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Shya Dai Nim - Das Herz der Welt


Lun Dam, Herr der Felsen und Wälder


Der Lun Dam ist der Schöpfer unter den drei Göttlichen. Er formt jedes Gebirge, aber auch jeden Kiesel, und legt künstlerische Hand an ein jedes Lebewesen. Dennoch: keine seiner Schöpfungen ist perfekt.
Die Menschen sehen den Lun Dam als einen Drachen mit einem mächtigen Schlangenleib, dessen Augen von seiner andauernden Melancholie sprechen. Er liebt alle seine Schöpfungen, aber immer wieder entwickeln sie sich anders, als er erhofft, und werden vom Lun Hin verworfen und verbannt.
Dann ist es der Lun Dam, der die Fehlgegangenen in die Höllen sperrt, in denen er auch die Himmelsseelen aller falsch handelnden Menschen aufbewahrt. Er muss selber das Tor schließen und jene verdammen, die er selbst so fehlerhaft geschaffen hat. Und alle seine Schöpfungen – selbst die Berge! – sind sterblich und nicht so ewig wie der Himmel des Lun Hin.
Noch häufiger als der Lun Sua soll er unter Menschen wandeln, jedoch unerkannt, und seine Werke betrachten und über jedes einzelne seufzen, das zu fehlerhaft ist, um dem prüfenden Blick seines Bruders standzuhalten. Er ist der den Menschen am freundlichsten Gesonnene der Drachen, aber er liebt die gesamte Schöpfung, trotz alle ihrer Fehler, und wird am ehesten für einen Verirrten Fürsprache halten. Jedoch nicht nur für Menschen – seine schützende Hand hält er über die Mücken, Spinnen, Schlangen, Bäume und Felsen ebenso wie über die Menschen und immer wieder schmerzt ihn der Konflikt, den alle Schöpfung in sich trägt. Wie der Raubvogel ein Tier schlägt, aber umso mehr wie die Menschen Bäume schlagen, Tiere ausrotten und Flüsse leerfischen.
Er ist der Traurige Schöpfer, wie ihn manche nennen, und zugleich der glücklichste der Drei, weil ihn all seine Kinder immer umgeben, wohin er auch sieht.

Menschliche Erscheinungsform
Der Lun Dam hat kaum Bühnenstücke vorzuweisen und ist auch seltener Gast in Märchen, aber dafür kennt fast jeder Bewohner Shya Dai Nims jemanden, dessen Bekannten oder entfernten Verwandten der Herr der Felsen und Wälder schon erschienen sein soll.
Er wird beschrieben als bescheiden gekleideter älterer Herr, als jugendlicher Erntehelfer oder als Bauer – aber immer als schlichte Person mit traurigen dunklen Augen, egal welchen Alters oder welchen Berufes. Bei den Sam Teng tritt er oft als Steinmetz auf, während die Neng meist einen Kräuterkundigen oder reisenden Heiler beschreiben.
Meist bittet er einen daherkommenden Menschen um Hilfe bei einer Arbeit – und wer sich bereit zeigt, dem legt er ein Problem beim Verarbeiten einer Pflanze, dem Lenken eines Rindes, dem Behauen eines Steines oder anderen Tätigkeiten dar. Hilft man ihm, so bedankt er sich freundlich und wenn die Menschen nach Hause zurückkehren stellen sie fest, dass entweder plötzlich der Wald voll Kräuter steht, die Rinder zahm sind oder ein Berg sein Antlitz gändert hat, so dass kein Steinschlag mehr droht oder ein Flusslauf als Passweg begehbar ist – im Kleinen haben sie dem Lun Dam geholfen, die Welt zu verändern und zu verbessern.
In vielen anderen solchen kleinen Erzählungen soll der melancholische Wanderer nach dem Befinden der Menschen fragen – und was sie von ihrem Leben, der Welt, den Bergen, den Tieren, den Wäldern denken...
Jammert man, wie es der menschlichen Natur so eigen ist, so reist der unerkannte Göttliche melancholisch weiter und Tage später erst berichtet ein Li Jeng, dass der Herr von Fels und Wald sich entschuldige. Freut man sich über die Schöpfung, so gibt sich der Göttliche zu erkennen und beschenkt den Reisenden mit Dingen wie mehr Tieren in der Herde, fruchtbareren Feldern oder wertvollen Kräutern im Umland.

Das Amt der Erde
Der Lun Dam steht dem Amt der Erde vor, zu dem das Amt der Berge und das Amt der Ernte gehört.

Das Amt der Berge
Im Amt der Berge unterstehen ihm der Magistrat der Felsen, der Magistrat der Hohen Orte und der Magistrat der irdischen Schrift.
Der Magistrat der Felsen legt mit Meißel und Hammer die Form des Landes fest und achtet, dass alles an seinem Ort bleibt oder ändert Details auf Befehl des Lun Dam, bricht Steinschläge los und bewegt den Grund in Beben.

Der Magistrat der Hohen Orte, ausgestattet mit Pendel und Zirkel, verwaltet die heiligen Orte in den Bergen, an denen die Drachen den Menschen besondere Erkenntnis zuteil werden lassen. Besonders in den Bergregionen ist der Glaube an diesen Magistrat stark ausgeprägt und er wird mit Opfern und Bitten gnädig gestimmt, wenn man einen neuen Schrein oder einen neuen Tempel anlegen will.

Der Magistrat der irdischen Schrift trägt Stichel und Schreibkeil und soll die Regeln des Lun Dam in die Felsen und das Land schreiben. Risse in erhitzten Steinen werden daher als Orakel benutzt und es heißt, aus dieser Schrift der Felsen soll sich die Schrift Shya Dai Nims entwickelt haben.

Das Amt der Ernte
Im Amt der Ernte befindet sich der Magistrat der Felder, der Magistrat des Wachsens, der Magistrat der Tiefen Pforte und der Magistrat der Erdgeborenen.
Der Magistrat der Felder trägt bei sich Sichel und einen Sack voll Samen. Er lässt die Feldfrüchte wachsen und schenkt den Feldern Fruchtbarkeit. Neben dem Magistrat des Regens ist er der am meisten verehrte Magistrat und gilt als sanftmütig und hilfsbereit.

Der Magistrat des Wachsens, in der Hand einen Spatel, mit dem Töpfer Gefäße formen, schafft die Erdseelen, also die Körper von Tieren und Menschen. An ihn betet man um gesunde Herden, aber auch um Schönheit für Töchter und Kraft für Söhne.

Der Magistrat der Tiefen Pforte hat bei sich ein Buch und ein Schwert. Er empfängt nach dem Tod die Erdseelen aller Menschen bis auf jene der Herrscher. Ein jeder steht in seinem Buch und er entscheidet nach seinen Aufzeichnungen, ob man die Tiefe Pforte durchschreiten und ewig in den Höllen leben muss, oder ob man verdient hat, aufwärts zu den Kaiserseelen aufzusteigen. Ihn versucht man bei Beerdigungen gnädig zu stimmen.

Der Magistrat der Erdgeborenen verwaltet einerseits die Li Jeng des Lun Dam, andererseits führt er Buch über die Wesen der Hölle hinter der Tiefen Pforte und meldet, wenn sich eines aufwärt wagt, wo es unter anderem vom Magistraten des Donners wieder verjagt wird.
(ms)

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