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Esperische Astronomie


Die Monde


Esper wird von zwei Monden umkreist. Der größere, weiße Mond Nilhat und der kleinere, rot leuchtende Mond Lanhat laufen auf ihren Bahnen über das nächtliche Firmament.
Bei ihnen handelt es sich um außerordentlich unterschiedliche Himmelskörper. Ihr Aussehen, ihre Bahnen um Esper und ihre Größen sind grundverschieden, und so liefern für einen Beobachter beide Monde ein Schauspiel zahlreicher Konstellationen.

Nilhat ist ein recht großer Mond, der zudem auch noch nicht allzu weit von Esper entfernt steht. Seine Konturen sind auch tags noch bei klarer Sicht durch den hohen, klaren Himmel erkennbar. Solche Tage sind beschwingte Ereignisse unter den Menschen – gerade jene, die noch an die „Alten Götter” glauben und der Natur ein großes Maß an Aufmerksamkeit schenken, sehen darin ein deutliches Zeichen dass der Frieden der Mondgötton Duline gerade über solche Tage wacht und Glück auf ein jedes Wesen wartet.
Begünstigt wird dieser Glaube auch dadurch, dass Nilhat exakt über dem Äquator des Planeten kreist. Diese Perfektion verlieh ihm die mythologische Bedeutung von Glück und Frieden.
Dieser Besonderheit ist es zu verdanken, dass der große Mond stets auf der gleichen Höhe über den Nachthimmel zu streifen scheint, egal, zu welcher Jahreszeit man ihn auch zu beobachten vermag. Nur die Thris wissen, und vielleicht einige sehr alte Schriften der Iadner und Lathan, die sie selbst kaum mehr verstehen, zeigen, dass dies nicht absolut exakt der Fall ist.

Nach Nilhat richtet sich die Zählung der Monate, da er für einen Umlauf um Esper – sprich für einen Mondzyklus – geringfügig mehr als 36 Tage benötigt (von Neumond am 1. Tag des Monats über Vollmond am 18. Tag des Monats bis zum erneuten Neumond am 1. Tag des nächsten Monats).
Bei Neumond geht Nilhat genau gleichzeitig mit der Sonne auf (bzw. unter). Im Laufe eines Mondzyklus verschieben sich die Auf- und Untergangszeiten, bis er bei Vollmond genau gegengleich zum Sonnenaufgang untergeht.
Je weiter man sich vom Äquator entfernt, desto niedriger steht Nilhat über dem Horizont. In den Polarregionen ist er zu Zeiten der Mitternachtssonne hinter dem Horizont verschwunden.
Jedes Jahr zur Frühlings- und Herbst-Tag und Nacht-Gleiche am 1. Normiah und am 1. Nenir – tritt der Mond gegen Mittag vor die Sonne und verdunkelt auf Esper einen weiten Landstrich auf Höhe des Äquators. Der Mond ist erheblich größer als die Sonnenscheibe, und so bietet sich mehrere Minuten lang das spektakuläre Bild eines gleißenden wabernden Lichtkranzes um Nilhat herum.


Die verschiedenen Mondphasen über das Jahr verteilt
Der kleinere Mond Lanhat hat dagegen eine Umlaufbahn, die ihn alle 120 Tage wieder an seinen Ausgangspunkt führt. Zum Durchlaufen aller seiner Phasen benötigt er von Esper aus gesehen sogar ein volles Jahr!
Der kleine rote Trabant besitzt nämlich eine extrem elliptische Bahn, die ihn auf der einen Seite sehr weit von Esper entfernt und in einigen Gegenden unbeobachtbar macht, da er unter dem Horizont verschwindet. Auf der anderen Seite führt sie ihn sehr nahe an den Planeten heran. Er zieht seine Bahnen darüber hinaus nicht einmal annähernd in der Ebene der Planeten und Nilhats, sondern bewegt sich über die Pole Espers hinweg. Auf dem planetennahen Abschnitt seiner Bahn ist auch tagsüber am Himmel zu sehen, wie seine Scheibe allmählich vom nördlichen zum südlichen Horizont wandert. Als Orientierungspunkt zur Anzeige von Norden oder Süden eignet er sich folglich sehr gut – wenn er denn am Himmel zu sehen ist.
Nicht zuletzt wegen seiner vollkommen gegensätzlichen Umlaufbahn im Vergleich zu der Drehung des Sternenhimmels oder zum Umlauf von Nilhat, haftet Lanhat die astrologische Bewertung als kleiner roter Quertreiber und Unruhestifter an.
Im Süden, wo man den Lauf der Jahreszeiten viel eher verfolgen kann als in den nördlicheren subtropischen Gebieten, hat Lanhat darüber hinaus die ambivalente Bedeutung von Wandel, Wachstum und Leben aber auch Störung, Umsturz und Aufruhr, während Nilhat auch hier für Ordnung, Beständigkeit und Frieden steht.
Immer mittem im Winter auf Espers Südhalbkugel befindet sich der rote Mond mit seiner vollen Scheibe an planetenferner Position. Von Beginn des Winters an erscheint der rote Vollmond also immer kleiner und kleiner am Himmel, bis er zur Wintersonnenwende hinter dem Vollmond Lanhats verschwindet, vom weißen Mond regelrecht „verschluckt“ wird. Die „Wiedergeburt“ des roten Mondes, der in der folgenden Nacht wieder von Nilhat freigegeben wird und dessen Vollmond daraufhin wieder allmählich größer wird, wird als Zeichen für den aufkeimenden Neubeginn des Lebens gesehen. Der Winter hat seinen Höhepunkt nun überschritten und von nun an sprießt neues Leben.
Die zweite Überschneidung der beiden Mondbahnen findet genau ein halbes Jahr später zur Sommersonnenwende statt. In dieser kürzesten Nacht des Jahres schiebt sich der volle Lanhat vor die volle weiße Scheibe Nilhats. „Wenn die Monde sich küssen“ sagt der Volksmund zu dieser Konstellation und verbindet mit dieser Nacht sehnsüchtige romantische Gefühle (vor allem in Marhalstan genährt durch die Legende von Walawar und Suruti), mitunter finden in dieser Nacht wilde, ausschweifende, orgiastische Feste statt.

Duhat und Tahats Zorn
Bis zum Jahre 515 v.L. umkreiste ein weiterer Mond den Planeten Esper. Der dunkle Mond namens Duhat oder auch Tahat war allerdings derart klein und unscheinbar, dass man ihn nur selten überhaupt wahrnahm. Seine Umlaufbahn war dermaßen langsam, dass er um 650 v.L. überhaupt erst entdeckt wurde, nachdem er mehrere Jahrhunderte lang über der Tagseite Espers stand und sich nun allmählich auf die Nachtseite hin bewegte. Duhat erschien nur winzig am Himmel, noch kleiner als Lanhat an seinem esperfernsten Punkt. Duhats Oberfläche war von einem schmutzigen Dunkelgrau und reflektierte nur wenig Licht, sodass er allerhöchstens für Gelehrte von Interesse war und vom gemeinen Volk nicht weiter beachtet wurde. Als jedoch im Laufe der Jahrzehnte Duhats Scheibe immer voller wurde und der Mond immer besser zu sehen war, wurde diese neue Himmelserscheinung mit Argwohn aufgenommen und als böses Omen angesehen. Im Wüstenteil fällt zum Beispiel der dritte große Zhubairkrieg mit der Besetzung Beklans in diese Zeit des anwachsenden Duhat. Dieser neue unheimliche dunkle Mond wurde vielerorts als kosmologische Ursache vielfältigen Übels angesehen.

In Shahimar erschien zu jener Zeit eine löwenköpfige Gestalt mit fremdartigem Gefolge, die sich Tahat nannte und behauptete, von diesem Himmelskörper nach Esper gereist zu sein. Dieser Tahat besaß beachtliche magische Kräfte und behauptete, seine Kräfte würden stetig wachsen, je voller sein Mond am Himmel zu sehen sei. Er forderte völlige Unterwerfung unter seine Macht vom Volke Shahimars, benutzte seine Kräfte dazu, Gegner und Widerständler auf grausame Art und Weise zu bestrafen und zu vernichten.
Ein Bund der Zauberkundigen stellte sich ihm entgegen und versuchte den dunklen Mond, die vermeintliche Machtquelle des selbsternannten Gottherrschers, zu sabotieren. Zusammengeschlossen zu einem Magischen Zirkel wollten sie ihn mit vereinten Zauberkräften aus der Bahn lenken, ihn wieder zurück dorthin schieben, wo er nicht als Vollmond zu sehen sein würde. Ihr Einsatz sorgte allerdings dafür, dass Duhat völlig aus der Bahn geriet und auf den Planeten stürzte. Der abstürzende Mond hinterließ einen gewaltigen Krater, der heute unter dem Namen Tahats Zorn bekannt ist. Die Schockwelle des Aufpralls legte die gesamte shahimarische Zivilisation in Schutt und Asche, warf ein ganzes Gebirge auf und verdunkelte auf Jahrzehnte mit Staub- und Aschewolken den Himmel Espers. Auf magischem Wege wurde zwar noch von den wenigen Überlebenden des Magischen Zirkels dafür gesorgt, dass diese Staubwolken sich verhältnismäßig rasch legten. Die Zerstörung allen Lebens und der Untergang von Zivilisationen blieb somit nur lokal begrenzt, doch das Reich Shahimar war von diesem Moment an ausgelöscht.

Später berichteten Geschichten davon, Tahat selbst habe den Mond voller Zorn herabgeschleudert, um die aufmüpfigen Shahimari zu strafen. Zumindest der Name Tahats Zorn zeugt davon, dass dieser Version der Geschehnisse Glauben geschenkt wurde.
Der göttliche Herrscher Tahat war nun gezwungen, sich eine neue Gefolgschaft zu suchen, um seine Machtträume zu verwirklichen und fand ergebene Gefolgsleute in den Chaurr Andariens.
Ob Tahat allerdings tatsächlich von dem Mond Duhat stammt und ob seine Kräfte tatsächlich an diesen Himmelskörper gebunden waren, darf bezweifelt werden.
(me, nn)

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