Landesnatur und Klima
Die Republik Nebrinn, „Das Land des Bären”, ist das größte, reichste und
mächtigste Land an der Ostküste Espers. Im Norden bildet die steile
Schlucht des Saeren eine natürliche und schier unüberwindliche Grenze zu
Kathal. Der Westen wird durch das Bollwerk der Sofolkette begrenzt. Im
Südwesten befindet sich der einzige Paß über diese Barriere, hinter der
sich aber nur die Große Unbekannte Wüste erstreckt. Im Süden grenzt
Nebrinn an das Eisgebirge, und wo dieses plötzlich abbricht, erstrecken
sich die unheimlichen Togoganmoore bis an den Choornur. Das Gebiet
Nebrinns umfaßt weiterhin die gebirgige und karstige Halbinsel Tamen, die
die Parassee umschließt. Im Osten grenzt Nebrinn dann schließlich an die
Halbinsel Lom.
Darüberhinaus erhebt Nebrinn Anspruch auf das gesamte Gebiet der
Karansümpfe. Diese arme Provinz entrichtet zwar
regelmäßig Tribut (einen so verschwindend geringen Betrag, daß es die
Sache eigentlich nicht lohnt), aber bisher hat sich noch kein nebrinner
Siedler südlich des Tvarengebirges niedergelassen.
Das Land Nebrinn besteht vorwiegend aus dünn besiedelten Steppen und
Wäldern. Nur das Gebiet zwischen den beiden Hauptflüssen, dem Saeren und
der Parak, ist dicht besiedelt.
Insgesamt leben in Nebrinn etwa 3,2 Millionen Menschen; es wären bestimmt
mehr möglich, aber das Land hat stark unter den Zhubairkriegen gelitten.
So hat Nebrinn im 3. Zhubairkrieg (348-372) 400.000 Menschen verloren, was
damals einem Drittel der Gesamtbevölkerung entsprach. Nur langsam hat sich
das Land in den ersten 100 Jahren nach diesem Zusammenbruch erholen
können. Als nach dieser schweren Zeit das Vorkriegsniveau erreicht wurde,
ging es mit dem Aufschwung ungehemmt voran, bis in die heutigen Ausmaße.
Wirtschaft, Landwirtschaft und Bodenschätze
Der Grund für die hervorragende wirtschaftliche Situation Nebrinns liegt
in seinem naturgegebenen Reichtum. Der nebrinner Teil der Sofolkette und
das Tvarengebirge enthalten reiche Kohle-, Schwefel-, Kupfer-, Zink-,
Zinn- und sogar einige Eisen- und Goldvorkommen. Das Klima ist das ganze
Jahr über warm, allerdings mit Trockenzeit von Cewein bis Olvare; die
südlichen Steppen wachsen auf fruchtbarem Lößboden. Kein Wunder, daß
dieses reiche Land immer wieder Opfer von Übergriffen der Zhubair wurde.
Pflanzen- und Tierwelt
Die Flora und Fauna Espers unterscheidet sich nicht wesentlich von der
Kathals. Die Steppen im Süden des Landes erscheinen jedoch länger im Jahr
im satten Grün, als es in den Steppen Kathals der Fall ist. Die Wälder
sind auch etwas dichter bestanden und das Unterholz ist hier etwas
dichter.
Die Tierwelt Nebrinns unterscheidet sich ebenfalls kaum von der Kathals.
Kultur
Die Kultur Nebrinns ist ebenso wie die Kathals hoch entwickelt und vom
Mabedianertum beeinflußt. Allen künstlerischen Darstellungsformen ist
gemein, daß sie bei weitem nicht so sinnesfreudig und schwülstig sind,
wie es in der kathalischen Kunst der Fall ist. Herausragend an der
nebrinner Kultur, vor allem bei der Baukunst, ist die zweckgebundene
Schlichtheit, in der nichts Überflüssiges zu erkennen ist, die aber
trotzdem von beeindruckenderer Wirkung ist, als es alle Schnörkel und
Verzierungen je erreichen könnten.
Staatsstruktur
Nebrinn ist eine Republik. Staatsoberhaupt ist der Kanzler, der
Vorsitzende des Senats, von ihm gewählt für fünf Jahre. Dessen derzeit
394 Mitglieder sind ebenfalls auf fünf Jahre gewählte oder abgesandte
Abgeordnete der einzelnen Fürstentümer. Je nach Bevölkerungsreichtum der
einzelnen Landesteile werden die Sitzanteile bestimmt. So verfügt zum
Beispiel das Großherzogtum Parakland mit 53 Sitzen über die größte
Fraktion.
Der Senat bestimmt über Gesetze und über die Außenpolitik. Der Senat
ernennt den Obersten Heerführer, Othaan genannt. Ebenso entscheidet der
Senat über Krieg und Frieden und über den staatlichen Haushalt.
Parallel zum Senat als Regierungsgewalt gibt es noch den Adel. Er wurde
im Gegensatz zu Kathal nicht entmachtet, er wurde nur in seinen Rechten
relativ stark beschnitten. Nebrinn ist in einen Flickenteppich unzähliger
geistlicher und weltlicher Fürsten- Herzog- usw. -tümer unterteilt, in
denen die Fürsten regieren.
Innerhalb ihres Herrschaftsgebiet haben sie das Recht, den Steuersatz
festzulegen, ein landeigenes Heer zu errichten bzw. zu befehligen und
Niedrigstehendere zu adeln und ihnen innerhalb ihres Herrschaftsbereiches
eigenes Land zuzuweisen.
An Pflichten müssen sie vom Senat bestimmtes Reichsrecht befolgen. Die
Gerichtsbarkeit steht ihnen nur zu, wenn sie staatlich anerkannter
Richter sind (Die meisten Fürsten besitzen eine solche Ausbildung).
Weiterhin müssen sie im Kriegsfalle dem Staat Gefolgschaft leisten.
Steuern nimmt der Staat nur von den Fürsten. Jährlich müssen sie dem
Staat einen vom Senat (für jedes Fürstentum verschieden) festgesetzten
Betrag zahlen. Dabei wird vom Staat kein Aufschub geduldet.
Wird von einem Fürsten eine dieser Pflichten nicht befolgt, kann er vom
Staat abgesetzt werden. Widersetzt er sich, so können andere Fürsten dazu
gebracht werden, ihn mit ihren Heeren anzugreifen. Die Sieger können dann
das Gebiet des Besiegten unter sich aufteilen.
Untereinander dürfen die Fürstentümer also nur Krieg führen, wenn der
Angegriffene gegen die Staatsordnung verstoßen hat. Die Fürsten müssen
also immer Begründungen (er)finden, die es ihnen erlauben, andere
Fürstentümer anzugreifen. Die Begründungen werden vom Senat geprüft und
erst dann darf der Angriff auf den anderen Fürsten stattfinden. Anders
ist der Fall, wenn ein Fürstentum unerlaubt angegriffen wurde, dann darf
sofort zum Gegenschlag ausgeholt werden. Vom Nachbarn angegriffen worden
zu sein, ist deshalb die beliebteste Ausrede für einen Krieg.
Die Fürstentümer befinden sich also in einem ständigen Intrigenspiel
untereinander. Fast täglich bekämpfen sich besonders die kleinen,
unwichtigen Länder, die sich dadurch einen Machtgewinn erhoffen und die
Allianzen wechseln ständig. Besonders die unbeteiligten Parteien ziehen
daraus Profit, denn wer sich bekriegt, kümmert sich nicht ums Geschäft.
Leidtragender dieser Auseinandersetzungen ist immer die Zivilbevölkerung,
weshalb sich in letzter Zeit (noch sehr leise) Stimmen melden, die für
eine totale Abschaffung des Adels und damit des gesamten Wirrwarrs
plädieren.
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