Die Geschichte Nebrinns und Kathals
Die Einwanderung
Etwa im Jahre 3600 v.L. versanken weite Teile des weit im Osten gelegenen
Kontinents Solin im Meer. Die 1000 Überlebenden, durch Mabed gewarnt, erreichten
die Ostküste Espers in zwei Schiffen, die an zwei verschiedenen Stellen landeten.
Die 500 Insassen des in der Nähe des heutigen Herlan gelandeten Schiffes fanden
dort die von Mabed versprochenen blauen Rosen und machten ihren Führer Kath,
nach dem sie das neue Land „Kathal“ benannten, zu ihrem König. Das andere
Schiff landete in der Nähe des heutigen Tarlin. Auch dort wurden blaue Rosen
gefunden. Diese Gruppe blieb aber vorerst führerlos, da Nebra bei der Überfahrt
starb. Ihm zu Ehren nannten sie das Land „Nebrinn“.
Während der starke und dominierende König Kath sein Volk regierte, bildete sich
bei den Nebrinnern eine demokratische Ordnung heraus. Die beiden Gruppen wußten
vorerst nichts voneinander. Das Meer mieden sie, da es ihnen zum einen ihre
alte Heimat genommen hatte und sie zum zweiten ursprünglich ein Wüstenvolk
waren, so daß es in der frühen Phase der Neuen Siedlung kaum Schiffahrt bei den
Menschen gab. Auf diese Weise entwickelten sich die beiden Gruppen völlig
unterschiedlich, bis sie sich 120 Jahre später wiedertrafen.
Begegnung mit den Thris
Das neue Land erschien den Menschen unbewohnt und wie ein grünes Paradies. Die
Menschen gründeten Siedlungen (Herlan, Tarlin), bebauten das Land und vermehrten
sich. Trotz der guten Voraussetzungen waren die Menschen in der Anfangsphase
dem Verhungern nahe, da sie mit den hier herrschenden Umständen in keiner Weise
vertraut waren. Die Chroniken der ersten Siedlungen berichten, daß nach den
ersten zwei Jahren der Siedlungen in Herlan nur 468 und in Tarlin 506 Menschen
lebten. Die Kindersterblichkeit war enorm und die Menschen waren schrecklich
abgemagert und dem Hungertod nahe. In dieser Zeit fanden die ersten Begegnungen
mit dem hier ansässigen Volk der Thris statt. Die Thris erwiesen sich als
freundlich und hilfsbereit und unterwiesen die Menschen in die Geheimnisse des
neuen Landes. Mit der Hilfe der Thris konnten sich die Menschen endlich
ungehindert entwickeln; nach 100 Jahren hatte sich ihre Zahl verdoppelt.
Die Thris erschienen den Menschen einerseits ob ihres seltsamen Aussehens und
andererseits wegen ihrer übernatürlichen Fähigkeiten als eine Art von Mabed
geschickte Helfer. Die Menschen verehrten sie und nannten sie Maivises,
was so viel wie „Engel“ bedeutet. Andererseits schienen die Thris die Menschen
auch für etwas Besonderes zu halten. Aber in diesem Punkt hielten sie sich
stets sehr geheimnisvoll.
Die Besiedlung des neuen Landes ging schnell vonstatten. Es schien genug Platz
zu geben; jedenfalls wurden nirgendwo, wohin die Menschen auch kamen,
Ansiedlungen der Thris gesichtet. In der Tat wurde die erste Thris-Siedlung von
Menschen erst im Jahre 2985 v.L. entdeckt. Bis dahin waren die Thris den
Menschen einfach nur wie aus dem Nichts erschienen und ebenso unvermittelt
wieder verschwunden. Ebenso war die genaue Anzahl der Thris zu dieser Zeit den
Menschen unbekannt.
Die Siedlung der Menschen erstreckte sich zunächst die Küste entlang. Die
Städte Seresh, Rhoden, Paras, Arden, Kaith und Rigal wurden zwischen 3456 und
2963 v.L. gegründet. Im Jahre 2000 v.L. lebten bereits 400.000 Menschen in
Nebrinn und Kathal. In den 1600 Jahren ihres Daseins auf Esper hatten sie sich
vom Wüstenvolk zu einem Volk friedlicher Bauern gewandelt. Gewalttätige
Auseinandersetzungen waren ihnen fremd, da sie keinen Not kannten und sie sich
im Notfall auf ihre Beschützer, die Thris, verließen.
Die Piratenkriege
In der Zeit zwischen 2000 und 1900 v.L. wurden die Küsten Nebrinns und Kathals
wiederholt Opfer von Plünderungen Iadnischer und Lomer Piraten. Die Menschen
forderten die Thris auf, etwas gegen diese Bedrohung zu unternehmen. Die Thris
weigerten sich, dieser Forderung nachzukommen. Aus diesem Grund wurden sie von
den Menschen als Verräter beschimpft und verachtet. Ohne die Hilfe der Thris
mußten die Menschen erst einmal wieder die Kunst der Kriegsführung lernen. In
den nun folgenden Piratenkriegen (1905-1862 v.L.) gelang es den Menschen nach
vielen Mißerfolgen und starken Verlusten zumindest wirksame Maßnahmen gegen
Angriffe von See aus zu entwickeln. Langsam lernten sie die Kunst des Kampfes,
der Seefahrt und der Waffenherstellung, bis sie sich gegen ihre Feinde
einigermaßen behaupten konnten. Als sie den technologischen Vorsprung ihrer
Feinde erkannten (Seetüchtige Schiffe, Waffen aus Metall usw.), beschuldigten
sie ihre Lehrmeister, die Thris, ihnen diese Geheimnisse absichtlich nicht
verraten zu haben. Aus diesen völlig blödsinnigen und ungerechtfertigten
Beschuldigungen entwickelte sich unter den Menschen eine wachsende den Thris
feindlich gesonnene Front. Die Menschen fühlten sich nach ihren bescheidenen
Erfolgen über die Piraten in ihrem Selbstbewußtsein dermaßen gestärkt, daß sie
die Thris zu bösartigen Tyrannen redeten, die sie mutwillig unwissend gehalten
und ihnen die Geheimnisse der Welt nicht verraten hätten, wie es eigentlich
ihre Aufgabe als „Engel“ gewesen wäre.
Der Rückzug der Thris
Im Jahr 1858 v.L. kam es zu ersten Übergriffen der Menschen gegen einige
Thris-Dörfer, deren Bewohner sich widerstandslos niedermetzeln ließen. 1856
v.L. griff eine Gruppe Menschen mit ihren primitiven Kupfer- und Steinwaffen
die Thris-Stadt Cynãiyi (das spätere Cynan) an. Fast alle Angreifer wurden
sofort getötet.
Nach diesem Vorfall geschah das Unfaßbare: Die zahlenmäßig, technologisch und
intellektuell weit überlegenen Thris zogen sich aus den Ländern der Menschen
zurück und verschanzten sich im Norden in jenem Land, das heute als das Land
Thris bekannt ist. Bis heute kennt kein Mensch den Grund für diesen
überraschenden und anscheinend sinnlosen Rückzug der Thris.
Nachdem also nun die „bösen Unterdrücker vertrieben“ wurden, wurde das Land
weiter besiedelt.
Das Kathalische Imperium
Die kathalische Steilküste war nicht in dem Maße von Piratenangriffen betroffen.
Aus diesem Grunde war das Königreich Kathal militärisch stärker als Nebrinn.
1848 v.L. gelang es einer kathalischen Armee unter Führung des Königs Kath V.,
die nebrinner Gebiete zu erobern und zur Provinz des Reiches zu machen. König
Kath V. ernannte sich selbst zum Imperator und rief das Kathalische Imperium
aus. Die Hauptstadt des Imperiums wurde nach Maarlen verlegt, als
Machtdemonstration möglichst nah an die feindlichen Thris heran.
Die Besiedlung des Landes ging weiter voran und erstreckte sich hauptsächlich
die großen Flüssen Latham, Saeren und Parak entlang. Einige nebrinner Gruppen
wanderten in die westlichen Steppen aus. Nach dem großen Beben von 1558 v.L.,
bei dem die Sofolkette um mehrere hundert Schritt aufgeworfen wurde, hörte man
nie wieder etwas von ihnen.
Das Erdbeben hatte gleichzeitig auch große Erzadern zum Vorschein gebracht. Die
Menschen begannen langsam die Geheimnisse des Bergbaus und der Metallurgie zu
erforschen. Der Fortschritt verbreitete sich in den folgenden 500 Jahren immer
schneller und die kathalische Kultur entwickelte sich zu noch nie dagewesener
Blüte. Das Kathalische Imperium erstreckte sich von Ithgal im Norden bis zum
Tvarengebirge im Süden. Natürlich war das Hinterland noch sehr dünn besiedelt.
Um die Halbinsel Tamen sollten im Laufe der Zeit noch heftige Konflikte mit
Galomland entbrennen. Zunächst war das Elin, der nördliche Teil der Halbinsel
von Menschen besiedelt werden. 1285 v.L. eroberten die Lomer auch diesen Teil
und brachten so ganz Tamen in ihre Gewalt.
Der 1. Thris-Kathalische Krieg
Im Jahre 1267 v.L. fühlte sich Imperator Khiram III. von den Göttern dazu
ausersehen, einen Maibonat, („Heiliger Krieg“) gegen die Thris zu
beginnen. Der 1. Thris-Kathalische Krieg von 1267-1252 v.L. forderte tausende
Tote auf Seiten der Menschen; die Zahl der Opfer der Thris ist nicht bekannt.
Sie beschränkten sich in diesem Krieg, wie in jedem folgenden Krieg, darauf,
die Angreifer abzuwehren und unterließen jegliche aggressiven Schritte. Die
Grenze zwischen Kathal und Thris verschob sich um kein einziges Haarbreit.
Nach diesem kläglich verlorenen Krieg wurde das Grenzgebiet zwischen Thris und
Kathal mit Festungen überzogen, um jederzeit einem Angriff der „waffentechnisch
überlegenen und daher zwangsläufig angriffslüsternen“ Thris gewappnet zu sein –
dieser Angriff fand bis heute noch nicht statt!
Das Haus Neivion
Khiram III. fiel nach diesem Krieg 1251 v.L. einer Palastrevolution zum Opfer;
seine eigenen Leibwächter ermordeten ihn. Khirams Kanzler Istram wurde der
nächste Imperator und Begründer des Herrscherhauses Neivion. Unter Istrams
(1251-1224 v.L.) und seines Sohnes Ibrantil des Guten (1224-1189 v.L.)
Herrschaft gewann das Imperium immer mehr Macht an Espers Ostküste.
Forschungsreisende erkundeten die nördlichen Inseln und knüpften
Handelsbeziehungen. Die Künste erlebten durch die vielen neuen Anreize eine
neue Blüte.
Unter Imperator Brann eroberte das Imperium 1026 v.L. den nördlichen Teil
Tamens, was einen lange schwelenden, brutalen, material- und kostenaufwendigen
Krieg nach sich zog, bis 957 v.L. die letzte kathalische Bastion auf Tamen
fiel. Das Imperium schickte daraufhin eine Kriegsflotte aus 600 Kirenen und
200 Karvennen auf die galomländischen Stammlande los. 956 v.L. konnten unter
großen Verlusten die Städte Mor und Silan erobert werden, die aber nur zehn
Jahre lang gehalten werden konnten. Als sich 954 v.L. Imperator Brann in Mor
aufhielt, wurde die Stadt von Lomern erobert und Brann gefangengenommen. Die
Lomer forderten neben dem sofortigen Rückzug kathalischer Truppen aus Galomland
eine Zusicherung auf ewigen Verzicht auf die Halbinsel Tamen und ein Lösegeld
von 500.000 Goldstücken für den Imperator.
Ibrenionisten gegen Tanaisten
Abren, ein Vertreter des Hauses Ibrenion, einer Nebenlinie des Hauses Neivion,
hatte sich zu Branns Nachfolger aufgeschwungen und dachte gar nicht daran, die
galomländischen Forderungen zu erfüllen. Wegen seines unmoralischen Verhaltens
erntete er von vielen Seiten Kritik. Dieser Streit mündete in einem Bürgerkrieg,
aus dem 939 v.L. die Anhänger des Hauses Ibrenion als Sieger hervor gingen.
Brann starb 945 v.L. in Gefangenschaft und im selben Jahr eroberten die Lomer
Silan und Mor zurück.
Die Herrscher des Hauses Ibrenion hatten Zeit ihres Lebens mit Widerstand von
Seiten der Neivion-Freunde zu leiden. Diese „Tanaisten“ (von tanai = Tugend)
genannten Anhänger wurden gnadenlos verfolgt und hingerichtet. Diese Kämpfe
spielten sich allerdings nur unter den Adligen ab; dem Volk waren die eitlen
Streitigkeiten des Hofes egal, solange es genügend zu essen hatte. Als 796 v.L.
die Rote Pest das Imperium heimsuchte und dazu noch eine Hungersnot kam, hatten
die Tanaisten auf einmal rege Unterstützung des Volkes. Die Revolution brach
795 v.L. aus, das Volk stürmte den Imperato-renpalast in Maarlen und schleifte
ihn bis auf die Grundmauern. Sämtliche Bewohner des Palastes wurden grausam
ermordet. Ob sich auch Imperator Ibren darunter befand, konnte nicht mehr
festgestellt werden; zu sehr waren die Leichen verstümmelt.
Herzog Ilram von Herlan, der Anführer der Tanaisten, wurde zum Imperator
gekrönt. Ilram, der Weise genannt, förderte die Wissenschaften, vor allem die
Heilkunde, so daß bis 789 v.L. die Rote Pest vollständig beseitigt wurde.
Das Haus Herlan
Die Herrschaftsjahre des Hauses Herlan verliefen weitgehend friedlich. Mit
Galomland wurde ein hundertjähriger Friede vereinbart, welcher von beiden
Seiten sogar genauestens eingehalten wurde und der sogar noch länger währte. In
dieser Zeit blühte der Handel. Das Imperium wurde zur größten Macht der
Ostküste, die Bevölkerung wuchs bis 550 v.L. auf 5 Millionen an.
Der 2. Thris-Kathalische Krieg
542 v.L. versenkte ein Thris-Handelsschiff drei kathalische Kriegskirenen vor
der kathalischen Küste. Die Thris fischten sämtliche Besatzungsmitglieder der
kathalischen Kirenen auf und setzten sie wortlos wieder unversehrt auf
Heimatboden ab. Diese Schmach konnten die Kathalier natürlich nicht auf sich
sitzen lassen und erklärten den Thris den Krieg. Von 542-515 v.L. belagerten
Soldaten des Imperiums die Grenzen von Thris, konnten aber nie auch nur einen
Fuß auf Thris-Boden setzen. Die Blockade der Thris-Häfen hatte ähnliche
Auswirkungen: In den gesamten 27 Jahren der Belagerung lief kein einziges
Schiff der Thris aus. Kathalische Schiffe, die zu landen versuchten, wurden von
seltsamen Geschossen versenkt, die Überlebenden von Thris mit belustigten
Mienen gerettet und wieder nach Hause geschickt. 515 v.L. löste sich der kleine
Mond Duhat aus seiner Bahn und stürzte irgendwo im Westen auf die Erde. Von
kathalischen Sehern wurde dies als Zeichen der Götter gewertet, doch endlich
mit diesem unsinnigen Krieg aufzuhören. So endete dieser 2. Thris-Kathalische
Krieg damit, daß sich die kathalischen Truppen gedemütigt und ohne einen
einzigen Sieg errungen zu haben zurückzogen.
Für die nächste Zeit ließ das Imperium lieber die Finger von jeglicher
kriegerischer Aktivität.
Der Kathalische Thronfolgekrieg
Als 423 v.L. der Imperator Ismarel kinderlos starb, erlosch die Herrschaft des
Hauses Herlan und ein erbitterter Kampf unter den 10 mächtigsten Herzögen um
die Thronfolge brach aus, der sich nach und nach über das gesamte Imperium
ausbreitete. Das Imperium blieb für 48 Jahre ohne Führung und versank weitgehend
in Chaos und Anarchie.
Während dieses Bürgerkrieges formierte sich in Nebrinn wachsendes
Nationalitätsbewußtsein. Erste Gruppen, die an die alte demokratische Tradition
Nebrinns gemahnten, wollten sich nun nicht mehr von diesen „intriganten,
machthungrigen und dekadenten“ kathalischen Adelsmännern gängeln lassen. Diese
Bewegung gewann immer mehr an Zulauf, zumal man sich nun immer mehr von den
Kathaliern ausgebeutet fühlte. Die nebrinner Bevölkerung wurde Sklaven gleich
gehalten, um die reichen Rohstoffvorkommen des Landes auszubeuten, die dann
ausnahmslos in den Erbfolgekriegen verschleudert wurden. Nebrinn begann mehr
und mehr zu verarmen. Zusätzlich wurden um diese Zeit die ersten Angriffe
vereinzelter Zhubairgrüppchen gemeldet.
Bis 375 v.L. waren die Erbfolgekriege so weit gediehen, daß nur noch drei
Parteien um den Imperatorenthron stritten. Am 1. Kelvarod 375 v.L. wurde Alron
von Lern auf den Thron gesetzt. Die beiden gegnerischen Parteien ernannten
daraufhin ihre Gegenimperatoren Ostrogoth von Seresh und Mathrain von Laran.
Faktisch war das Imperium nun in drei Teile zerrissen, allerdings konnte keiner
der drei Imperatoren ein einigermaßen geschlossenes Herrschaftsgebiet aufweisen.
Die Allianzen wechselten ständig und der Krieg gewann immer mehr an Härte.
Schließlich setzte sich 342 v.L. Alron von Lern durch, der am Ende die meisten
Seehäfen und Bergwerksgebiete kontrollierte.
Die beiden Gegenimperatoren verbündeten sich notgedrungen und verschanzten sich
in den ihnen verbliebenen Herrschaftsgebieten. Als das Imperium noch im selben
Jahr von lomer Truppen angegriffen wurde, ergaben sie sich freiwillig um dem
Feind wenigstens einen geeinten Gegner entgegenstellen zu können. Bis 340 v.L.
hatten die Lomer Ara und Celidon erobert. Die verlorenen Gebiete wurden im Jahr
darauf unter schweren Verlusten, bei denen zwei Drittel des kathalischen Heeres
vernichtet wurden, zurückerobert. Das Heer war allerdings so geschwächt, daß es
am 15. Bereges 339 v.L. vor Mesel wieder zurückgeworfen wurde.
Der erste Zhubairkrieg
Am selben Tag flutete ein gewaltiges Zhubairheer durch die Regenklamm und begann,
Südnebrinn zu verwüsten. Dieser starken Streitmacht hatte das kathalische Heer
nun nichts mehr entgegenzusetzen und mußte den Zhubair ganz Nebrinn bis auf den
schmalen Küstenstreifen von Paras bis Seresh mehr oder minder machtlos
überlassen.
Imperator Alron sammelte sein Heer nördlich des Saeren und verteidigte so das
restliche Gebiet des ihm verbliebenen Imperiums.
Die Zhubair schlossen Frieden mit den Lomern, der allerdings nur 14 Monate hielt.
Am 9. Nenir 338 v.L. brach ein erbitterter Konflikt zwischen Zhubair und Lomern
um die Halbinsel Tamen aus. Der Kampf wogte 69 Jahre lang hin und her, aber die
Zhubair konnten nie ganz die Oberhand gewinnen. Ebenso unternahmen während dieser
Zeit die Kathalier zaghafte Versuche, die Zhubair zurückzuschlagen, die aber alle
kläglich scheiterten.
Die Besetzung Nebrinns
In der Zeit der Besatzung schafften die Zhubair Unmengen an Lebensmitteln über
die Regenklamm und verschleppten, bzw. vergewaltigten tausende Frauen und
Mädchen. Auch siedelten sich einige Zhubairgruppen im Süden Nebrinns an. Man
kann nur annehmen, daß Überbevölkerung oder Hungersnot Ursache für diesen, wie
auch für alle anderen Angriffe der Zhubair gewesen sind.
Die Bewohner des freien Nebrinn fanden sich in der Besatzungszeit zu einer
starken und verschworenen Gemeinschaft zusammen, die ihren Belagern stets
erfolgreich zu trotzen verstand. Innerhalb von drei Monaten wurde ein Wall die
Grenze entlang errichtet. Dahinter erstreckte sich genügend fruchtbares Land,
um eine ausreichende Ernährung der Bevölkerung, die durch Flüchtlinge auf das
fünffache angewachsen war, einigermaßen zu gewährleisten. Die Nebrinner wollten
nach ihren jüngsten Erfahrungen nicht mehr abhängig von kathalischer Hilfe sein.
Deshalb verweigerten sie, so unglaublich das in ihrer Lage klingen mag, jegliche
Waffen- und Erzlieferungen aus Kathal. Um sich anderweitig zu versorgen,
schlossen sie ein Bündnis mit den Lomern, die sie – allerdings gegen horrende
Bezahlung – mit den benötigten Rohstoffen versorgten. Ebenso versorgte man sich
durch gut organisierten Erzschmuggel aus den Minen im Inland. Auf diese Weise
rüstete man immer weiter auf und wehrte Angriffe der Zhubair erfolgreich ab.
270 v.L. versöhnte sich der nebrinner Führer Deran Falon mit den Kathaliern.
Ein geeintes Heer der Menschen nahm das Hauptquartier der Zhubairtuchaij in
Ystrad in die Zange. Dieser Angriff traf die Heerführer der Zhubair völlig
überraschend, das Heer wurde auseinander gerissen und den Zhubair blieb nur noch
die übereilte Flucht in die Heimat.
Die nebrinner Unabhängigkeit
Die Nebrinner fühlten sich nach der Zhubairbesatzung von den Kathaliern im Stich
gelassen. Einer Anekdote zufolge soll Deran Falon dem Kathalischen General
Atabril persönlich einen Tritt in den Hintern gegeben und dazu folgende Worte
geäußert haben: „Richte Deinem Imperator aus, was wir Nebrinner von ihm halten!“
Der derzeitige Imperator Erron II., noch ein leicht beeinflußbarer Knabe,
gewährte den Nebrinnern ihren Wunsch nach Unabhängigkeit. Am 12. Narbele 270
v.L. wurde die Republik Nebrinn ausgerufen. Deran Falon wurde ihr erster
Staatskanzler.
Die erste Nebrinner Republik
Nebrinns Staatsgebiet wurde im Norden durch Saeren und dessen Nebenfluß Mastel,
im Osten durch die Tasenthügel und im Süden und Westen durch Sofolkette, Eis-
und Tvarengebirge begrenzt. Es wurde sofort die demokratische Staatsordnung aus
der Anfangszeit der Besiedlung wiedereingeführt. Das Land war durch die Zhubair
weitgehend zerstört und die Bevölkerung auf ungefähr eine Million halbiert
worden. Es ist wohl dem naturgegebenen Reichtum des Landes, der Strebsamkeit
der Bevölkerung, den weisen Führern des Staatsrates und dem Friedensvertrag mit
Galomland zu verdanken, daß sich Nebrinn bis 180 v.L. wieder zu alter
wirtschaftlicher Bedeutung hocharbeiten konnte. Nach diesen Jahren des Aufbaus
stellte sich jedoch bald heraus, daß das demokratische System, das in der
Gründerzeit bei wenig Menschen so wunderbar funktioniert hatte, nun völlig
seine Wirkung verfehlte. Mit seinem wiedererlangten Wohlstand interessierte
sich das Volk kaum noch für Politik, die Sitzungen des Staatsrates bestanden
nur noch aus endlosen Debatten über unwichtige Themen; es wurden kaum noch
Beschlüsse gefaßt. Jeder war nur noch auf seinen eigenen materiellen Vorteil
bedacht, was zur Folge hatte, daß sich bald eine große Kluft zwischen
Gebildeten – und deshalb vom Volk gewählten und deshalb Wohlhabenden – und dem
Rest des Volkes auftat. Ebenso gewann der Adel immer mehr an Einfluß.
110 v.L. suchte eine große Dürre das Reich heim. Das Volk stürmte die
Kornspeicher der Reichen und richteten sämtliche dieser Ausbeuter, derer sie
habhaft werden konnten, öffentlich hin. Aus dem nun folgenden zweijährigen
Bürgerkrieg ging der Adel, der über die am besten ausgerüstete Armee verfügte,
als Sieger hervor. 108 v.L. wurde das Kaiserreich Nebrinn ausgerufen, Aboin von
Seresh zum Kaiser gekrönt.
Der 3. Thris-Kathalische Krieg
In Kathal wurde Imperator Erron II. seine Entscheidung, die Nebrinner in die
Unabhängigkeit zu entlassen, als Schwäche angerechnet. Um sich bei seinen
Kritikern Respekt zu verschaffen, erklärte er den Thris den Krieg. Dies konnte
natürlich nicht gutgehen! Der dritte Thris-Kathalische Krieg dauerte nur von
269-267 v.L. Als der Imperator Erron II. (das Kind, wie er im Volksmund hieß)
267 v.L. überraschend ums Leben kam, wurde er unverzüglich beendet.
Das Haus Glandra – Der Aufstieg des Adels
Im Kaiserreich Kathal hatte nun der Adel eine starke Stellung inne. Es lag
natürlich im Interesse des Adels, einen möglichst schwachen Kaiser einzusetzen,
was ihnen auch gelang. Die Verfassung wurde geändert. Von nun an mußte der
Kaiser von Vertretern des Adels gewählt werden und konnte auch jederzeit von
ihnen abgesetzt werden. Von 267 v.L. - 559 n.L. herrschten Vertreter des Hauses
Glandra; allesamt degenerierte und zurückgebliebene Personen; wohl Produkte von
Inzucht oder exzessivem Drogengebrauch, die abgeschottet mit ihrem prunkvollen
Hofstaat im Kaiserpalast zu Maarlen residierten und höchstens repräsentative
Aufgaben inne hatten. Die wahre Macht im Staate lag in den Händen der jeweiligen
Reichsverweser, den Vorstehern der jeweils mächtigsten Adelsfamilie. In Wahrheit
war das Kaiserreich nun ein loser Staatenbund aus Fürstentümern, die alle in
ihrem Staatsgebiet ihr eigenes Süppchen kochten und dabei vom Handel mit Nebrinn
profitierten und dabei kräftig in die eigene Tasche wirtschafteten. Auf diese
Weise waren alle zufrieden.
Die Zeit der Despoten
Um diese Zeit gewannen fanatische und eifernde Priester der Götter immer mehr
an Einfluß in Kathal und Nebrinn. Sie hatten den Adel in seinem Bestreben um
Macht unterstützt und nun war der Adel, vor allem finanziell, abhängig von
ihnen. Die Imperatoren des Hauses Seresh, größenwahnsinnige, selbstherrliche
Despoten, ließen sich als Manifestationen der Götter anbeteten. Die Vertreter
der Religion machten, unterstützt vom Adel, Jagd auf Ketzer, die in den Arenen
der Städte einen grausamen Tod fanden. Wissenschaften wurden streng sanktioniert
und zensiert; die Zeit von ca. 250 v.L. - 60 n.L. war wahrlich keine angenehme
Zeit...
Der zweite Zhubairkrieg
Der Süden Nebrinns wurde immer häufiger Opfer von Angriffen der Zhubair. 43 v.L.
wurde mit dem Bau der Festung Laras Dan begonnen und die Stadt Südwacht
gegründet. Doch bereits vor ihrer Fertigstellung wurde sie 39 v.L. von den
Zhubair zerstört. Der Zhubairtuchaij Berchaan Ulbudai zerstörte und plünderte mit
seinem 50.000 Mann starken Heer den dünn besiedelten Süden Nebrinns. Erst in
Lykin stieß das Zhubairheer auf Widerstand. Da die Zhubair in ungeordneten
Grüppchen umherzogen, konnten sie leicht durch die Übermacht der menschlichen
Streitkräfte zurückgeschlagen werden. Die Zerstörungen und Opfer dieses zweiten
Zhubairkrieges hielten sich in Grenzen. Fünf Jahre später war nichts mehr von
der Anwesenheit der Zhubair zu sehen.
Die Zeit Lethians auf Esper
In Nebrinn machten sich immer mehr Zweifel unter dem Volk bemerkbar, ob das
Kaiserreich wirklich besser war als das Republikanische System. Deshalb
formierten sich republikanische Gruppen, die für ein verbessertes
demokratisches System eintraten. Vertreter dieser Gruppen wurden gnadenlos
verfolgt. Besonders grausam waren die tyrannischen Imperatoren Bartulur
(25 n.L.-46 n.L.) und Nabos (46-58), die zur aktiven Zeit Lethians auf Esper
herrschten (siehe Mabedianertum).
Die zweite Nebrinner Republik
Nach dem Tod Lethians wurden seine Anhänger vorerst brutal verfolgt, hatten
aber zu viel Unterstützung im Volk um irgendwie effizient vernichtet zu werden.
Am 15. Inanna 58 wurde Nabos gestürzt und die zweite Republik ausgerufen. Die
Verfassung der zweiten Republik besteht bis heute: Eine parlamentarische
Republik, in der der Adel immer noch gewisse Vorrechte und Privilegien, aber
auch innenpolitische Pflichten hat (siehe Nebrinn, Staatsstruktur).
Die Ära des Friedens
Bis 100 verbreitete sich das Mabedianertum über Nebrinn und Kathal, sowie über
fast ganz Galomland. Die Mabedianische Kirche festigte ihren Einfluß auf die
Bevölkerung und auf die Politik. Das Mabedianertum lieferte unendlich viele
Impulse für Kunst und Kultur, die beiden Reiche erlebten nach den Jahren der
Tyrannei und Verfolgung eine neue kulturelle und wirtschaftliche Blüte. Die
Menschen lebten nach den Prinzipien des Mabedianertums in Frieden und Wohlstand.
Die Zeit zwischen ca. 100 und 300 wird „Zweite Ära des Friedens” genannt (Die
erste Ära des Friedens waren die ersten 1000 Jahre der Siedlung auf Esper).
Diese Ära des Friedens wurde durch den grausamsten Krieg, der je die Länder der
esperischen Ostküste heimgesucht hatte, jäh beendet: Durch den 3. Zhubairkrieg.
Der dritte Zhubairkrieg
Im Jahre 348 brandete ein gewaltiges, 40.000 Krieger starkes Zhubairheer unter
dem Anführer, dem Usardaash Gudlakan Bunaagob, durch die Regenklamm und
überrannte fast mühelos den Süden Nebrinns. Die Menschen waren nach 200 Jahren
mabedianischer Glückseligkeit dermaßen behäbig geworden, daß sie geglaubt
hatten, den Krieg überwunden zu haben und waren demzufolge auch entsprechend
verdattert und hatten den Angreifern wenig entgegenzusetzen. Die Zhubair waren
grausam: Innerhalb eines Jahres wurden die Städte Südwacht, Laran, Lykin,
Celidon, Ara, Mesel, Lan und Meran geschleift. Die wenigen, die flüchten
konnten, berichteten von grauenhaften Massakern, von blutberauschten Bestien
des Chaos durchgeführt. Wer nicht gemeuchelt wurde, wurde als Sklave
verschleppt und ward (in den meisten Fällen) nie mehr gesehen.
Die Zhubair wurden „Geißel der Mabedheit” genannt, Diener des Chaos, die die
rechtschaffenen Diener der Schöpfung vernichten sollten. Die Menschen waren in
den vergangenen Jahren des Friedens so in ihrem Glauben gefestigt, daß sie nicht
in Panik flohen, sondern ein weiteres Vordringen der Zhubair über die Parak nach
Norden entschieden verhinderten. Die Vorhut der Zhubair baute erst ihre
Stellungen aus, bis 349 ein frisches, 50.000 Mann starkes Heer zu ihnen stieß.
Das gestärkte Heer machte sich erst einmal an die Eroberung Rest-Galomlands,
das ihnen erbitterten Widerstand entgegensetzte. 356 gelang schließlich die
endgültige Eroberung Galomlands. Ebenso gelang in diesem Jahr die Überquerung
der Parak, aber der Küstenstreifen zwischen Seresh und Paras blieb weiterhin
frei. Bis zu diesem Zeitpunkt waren 300.000 Menschen, die meisten davon
Zivilisten, hingemetzelt worden. Die Zhubair hatten nur etwa 50.000 Opfer zu
verzeichnen, die der Schlagkraft des Heeres wenig ausmachten, da immer neuer
Nachschub über die Berge flutete.
Gewissenlose Verräter bauten für die Zhubair leistungsfähige Katapulte und andere
Kriegsmaschinen, wozu die vielen menschlichen Sklaven als Arbeiter eingesetzt
wurden.
In ihrem unermüdlichen Bestreben nach mehr Land war der Norden nun das nächste
Ziel der Zhubair. Der nebrinner Heerführer Herdtan Togogan nutzte die Gier der
Zhubair zu einer genialen Kriegslist:
Den Zhubair war es bisher nicht möglich gewesen, nach Kathal vorzudringen.
Aufgrund ihrer Angst vor Wasser konnte dies nicht über den Seeweg geschehen.
Auf dem Festland bildete die steile Schlucht des Saeren eine unüberwindliche
Barriere nach Norden. Von entscheidender strategischer Bedeutung war die Stadt
Nordwacht, wo ein Übergang über den Saeren möglich war. Herdtan Togogan überließ
den Zhubair Nordwacht, das mächtige Heer der Zhubair aus 80.000 Kriegern, 1.270
Kriegsmaschinen 2.400 Mammuten und 30.000 Sklaven marschierte in Kathal ein.
Das 60.000 Mann starke Heer der Menschen konnte nun wunderbar das Heer der
Zhubair in die Zange nehmen. Am 3. Nolah 360 fand die entscheidende Schlacht bei
Goldnan, 40 Kilometer südwestlich von Cynan, statt. Die Zhubair wurden
vernichtend geschlagen; 60.000 Zhubair, darunter auch Usardash Gudlakan Bunaagob,
fanden den Tod, 12.000 Gefangene konnten befreit werden. Die Restlichen wurden
später eingefangen und getötet.
Nach diesem glorreichen Sieg machten sich die Menschen daran, die besetzten
Gebiete Galomlands und Nebrinns zurückzuerobern. Am 12. Cewein 360 wurden die
Zhubair mit Hilfe nebrinner Truppen aus Galomland vertrieben. Als Gegenleistung
für die militärische Hilfe mußten die Lomer allerdings die Halbinsel Tamen an
Nebrinn abtreten und einer „ewigen Verzichtserklärung” zustimmen.
Bis 372 waren die Zhubair weitgehend zurückgeschlagen. Nur noch 31.000 Mann
waren übriggeblieben, die sich in Celidon festsetzten. Die Nebrinner boten noch
einmal sämtliche Kräfte auf und stellten ein 60.000 Mann starkes Heer
(überwiegend schlecht bewaffnete Bauern) auf. Am 13. Normiah 372 flohen die
Zhubair aus Celidon und versuchten nur noch, nach Hause zu kommen. Von den
Menschen bitter verfolgt, erreichten am 5. Olvare nur noch 26.000 Zhubair die
Chjadasulsümpfe, wo bis zum 18. Olvare 20.000 weitere Krieger starben. Die
restlichen wurden über den Gambatazh getrieben. Tatsächlich sollen nur 800
Krieger wieder in die Heimat zurückgekehrt sein.
Die Jahre des Wiederaufbaus
Die 24 Jahre des Krieges hatten eine Spur der Verwüstung über Nebrinn und
Galomland gezogen. 400.000 Menschen waren in Nebrinn gestorben, 250.000 in
Galomland. Südnebrinn und Galomland waren völlig verwüstet. Der Norden Nebrinns
war nur leicht zerstört, die Ostküste völlig unversehrt. Dieser Teil, der
Küstenstreifen zwischen Seresh und Paras war dementsprechend dicht besiedelt
(Zwei Drittel der Bevölkerung lebten dort). Tausende von Siedlern brachen aus
dieser Gegend auf, um das Innenland wieder aufzubauen. Herdtan Togogan, der zum
Kanzler gewählt wurde und bis zu seinem Tode 386 das Land regierte, erwies sich
als umsichtiger und weiser Führer. Das Land erlebte einen noch nie dagewesenen
wirtschaftlichen Aufschwung. Dabei profitierte man von den beiden einzigen
positiven Errungenschaften des Zhubairkrieges: den gut ausgebauten Heeresstraßen,
die die Besatzer von ihren Sklaven hatten bauen lassen und den ebenso gut
ausgebauten Berkwerken. Der Handel mit dem Norden florierte. Besonders der Adel
Kathals profitierte von den reichen Metalllieferungen, mit denen sich die
Privatarmeen der Fürsten trefflich ausrüsten ließen. Ebenso versorgte Nebrinn
sowohl die Armeen Ilais und Latallands mit Waffen, mit denen der
Iadnisch-Lathanische Krieg noch grausamer ausuferte.
486 drang eine kleine Flotte nebrinner Kriegsschiffe in die Mündungsarme des
Karan ein. Man stieß auf wenig Gegenwehr und erklärte das „Reichsland Karan”
zur nebrinner Provinz. Allerdings beschränkt sich die Herrschaft Nebrinns über
die Karansümpfe auf einige wenige Forts voller strafversetzter Soldaten an der
Küste, die alljährlich die verschwindend geringen Tribute einsammeln und in die
Heimat schicken.
468 erreichte die Velanthe „Heilige Tarmaina von Maarlen” unter Morianne Celon
die Pelbucht im Norden von Palanth. Hier wurde die Handelsstation Morianth
gegründet. Der Handel mit diesem spärlich besiedelten Land kam nur schleppend
in Gange. 506 erreichte der kathalische Seefahrer Feran Marganas die
Kiroadischen Inseln. Über die Kiroaden erlangten die Bewohner der Esperischen
Ostküste endlich Kenntnis über die Länder der Südküste Espers und man begann,
vereinzelte Handelsbeziehungen zu den Ländern des Südens zu knüpfen.
Im Jahre 490 wurde das Vorkriegsniveau wieder erreicht. Nebrinns wirtschaftliche
Bedeutung stieg unaufhaltsam weiter an. Die Handlungsreisen wurden nun im
großen Stil betrieben. Ganze Handelsflotten bereisten die Küsten Espers und
hatten ebenso Besuche weit entfernter Völker zur Folge, was weitere Impulse zur
wirtschaftlichen Entwicklung der gesamten Region zur Folge hatte. Diese
Entwicklung hält immer noch an und ein Höhepunkt dieses Zustands ist noch lange
nicht erreicht.
Isolationsakt und Akalseekrieg
Trotz ihres wiedererlangten Reichtums fühlten sich die Nebrinner lange Zeit von
den Kathaliern ausgenutzt. Kanzler Fugald Genrid erließ 516 den umstrittenen
„Isolationsakt”, der strenge Handelsbeschränkungen mit Kathal beinhaltete. Da
die Kathalier auf Rohstofflieferungen angewiesen waren, sahen sie sich
anderweitig nach Handelspartnern um und fanden sie in den Sowoliern. Ein
umfangreicher Handelsvertrag wurde geschlossen, aber ein Großteil der
Lieferungen erreichte nie kathalische Häfen; große Teile der kathalischen
Handelsflotte wurden von Iadnischen Schlachtschiffen geentert. 519 schlossen
Kathal und Sowol ein Bündnis mit Latalland gegen die Iadner. Der von 519-526
dauernde „Akalseekrieg” endete schließlich mit einer schmerzlichen Niederlage
des kathalisch-sowolisch-lathanischen Bündnisses und der Eroberung der Inseln
Dyais, Boclai, Gotlacs und Dritclac durch die Iadner.
Mit dem Verlust der Flotte war jeglicher kathalischer Seehandel ausgeschlossen;
deshalb lag es nur nahe, die rohstoffreichen Gebiete Nebrinns unter eigene
Kontrolle bringen zu wollen. Der von 527-528 dauernde „Minenkrieg” endete aber
mit der Eroberung des Herzogtums Kaths, dem letzten großen Bergbaugebiet
Kathals, wo Eisen gefördert wird, durch Nebrinn.
Noch im selben Jahr wurde der Isolationsakt aufgehoben und nun konnten
ihrerseits die Nebrinner kräftig am Handel mit Kathal verdienen – und sie tun
es heute noch...
Jüngere kathalische Geschichte – Das Haus Gelvra
559 starb Erma II, die letzte Imperatorin des Hauses Glandra, im Alter von 10
Jahren bei einem Reitunfall. Sämtliche in Frage kommenden Thronfolger waren
entweder schwachsinnig oder zu jung. Schließlich wurde der Säugling Thadai, ein
Vetter der Imperatorin, zum Imperator (Thadai VI.) gekrönt. Zum Statthalter
wurde Salassàn sot Gelvra ernannt. 564 starb Thadai an einer Lungenentzündung.
Salassàn, der auf die Unterstützung der meisten Adligen bauen konnte, setzte
sich im folgenden Erbfolgekrieg durch und wurde 565 zum ersten Imperator des
Hauses Gelvra, das bis heute regiert, ernannt. Während seiner bis 588 dauernden
Herrschaft veränderte er das Staatswesen Kathals grundlegend:
Langsam aber beständig schwächte er die Macht des Adels immer mehr. Der Adel
wurde sowohl finanziell als auch gesellschaftlich vom Imperator abhängig
gemacht. Wer sich des Imperators Gunst nicht versagen wollte, mußte sich
ständig im Imperatorenpalast zu Maarlen aufhalten und dort durch aufwendige
Protzerei auf sich aufmerksam machen. Da der Adel nun nicht mehr in seinen
Herrschaftsgebieten walten konnte, war nun der Weg frei für eine Zentralisierung
der Macht. Die Verwaltung über die Provinzen übernahmen Beamte aus dem
Bürgertum.
Salassàns Sohn Shalsar I. (588-628) führte die einjährige allgemeine
Wehrpflicht ein und war somit auch militärisch vom Adel und seinen Berufsheeren
unabhängig. Wirtschaftlich setzte Shalsar I. sich für eine Stärkung des Landes
gegenüber Nebrinn ein. Die Provinzen wurden neu gegliedert, sämtliche
Binnenzölle (bis auf Straßenbenutzungszölle) abgeschafft, die Einfuhr von
Rohstoffen und die Ausfuhr von Fertigprodukten verstärkt. Nebrinn blieb
weiterhin wichtigster Handelspartner; deswegen konnte das Ziel, die
wirtschaftliche Unabhängigkeit der Rose vom Bären nicht erreicht werden.
Seit 628 regiert Imperator Shalsar II., der den Kurs
seiner Väter weitgehend verfolgt, seit Kurzem sogar versucht den Einfluß der mabedianischen Kirche auf
die Regierung einzudämmen.
Jüngerer Nebrinner Geschichte
Nebrinn hatte seit der Eroberung des Herzogtums Kaths lange Zeit keine militärische Bedrohung zu befürchten gehabt.
Armee und Marine werden immer besser ausgebildet, vor allem zur Sicherung der Grenzen, besonders zum Land der
Zhubair, wurde in den letzten 100 Jahren besonders gründliche Arbeit geleistet. Wirtschaftlich erlebt das Land weiterhin
einen gewaltigen Boom, der sich ins Unermeßliche steigern könnte, wenn es die ewigen Streitereien der Fürsten nicht
geben würde. Doch zur Zeit besitzt der Adel, allen voran Kanzler Jossander
sot Maura, zu viel Einfluß im Reichsrat, um an dieser Situation etwas ändern zu können, geschweigedenn zu wollen.
(me)
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