Die Dalré
„Ein stolzes, kriegerisches und wildes Volk sind die
Dalré. Gar barbarische Sitten und Gebräuche herrschen wohl unter ihnen und Schwächlinge haben dort kein langes
Leben.
Wild und unzivilisiert leben sie, scheinen noch nie von den Wahren Göttern gehört zu haben, und doch ist ihnen stets
das Kampfesglück hold und sie bieten den zivilisierten Landen Schutz vor den Zhubair. Allein dafür seien die Götter
gepriesen! Noch mehr Lobpreisung gebührt ihnen allerdings dafür, dass sie diese Wilden fernab unserer Länder gesetzt haben
und sie uns nur selten behelligen.“
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„Landeskunde der östlichen Steppen“, von Shamuell Achron
Heilige Hallen der Schriften zu Zarahemla, 596 n.L.
Diese wenigen Zeilen sagen eigentlich schon alles darüber aus, wie das Volk der Dalré von seinen „zivilisierten“
Nachbarn im andarischen Kaiserreich gesehen wird: Man empfindet tiefe Ehrfurcht und großen Respekt vor diesen
Kämpfern, verachtet sie aber auch ob ihrer Wildheit und Unzivilisiertheit und ist darüberhinaus froh, ansonsten nicht
allzu viel mit ihnen zu tun zu haben und will auch eigentlich gar nichts weiter über sie wissen.
In der Tat sind die Dalré in erster Linie ein Volk von kriegerischen Nomaden mit rauhen Sitten, das den Völkern
Südespers einen unschätzbaren Dienst erweist, da es die Zhubair abhält. Doch die Dalré sind weit mehr als dieses
Klischee vermuten läßt.
Das Erscheinungsbild der Dalré bestätigt erst einmal das Bild, das sich ein Ausländer von ihnen gemacht hat:
Gekleidet sind sie zumeist in Gewänder aus Leder oder Fellen, verziert mit etlichen Knochen, Federn und bunten
Steinen. Im Kampf tragen sie neben ihrer traditionellen Gewandung einen erstaunlichen Fundus an erbeuteten
Rüstungsteilen und sonstigem Kram zur Schau, die sie phantasievoll neu kombinieren und verzieren. Doch im
Alltagsleben kleiden sie sich eher in praktische, nicht behindernde, leichte Gewandung. Im Allgemeinen nicht mehr als
lederne Beinlinge oder Lendenschurz. Hinzu kommen allerdings noch etliche schmückende Accessoires, wie Armreifen,
Halsketten, Ohrringe, Federschmuck und Bänder. Die sonnengebräunten schlanken, athletischen und sehnigen Körper
werden mit Öl oder Fett glänzend eingerieben und tragen je nach persönlichem Geschmack, Totem, Ansehen oder
Verdiensten die verschiedenartigsten Tätowierungen.
Die Schädel werden bei einigen Stämmen teilweise rasiert und nur eine lange Skalplocke glänzend schwarzen glatten
Haares bleibt übrig. In anderen Stämmen werden die Schädel nicht anrasiert, die Haare offen oder zu vielen kleinen
Zöpfen mit eingewebten Bändern, Federn und anderem Zierat verflochten. Jedoch tragen alle Dalré das Haupthaar lang
und schneiden es nie. Nur wer im Kampf unterliegt oder gar in Gefangenschaft gerät, bekommt den Kopf kahl geschoren.
Kurze Haare sind also ein Kennzeichen für Schande.
Atrach und Yadiu
Die Dalré folgen den ungeschriebenen Gesetzen von Atrach und Yadiu, was man am ehesten mit „Ehre und
Schuld“ übersetzen könnte. Das Zusammenleben der Dalré fußt auf der Annahme, daß die Wahrung des Atrach, der Ehre,
Inhalt eines erfüllten und erstrebenswerten Lebens ist. Da jedoch die Wahrung der eigenen Ehre oft mit einer
Verletzung der Ehre anderer verbunden ist, lädt man Yadiu, Schuld, auf sich und büßt dadurch wiederum seine Ehre ein,
was wiederum dazu führt, daß man seine Ehre durch bestimmte der Situation angemessene Taten wiederherstellen muß. So
ist das System von Atrach und Yadiu ein kompliziertes Geflecht aus Geben und Nehmen, dessen Feinheiten einem
Außenstehenden wohl auf ewig verborgen bleiben werden.
Die wichtigsten und herausstechendsten Aspekte von Atrach und Yadiu sind Shadonadán, Shonosú und
Sheldambra. Allesamt Begrifflichkeiten, die sich nicht mit einem einfachen Wort übersetzen lassen und einer
längeren Erklärung bedürfen:
Shadonadán regelt das Verhalten siegreicher Krieger, vor allem in der Beziehung, wie man sich den Besiegten
gegenüber zu verhalten hat. Nach dem Kampf ruhen alle Feindseligkeiten und überlebende Gegner – so sie nicht unter
das Gesetz des Shonosú fallen – sind mit Respekt zu behandeln und nicht weiter zu behelligen. Weiterhin erlaubt
Shadonadán den siegreichen Kriegern nur, nicht mehr als etwa ein Viertel des Besitzes der Besiegten als Beute zu
beanspruchen. Die wilden Geschichten um branntschatzende, mordende und frauenschändende barbarische Reiterhorden
sind also völlig aus der Luft gegriffen.
Shonosú regelt das Verhalten von Kriegern, die im Kampfe unterliegen. Im Allgemeinen sollte man nach dem
Ehrencodex der Dalré aus jeglichem Kampf entweder siegreich oder tot hervorgehen und die Dalré stürzen sich
demzufolge mehr als todesverachtend und mit aller aufzubringenden Grausamkeit in den Kampf. Wer jedoch während eines
Kampfes den Lapsus begeht, sich von seinem Gegner an der Schulter berühren zu lassen, hat sich tief in Schande
gestürzt und verliert auf der Stelle all sein Atrach. Er wird zu Shonosú und muß auf der Stelle seine Waffen
niederlegen und den Kampfplatz räumen. Nach dem Kampf werden dem Shonosú alle seine Habseligkeiten abgenommen, ihm
wird der Kopf kahlgeschoren und er wird in ein weißes Gewand gesteckt. Als Shonosú muß er nun dem Clan, der ihn
gefangengenommen hat, ein Jahr und einen Tag dienen, muß jede ihm aufgetragene Arbeit ausführen, darf während dieser
Zeit nicht die Stimme im Streit erheben und keinerlei feindselige Aktionen ausführen.
Im Kampf berührt zu werden, ist fast die größte Schande, die einem Dalré überhaupt widerfahren kann, deshalb steht
auch diese harte Strafe auf den Verlust des kompletten Atrach. Jedoch ist nach dem Ende der Strafe nach einem Jahr
und einem Tag die Ehre des Gefangenen wiederhergestellt und er darf zu seinem Clan zurückkehren. Niemand wird je
wieder ein Wort darüber verlieren, daß er einmal Shonosú gewesen ist.
Freilich gilt die Berührung an der Schulter nur in der feindlichen Auseinandersetzung als entehrend. Im Gegenteil,
die Berührung an der Schulter gilt als freundschaftlische Geste, weshalb eben jene vertrauliche Geste im Kampf als
äußerst entehrend angesehen wird. Wer einfach so spaßeshalber einem Dalré die Hand auf die Schulter legt und diesen
als Shonosú deklariert, erntet lediglich verwunderte bis ärgerliche Blicke.
Von der Regelung des Shonosú ausgenommen sind Greise, Kinder unter zwölf Jahren, schwangere Frauen, Schamanen, Weise
Frauen und Sutramboj, Personen, die nicht nach den Regeln von Atrach und Yadiu leben, also alle Nicht-Dalré.
Sheldambra schließlich regelt das Verhalten gegenüber anderen Lebewesen im Allgemeinen. Wichtig ist in diesem
Zusammenhang die Achtung vor allem Lebenden und der verantwortungsvolle Umgang mit allen Lebewesen. Unter besonderen
Schutz stellt das Prinzip Sheldambra alles heranwachsende Leben. Sämtliche trächtigen Tiere, schwangere Frauen und
Kinder bis zum Alter von zwölf Jahren fallen unter diesen Schutz (ausgenommen sind alle Arten von Eiern, kleinerere
Tiere als Kaninchen und schwangere Zhubairfrauen). Wer auch immer, egal ob absichtlich oder versehentlich, ein
Lebewesen unter dem Schutzdes Sheldambra tötet, lädt unverzeihliche Schande auf sich und er wird aus der Gemeinschaft
aller Dalrei ausgestoßen. All seine schmückenden Tätöwierungen werden mit Messerschnitten zerstört, sein Name wird
nie wieder genannt und kein Dalré darf ihn je wieder ansehen, geschweigedenn mit ihm direkt sprechen.
Wer gegen das Sheldambra verstoßen hat, wird in den meisten Fällen nicht lange mit dieser Schmach leben wollen. Da
Selbstmord eine noch größere Schande bedeutet, wird er wohl den Tod im Kampf mit wilden Tieren suchen.
Der Dalré bei Spielbeginn
Herkunft, Stand der Eltern (W20): |
20 | Kind des Sommerhäuptlings |
19-18 | Schamanen, Heiler, Weise |
17 | Häuptlinge |
16-2 | Jäger, Krieger, etc. |
1 | Ausgestoßene |
Alle Dalré – sofern sie nicht Kinder von Ausgestoßenen sind – besitzen zu Spielbeginn zumindest ein eigenes
Kodlu und eine eigene Waffe; in wenigen Fällen handelt es sich dabei bereits um eine kostbare Waffe aus Metall.
Ansonsten wird jeder junge Dalré, ob männlich oder weiblich, völlig gleich behandelt und muß sich seine wenigen
persönlichen Besitztümer selber verdienen. Natürlich hat er jederzeit Zugang zu allen gemeinschaftlichen Besitztümern
seines Clans.
Die Dalré wissen sehr wohl um den Wert des Geldes und haben auf ihren Raubzügen so einige Reichtümer erbeutet,
allerdings gehört das Geld dem Clan und wird von der Gemeinschaft verwaltet. Einzelne Personen tragen Geld höchstens
treuhänderisch mit sich herum. |
Haarfarbe (W20): |
20 | albino |
19-17 | braun |
16-6 | schwarz |
5-1 | blauschwarz |
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Augenfarbe (W20): |
20 | blau |
19-18 | grün |
17-15 | grau |
14-12 | bernstein |
11-5 | braun |
4-1 | schwarz |
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Körpergröße:
160 + 5W6 cm
Gewicht:
Größe - 90-2W12kg |
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Gestaltung der Fertigkeiten:
In der Gestaltung der Eigenschaften sollten zunächst Motorik, Tapferkeit und Willenskraft besonders betont werden.
Bei den schlechten Eigenschaften liegen Aberglaube und vor allem Eitelkeit beachtlich hoch, während die Totenangst
eigentlich zu vernachlässigen sein dürfte.
An Fertigkeiten liegt der Schwerpunkt auf den Kategorien Körperlich und Natur. Dalré sind exzellente Reiter, die unter
den restlichen Völkern Espers vergeblich ihresgleichen suchen. Selbstverständlich kennt sich jeder Dalré in Tier- und
Pflanzenkunde bestens aus, ebenso wie er über einiges Geschick in der Leder- und Holzbearbeitung verfügt. Erstaunlich
viele Dalré verfügen über spirituelle Fähigkeiten und kennen sich leidlich gut in Meditation, Prophezeihen oder
Traumwandeln aus.
Selbstverständlich kennt sich ein Dalré so gut wie überhaupt nicht in den Wissensgebieten der sogenannten
„zivilisierten“ Gesellschaften, wie zum Beispiel Lesen/Schreiben, Rechtskunde oder Schlösser knacken aus. Auch wird
er bei seiner Ehre niemals eine Lüge aussprechen, Falschspiel oder sonstige Betrügereien ausführen. Die
verweichlichten Sutramboj, welche so etwas tun, werden von ihm mit höchster Verachtung bedacht.
Dalré im Spiel:
Stolz, mutig, edel und hart – so soll ein Dalré sein und dieses Bild trachtet er in jedem Augenblick seines Lebens
zu vermitteln. Selbstverständlich fühlen sich sämtliche Dalré auf dem Rücken eines Kodlus in freier Natur unter dem
endlosen Himmel erheblich wohler als in den engen und stinkenden Siedlungen der Sutramboj. Doch selbst dort lassen
sie sich kein Unbehagen anmerken, erscheinen als unnahbare und harte Kerle, denen soetwas nicht das geringste
ausmacht.
Typische Zitate:
„Sag, wo deine Jagdgründe? Was, du nicht selber gehen auf Jagd? Du anderen Leuten geben blinkende Metallstücke,
damit sie geben dir Essen? Und was du tust sonst für diese Leute? Ich wußte doch: Alle Sutramboj verrückt!“
„Feigling! Ich spucke auf dich! Du lädtst Schande auf deine Ahnen und deine Nachkommen! Geh und flechte deine Haare
zu Zöpfen und spiele mit Puppen! Sutramboj, iléhi-shiley Sacrudarja...“
„Was? Ihr laßt mich nicht die Schande sühnen, die ich Eurer Ehre zugefügt habe? Ihr seid grausam! Warum beschämt
Ihr mich? Dadurch wächst meine Schuld Euch gegenüber noch mehr an. Oder seid Ihr eine solch ehrlose Person, daß
Euch der Verlust meiner Ehre nicht kümmert? Dann sollt Ihr mein Messer zu spüren bekommen!“
Namen der Dalré |
männlich:
Adoàn, Aggo, Brado, Buidlapai, Déda, Eluch, Embaddo, Embojo, Eruhai, Hatrach, Hrago, Idoram, Iuru, Nataéy,
Quedio, Rorai, Sadôr, Sáyosh, Shammo, Sirro, Suidam, Tangrach, Taroj, Trjap, Utra
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weiblich:
Adardja, Anamba, Aniu, Arja, Aroai, Baida, Bailu, Chada, Dayutrá, Diosh, Dorha, Hanílu, Ioja, Iley, Luitré,
Niona, Niutra, Rarqut, Roha, Saleya, Sidoha, Sitlu, Suda, Suilé, Sûtrya, Torap, Truchana
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(me)
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