Die Stadt Elíanor
Den Eingang Elíanors bildet ein kunstvoll in den schwarzen Marmor gemeißeltes und mit Eílvenstein
ausgelegtes Tor. Die Eílvensteinverzierungen leuchten im Mondlicht angenehm blau. Jenes Tor wird
nur für ausgesuchte Gäste geöffnet, da die Tweggen wie gesagt unter sich bleiben wollen. Hinter dem
Tor führt eine Treppe aus weißem Marmor etwa 150 Schritt steil nach unten und mündet in die Druckschleuse.
Ein ausgeklügeltes System aus Röhren, Pumpen und Rädern gleicht hier allmählich den Luftdruck der
Oberfläche dem des Ozeans an. Nach weiteren 150 Schritt mündet der Gang in den Maschinenraum, der mit
einer Kuppel aus Eílvenstein überdacht ist, und die einen ersten Blick auf den Meeresgrund ermöglicht. Hier
befinden sich die zentralen Antriebsmaschinen für Transportsysteme, Luftversorgung, Türen, Schleusen, Kräne
etc., die durch Wärme aus dem Inneren Espers angetrieben werden.
Von hier aus gelangt man nun zu einem Wunderwerk der Feinmechanik: dem Transportsystem Elíanors.
Endlose Ketten aus Eílvenstein laufen an Schienensträngen entlang. An diese Ketten können sich Waggons
anhängen und somit durch die Gänge und Röhren Elíanors fahren. Innerhalb der Wohnstadt Elíanor ist dieses
Transportsystem eher eine mechanische Spielerei, aber innerhalb der Minen erweist es sich als äußerst
praktisch.
Links vom Maschinenraum befinden sich die riesigen Lagerhallen, wo vor allem Ersatzteile und
unbearbeitete Eílvensteinkristalle gesammelt werden. Geht man weiter, mündet der Schienenstrang in den
Fels und führt zur Mine hinunter. Wendet man sich nun nach rechts, gelangt man zur Schnittstelle zweier
Transportsysteme. Der abzweigende Schienenstrang führt in die Wohnstadt Elíanor, geht man jedoch weiter
geradeaus, gelangt man in die Gießerei, wo der Eílvenstein in zwei riesigen Hochöfen, die mit Wärme aus
dem heißen Inneren Espers versorgt werden, zusammen mit Säure und unter Druck zur gewünschten Konsistenz
geschmolzen wird. Hier wird der Eílvenstein entweder in Formen gegossen oder die groben Schmiedearbeiten
verrichtet. Die Feinarbeiten werden in den Wohnkuppeln der Tweggen verrichtet. Natürlich wird hier nicht
nur Eílvenstein, sondern auch diverse Erze geschmolzen und verarbeitet.
Weiterhin befindet sich hier das Forschungslabor der tweggischen Alchimisten.
Die Wohnstadt Elíanor besteht aus sieben Kuppeln aus Eílvenstein. Entlang des Schienenstranges des
Transportsystems liegen links und rechts je drei Kuppeln, die die Wohnungen der 350 Tweggen beherbergen.
Die zweite Kuppel auf der linken Seite ist die Thronhalle. Sie besteht aus grünem Eílvenstein und beherbergt
die Wohnungen der tweggischen Würdenträger, sowie die Gemächer König Tharons.
Am Ende des Schienenstranges liegt der Felsendom, Versammlungshalle, Konzertsaal, Bibliothek und Kultstätte
in einem. In allen Wohnkuppeln befinden sich Schleusen, die nach draußen führen.
Nördlich der Wohnstadt Elíanors erstreckt sich die riesige Lüftungshalle, in der die Algen gezüchtet werden,
welche für die Luftzufuhr nach Elíanor sorgen.
Von der Thronhalle aus führt ein Gang nach Süden in die Felswand hinein und mündet in die Kristallhöhle. Hier
ragt ein riesiger fünf Schritt hoher Eílvensteinkristall aus dem Boden. Bei dieser Stelle handelt es sich um
einen der stärksten Knotenpunkte der Esperischen Erdmagie. Runensteine erhalten hier ihre Ladung, indem sie
in die Aussparungen im Goldsockel des Kristalls gelegt werden.
Wer den Kristall berührt, der erhält seine gesamte Lebensenergie zurück und sämtliche Wunden und Narben
verschwinden spurlos, wenn er reinen Herzens ist. Ansonsten zerfällt er zu Staub.
Westlich von der Kristallhöhle erstreckt sich eine langgezogene Höhle mit einem Dach aus Eílvenstein. Hier
wachsen die letzten Schwarzholzbäume Espers. Nur sie sind in der Lage, die Urmagie der Erde in sich
aufzunehmen; aus ihrem Holz werden die Runensteine gefertigt, die zur Beschwörung der Erdmagie nötig sind.
Hinter diesem Wald beginnt ein langer Gang, der am Labor von Unbil dem Geoden vorbeiführt. Unbil ist einer
der Jünger Zharanas’ und der weise Magier der Tweggen.
Hinter Unbils Labor schließt sich der jüngste Teil Elíanors an. Nachdem die Bevölkerung Elíanors vom Fluch
Zharanas’ getroffen wurde, brach eine Seuche in Elíanor aus, die etwa 100 Tweggen das Leben kostete. Eine
neue Höhle wurde in aller Eile gegraben und die alte Wohnstadt Elíanor wurde komplett abgeschottet. Die
gesunden Tweggen zogen in diese neue Höhle und bauten diese im Laufe der Zeit aus. Nach etwa zehn Jahren
Bauzeit war Neu-Elíanor fertiggestellt. Es handelt sich hierbei unübersehbar um ein Provisorium, aber
Tweggen wären keine Tweggen, würden sie nicht jede kleinste Kleinigkeit kunstvoll gestalten – genug Zeit dazu
hatten sie ja...
Neu-Elíanor besteht heute aus einer großen Versammlungshalle mit Sichtfenstern aus Eílvenstein und fünf
untermeerischen Wohnkuppeln, die eine Miniaturausgabe der großen Wohnkuppeln darstellen; sie sind nur etwa
ein Viertel so groß wie diese.
Lange Zeit beschränkte sich das Wohnen der Tweggen auf diesen Teil Elíanors, die alte Wohnstatt wurde völlig
gemieden. Zugang nach Neu-Elíanor erlangte man nur auf umständlichen Wegen durch die Minen.
Erst seit der Lösung des Fluchs im Jahre 634 zogen die Tweggen wieder zurück in ihre großen und bequemen
Kuppeln.
Noch heute ist Elíanor eine Stadt, die ein vielfaches ihrer Bewohner aufnehmen könnte.
(fa, me)
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