Lun Hin, Herr des Himmels und der Herrschaft
Den Menschen erscheint der Lin Hun als ein Drache aus Schuppen, die wie pures Silber, Bergkristall und reinweiße Daunen
wirken. Sein Leib scheint lang genug, um den Palast in Nam Dsü zu umfassen und sein Maul ist groß wie das Tor zum Tempel
des Himmels. Jedes Auge ist größer als das Haupt eines Mannes und von blassem Silber. Seine Mähne, flatternd wie
Seidenbanner im Wind, ist zu gleichen Teilen sternweiß und nachtschwarz.
Wenn einer der drei Göttlichen streng ist, so ist es der Lun Hin. Er regelt und bestimmt, lässt den Lauf der Sterne
ausrichten und die Menschen ihren perfekten Platz finden. Er ist wie ein allzustrenger Vater, der seine Kinder immer
im Blick hat und alles prüft, um kalt seine Zustimmung oder Ablehnung zu verkünden.
Unablässig behält er den Aufbau der Schöpfung im Blick – und es ist ein scharfer Blick und neben seinen Augen beobachten
immer und überall alle seine Diener die Welt und die Menschen: die Magistraten, die Li Jeng des Himmels, die Sendboten
und Bediensteten des himmlischen Amtsapparates.
Lin Hun bringt im Grunde nichts eigenes hervor, aber er kappt rigoros alle Veränderungen, die ihm an der Welt
missfallen. So ist es kein Wunder, dass die Menschen Shya Dai Nims den Lin Hun in erster Linie gläubig fürchten. Er ist
ihre Waage und ihr Richter und auch wenn man an den meisten Orten den Wächter der Toten zu den Bediensteten des Lun Dam
zählt, so ist es doch das Auge des Lun Hin und seiner Untergebenen, das für diese Wächter jeden Moment eines Lebens
betrachtet und aufzeichnet.
Vielleicht erklärt die Existenz der Kulte um den Lun Hin, wie mühelos die Menschen Shya Dai Nims die rigide Herrschaft
der Kaiser akzeptiert: Es gibt bereits einen, der sie immer beobachtet und vor dem es keinerlei Geheimnisse geben kann.
Dessen Strafe rasch kommt und dessen Gnade nur den Reinsten zuteil wird.
Und wie rein ein jeder ist, das weiß er. Nicht nur durch die Augen, die auf allem Geschehen ruhen, sondern weil er
derjenige ist, der die Himmelsseelen schmiedet und versendet, die die Gedanken und den Willen und die Taten der Menschen
bestimmen. Fast weiß er ja, wie sich jeder verhalten wird – aber um der Ordnung willen achtet er dennoch auf jeden
Atemzug, den seine Untertanen tun.
Menschliche Erscheinungsform
Der Lun Hin wird immer beschrieben als weißhaariger Edler, der in silberbestickten Seidenroben einherschreitet. Oftmals
prangert er Betrüger an und führt Verbrecher durch sein Wissen der gerechten Strafe zu. Bei den Ban Bed vor allem nimmt
er jedoch in Erzählungen noch eine andere Rolle wahr: er prüft die Menschen. Entweder ruft er ein Unheil nach dem
anderen über sie herab um zu sehen, wann sie aufgeben – und belohnt die Treuen – oder er versucht sie mit hohem Status
und Macht. Nur wenn die Geprüften standhaft, gläubig und ehrlich bleiben, überreicht er ihnen seine Gesetze und ernennt
sie zu seinen Vertretern auf Esper.
Das Amt des Himmels
Der Drache des Himmels Lun Hin steht für gerechte Herrschaft, den Fluss der Zeit und die grundlegende Ordnung der
Dinge. Er hat unter sich das Amt des Himmels, das sich in das Amt der Herrschaft und das Amt der Zeit gliedert.
Das Amt der Herrschaft
Im Amt der Herrschaft arbeiten im Namen des Lun Hin der Magistrat der hohen Geburt, der Magistrat des Mandates, der
Magistrat der himmlischen Boten und der Magistrat der Kaiserahnen.
Der Magistrat der hohen Geburt, ausstaffiert mit Jadeszepter zur Erwählung und einer Kürbisflasche, in der er
die Seelen trägt, wählt die Himmelsseelen aus, die Adeligen eingegeben werden. Er sorgt dafür, dass die reinsten Seelen
mit den höchsten Tugenden auch die höchsten Positionen unter den Menschen einnehmen. Adelige sind für die Shya Dai Nimer
daher von Himmel auserwählt und bestimmt, zu regieren, während einfache Menschen weniger reine Himmelsseelen besitzen.
Der Magistrat des Mandates, erkennbar an Siegel und Stab in seinen Händen, führt für den Lun Hin die Erwählung
eines wahren Herrschers aus und übergibt ihm das Mandat der Drachen, mit dem er gerecht über ganz Shya Dai Nim
(eigentlich die ganze Welt) herrschen soll.
Der Magistrat der Himmlischen Boten, der auf Wolken schreitet und eine Botenkapsel in den Händen hält, verwaltet
die Li Jeng des Himmels, weist ihnen ihre Aufgaben und Botschaften zu, um den Menschen die Wünsche des Himmels
mitzuteilen.
Der Magistrat der Kaiserahnen schließlich, dargestellt mit Schlüssel und Schwert, empfängt die Seelen der
Herrscher, die das Mandat getragen haben. Sie leben mit anderen verdienten Himmelsseelen und Unsterblichen in der
untersten Ebene des Himmels in einem Land voll ewigem Sommer, Pfirsichbäumen voller Früchten und allen Annehmlichkeiten
eines reichen Lebens – Seen und Flüsse dieses Landes sind Fenster, durch die man hinab auf Shya Dai Nim blicken und
Teile des Geschehens verfolgen kann.
Das Amt der Zeit
Im Amt der Zeit arbeiten der Magistrat des Wechsels von Tag und Nacht und der Magistrat der himmlischen Schrift.
Der Magistrat des Wechsels von Tag und Nacht trägt eine Sonnenuhr in der einen Hand und einen Kompass in der
anderen. Er sorgt dafür, dass Monde und Sonne korrekt über den Himmel ziehen und legt die Stunden des Tages und der
Nacht fest. Ebenso ändert er die Länge des Tages und lässt die Jahreszeiten korrekt einander folgen.
Der Magistrat der himmlischen Schrift trägt einen Schreibkiel und trägt einen Stern auf der Stirn. Er ordnet die
Sterne am Himmel und ordnet die Bahnen jener, die sich irregulär bewegen. In dieser Schrift beschreibt er die Ordnung der
Weltund bevorstehende Veränderungen und viele Astrologen behaupten, eben diese Schrift lesen zu können.
(ms)
|