die ALLMÄCHTIGEN! WIR haben die Macht, Welten zu erschaffen
oder zu zerstören!
Bis wir eines Tages Opfer eines hinterhältigen und verabscheuungswürdigen Verrats eines unserer Vertrauten wurden;
möge sein Name für immer aus dem Gedächtnis der Völker gelöscht sein!
Wir verloren unsere unbegrenzte Energie, unsere Heimat, unser Leben. Binnen Minuten siechte unser Volk dahin. Ich
selbst bin wohl der letzte Überlebende. Wenn Ihr diese Worte hört, werde ich schön seit Äonen zu Staub zerfallen sein,
lange bevor Eure Vorfahren auf zwei Beinen gingen...
Warum erzähle ich Euch dies eigentlich? Ihr mit euren Spatzenhirnen werdet es sowieso nicht begreifen.
Nun habt Ihr die Macht über die Weltentore. Tut damit, was Ihr tun müsst. Und endet so wie WIR. Fleht Eure Götter um
Gnade an.
Aber Eure Götter sind TOT!”
Diese Worte hörten meine Gefährten und ich, als wir die Überreste eines der Weltentore erforschten und uns das Trugbild
eines jener „Götter” erschien. Nachdem er gesprochen hatte, verschwand er, und mit ihm verstummte die letzte Stimme seines
Volkes.
„Durch die Sphären – Memoiren Ahrendils des Weißen, Magier der Dreieinigkeit” (654 n.L.)
Vor über 30.000 Jahren beherrschte das Volk der Rhik Hadjim diesen Planeten. Die Rhik Hadjim waren ein
hochtechnisiertes Volk; auf ihrem Heimatplaneten Esparr („die Mitte“), dem vierten von sieben Planeten des
Systems Erok, gab es keinen Hunger, keine Kriege, keine Not.
Mit ihren Sternenschiffen legten sie weite Entfernungen in allen Richtungen ihrer Galaxie zurück und erreichten so
eine Vielzahl fremder Welten. Auf vielen dieser Welten errichteten die Rhik Hadjim Weltentore, durch die sie zu
anderen Planeten reisen konnten, die sie ihrer Rohstoffe wegen ausbeuteten, aus anderen Welten schafften sie
verschiedenste Lebensformen nach Esparr, sei es als Trophäe, als interessantes Forschungsobjekt, oder mit dem Ziel,
ergebene Diener, Sklaven gleich, zu erhalten. Diese importierten Völker standen auf einer weitaus niedrigeren
Entwicklungsstufe und verehrten die Rhik Hadjim wie Götter. Doch diese gingen zu weit in ihrer Eitelkeit und ihrem
Größenwahn. Einer ihrer Vertrauten, ein mächtiges Wesen namens Shenôr, über das heute so gut wie nichts mehr
bekannt ist, entwickelte aus Abscheu vor ihrem Treiben eine Substanz, die nur ein Ziel kannte: Die Vernichtung aller
Rhik Hadjim. Jeder Rhik Hadjim, der mit dieser Substanz in Berührung kam, siechte qualvoll dahin und starb.
Auf Angehörige anderer Rassen hatte die Substanz keine Wirkung. Das Volk der Rhik Hadjim wurde zusehends schwächer
und starb allmählich aus. Die wenigen, welche von der vernichtenden Macht der Substanz körperlich verschont blieben,
verloren den Verstand und verschanzten sich in ihren Festungen, von wo aus sie einen erbitterten Krieg gegen die
unterdrückten Völker führten. Der Planet Esparr verwüstete zusehends.
Wenn schon das Volk der Rhik Hadjim untergehen sollte, dann sollte es auch die ganze Welt treffen, so dachten die
wahnsinnig gewordenen Rhik Hadjim und entfesselten mit ihren schrecklichen Waffen einen Strudel ungezähmter
Macht, der unglaubliche Zerstörung über die gebeutelte Welt Esparr brachte. Der Planet zerbarst an vielen Stellen,
gewaltige Fluten überschwemmten die Küsten. Das Antlitz der Welt änderte sich grundlegend. Der Sturm der Zerstörung
vernichtete fast alle Zeugnisse der glorreichen Vergangenheit des Planeten, unter Anderem die gigantischen Städte der
Rhik Hadjim, die sich viele Kilometer in den Himmel erstreckten und unter die Erde bohrten, ebenso wie die
Weltentore.
Nach dem Abflauen der zerstörerischen Kräfte sammelten sich nur wenige Überlebende. Esparr war größtenteils verwüstet,
die Oberfläche des Planeten barst an vielen Stellen und veränderte das Antlitz Esparrs. Unter den Überlebenden wüteten
fürchterliche Krankheiten, weite Teile der Welt waren auf tausende Jahre verseucht. Esparr verödete, klägliche Reste
anderer Kulturen wurden vom Zahn der Zeit beseitigt.
Am stärksten zeigte sich die Verseuchung auf der nördlichen Halbinsel Azork, die noch heute unter den Folgen der
Zerstörung zu leiden hat.
Nur wenige der zahlreichen von den Rhik Hadjim nach Esparr geholten Völker überlebten die Zerstörung der Welt.
Durch den aufreibenden Kampf der Völker ums Überleben in einer größtenteils lebensfeindlichen Umwelt vergaßen die Völker
ihren Ursprung, eine Kultur konnten sich die wenigsten bewahren. Die Wahrheit über die Rhik Hadjim wurde vergessen
und lebte nur noch in phantastischen Legenden über mächtige Göttergeschlechter oder weise Drachen weiter. Hin und wieder
mag man Überreste der hochentwickelten Technologie der Rhik Hadjim im Wüstensand finden, rätselhafte Artefakte, deren
eigentlicher Verwendungszweck einem nicht so recht klar wird – einige davon sind durchaus nützlich, andere können sich dagegen
als lebensgefährlich erweisen.
Die wenigen überlebenden Rhik Hadjim verkamen zu geistesgestörten Irren. Sie zogen sich in die unwirtlichsten
Gebiete der zerstörten Welt zurück, ihre Körper veränderten sich, ihre Gehirne schrumpften und sie wurden zu primitiven
Geschöpfen, die kein Wissen bewahrten und die anderen Völker im Laufe der folgenden Jahrtausende immer wieder überfielen, da
sie sich ihre Bosheit bewahrten. Die Nachfahren dieses Volkes sind heute unter dem Namen „Zhubair“ bekannt.
(aul, me)
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