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Von Medici und Quacksalbern


Der Medicus
Die studierten Ärzte der Fakultäten sehen gerade wegen der praktischen Tätigkeit der anderen Ärztestände mit Verachtung auf den Chirurgen und noch mehr auf die anderen Heilkundigen herab. Dazu kommt noch eine gehörige Portion Neid, machen doch gerade die Chirurgen den Universitätsärzten schärfste Konkurrenz. Kein Wunder, denn diese bilden nur eine kleine Minderheit, auch wenn sie materiell und gesellschaftlich die Spitzenpositionen einnehmen. Zudem praktizieren sie, wenn überhaupt, vor allem in gesicherter und angesehener Stellung an den Höfen oder in reichen Bürgerhäusern. Schon deshalb und wegen der hohen Honorare bekommt der Großteil der Bevölkerung einen solchen Arzt bestenfalls von weitem zu Gesicht. Für ihre medizinische Versorgung sind die Wundärzte, Bader, Barbiere usw. zuständig.

Der Chirurg oder Wundarzt
Die Versorgung äußerer Wunden ist die Hauptbeschäftigung des Chirurgen. Außerdem behandelt er Abszesse, Tumore, Hämorrhoiden, Verbrennungen und Krampfadern. Er führt Starstiche, Blasenstein- und Bruchoperationen und Darmnähte durch, renkt Gelenke ein, versorgt Knochenbrüche und zieht Zähne. Dazu tritt die Durchführung von Amputationen und die Herstellung von Prothesen.
Im Allgemeinen halten sich Wundärzte dort auf, wo sie am dringendsten benötigt werden, wie zum Beispiel im Gefolge einer Armee oder aber sie besitzen eine eigene Praxis in größeren Ansiedlungen, wo häufiger einmal Unfälle geschehen.
In der Regel haben Wundärzte eine handwerkliche Ausbildung, d. h. eine Lehre, absolviert, was mit dazu beiträgt, daß an den Universitäten die Chirurgie nicht anerkannt, ja geradezu verpönt und als „Handwerk“ abgewertet wird.

Der Barbier
Auch der Barbier betätigt sich als Chirurg, weshalb diese beiden Gruppen kaum zu unterscheiden sind. Allerdings ist der Barbier auch noch gleichzeitig als Friseur, Zahnarzt und Apotheker tätig. Es gibt sowohl stadtansässige als auch wandernde Barbiere, welche die Landbevölkerung versorgen. Ihre Stellung in der Gesellschaft ist zwiespältig: Teilweise werden sie als Quacksalber verachtet und in die Nähe der Bader und Bordellbesitzer gerückt, teils können sie es zu Ansehen und beträchtlichem Wohlstand bringen.
Zwar sind die Barbiere vornehmlich für Aderlaß und Haareschneiden zuständig, übernehmen aber auch die sogenannte „Kleine Chirurgie“, sie kümmern sich also um Knochenbrüche, Verrenkungen, frische Wunden, Zahnschmerzen und allgemeine innere Erkrankungen. Zudem kennt sich ein Barbier noch besonders mit Medikamenten aus, die zur Behandlung der oben genannten Verletzungen verwendet wurden.

Der Bader
Die Tätigkeiten der Bader und Barbiere sind einander recht ähnlich. Deshalb versuchen letztere oft erfolgreich, die Bader auf ihre Badestuben zu beschränken. Dabei kommt ihnen der meist schlechte Ruf der Bader zu Hilfe, die häufig als unehrlich gelten. Das liegt wohl auch daran, daß viele Badestuben offenbar als Bordelle dienen. Bader sind vor allem in den Städten und Heilbädern zu finden. In ihren Badestuben bieten sie Schwitz- und Wannenbäder an, außerdem Haareschneiden, Bartscheren und Wundbehandlung. Sie entziehgen Blut durch Aderlaß, Schröpfen und das Setzen von Blutegeln. Verstopfungen werden mit Einläufen, Haut- und Gelenkkrankheiten mit Schwitzbädern behandelt. Der Bader hält auch Medikamente gegen viele andere Erkrankungen bereit, die entweder im Dunstbad als Dampf oder als Zusatz im Wannenbad verabreicht werden.

Die Hebamme
Hebammen sind hauptsächlich für die Geburtshilfe zuständig. Erfahrene Hebammen genießen oft hohes Ansehen und verfügen über gynäkologisches Fachwissen. Sie nehmen aber auch einige chirurgische Eingriffe vor, zum Beispiel die Öffnung von Abszessen (Eitergeschwüren). Ihr Wissen erlangen sie nicht durch ein ordentliches Studium, sondern durch eine Lehre bei einer erfahrenen Hebamme. In den meisten Fällen wird das Wissen von Mutter zu Tochter weitergegeben.

Die „Weise Frau“
Hebammen werden oft auch als „Weise Frauen“ bezeichnet. Eine Parallele zu dieser besteht einmal in ihrer zwiespältigen Bewertung, zum anderen darin, daß sie auch zu Empfängnisverhütung und Abtreibung hinzugezogen wird.
Die „Weisen Frauen“ sind für für alle Bereiche der Heilkunde zuständig. Sie praktizieren die sogenannte „Volksmedizin“, deren Wissen auf Erfahrung und der Kenntnis von Kräutern beruht. Zusätzlich wenden einige von ihnen Magie an, vornehmlich zu wohltätigen Zwecken und zum Brechen von Zaubersprüchen. Aufgrund dieser Verbindung von Heilkunst und Zauberei werden sie trotz des Vertrauens, das man ihnen entgegenbringt, gegensätzlich beurteilt. Sie werden oft als Kräuterweiblein, Vetteln oder Quacksalberinnen beschimpft und sind besonders gefährdet, in den Verdacht der Hexerei zu geraten. Erfolge werden weniger ihrer Kräuterkenntnis als der Magie zugeschrieben, ebenso werden Mißerfolge auf den Einfluß böser Zauber zurückgeführt. Da sie in den Augen der Menschen offensichtlich mit den Naturkräften in Verbindung stehen, werden sie ebensosehr geachtet wie gefürchtet.

Der Quacksalber
Quacksalber sind nichts weiter als gewiefte Betrüger, denen der eigene Geldbeutel näher liegt als das Wohlergehen ihrer Patienten. Im Allgemeinen haben sie nur wenig Ahnung von den Geheimnissen der Heilkunde, verstehen sich aber umso mehr auf Tricks, Täuschungen und effektvolle Inszenierungen, um seine diversen dubiosen Arzneien und Wundermittelchen unters Volk zu bringen.
Im Allgemeinen sind Quacksalber fahrende Händler, die über die Dörfer ziehen, in die sich nie ein „richtiger“ Heiler verirrt, um dort ihre Dienste dem einfältigen Bauernvolk anzubieten. Wenn sie auch kaum medizinische Kenntnisse besitzen, für banale Handlungen wie Zähne ziehen, Knochen schienen oder einfache Wundheilung reicht dies dennoch aus.
Oft ist ihre Eigenschaft als fahrende Händler unabdingbar nötig, denn wegen ihrer „Verdienste“ dürfen sie sich oft an ihrer vorigen Wirkungsstätte nicht so bald wieder sehen lassen...

Die Heilfertigkeiten im Spiel


Es ist schon recht unrealistisch, wenn ein Spieler sagt: „Ich habe eine Heilkunde-Wunden-Probe -30 bestanden. Deine Wunde am Bauch ist jetzt verbunden, du bist geheilt”. Zumal er für diese Operation nichts anderes als sein schlammverschmiertes Hemd benutzt hat.
Natürlich ist die Heilung bei weitem nicht so einfach, wie oben beschrieben. Und selbst der beste Gehirnchirurg kann ohne die geeigneten Werkzeuge und Utensilien nicht viel mehr als notdürftige Erste Hilfe leisten. Auch wird wohl kaum jeder dahergelaufene Held mit dürftiger Erfahrung auf diesem Gebiet wissen, wie man eine Schulter einrenkt oder einen Knochenbruch schient, ebenso wie ihm die Wirkung verschiedener Heilkräuter und -Tränke unbekannt sein dürfte, von der Herstellung letzterer ganz zu schweigen.
Im Allgemeinen lassen sich folgende Faustregeln festlegen, die bestimmen, wie weit der betreffende Charakter in die Geheimnisse der Heilkunst eingeweiht ist:

FW 0-2:
Normalbürger, der notdürftig Erste Hilfe leisten kann. Sein Wissen entspringt entweder dem gesunden Menschenverstand oder er hat es sich durch Beobachten angeeignet oder ihm wurden einige grundlegende Praktiken erklärt.

FW 3-4:
Von diesem Wissensstand sind die meisten Bader, fahrenden Scharlatane und sonstiges Gesindel, das sich auf dem Lande herumtreibt und behauptet, versiert in der Heilkunde zu sein. Tatsächlich besitzen sie einiges größeres Wissen als die gemeine Bevölkerung, unterliegen aber oft größeren Irrtümern, was sich als fatal herausstellen kann. Aber um Zähne zu ziehen, Erkältungen zu heilen und Warzen zu bekämpfen reicht es doch allemal.

FW 5-7:
Personen dieser Stufe sind schon erfahrenere Heiler, die mitunter schwierige Eingriffe, wie das Stechen eines Stars, beherrschen und praktizieren. Auch Kräuterweiblein und "Weise Frauen" fallen in diese Kategorie. Das Erreichen dieser Stufe setzt schon eine längere Lehrzeit bei einem erfahrenen Meister voraus.

FW >8:
Personen mit diesem Fertigkeitswert sind als ausgebildete Medici zu bezeichnen. Um diesen Status zu erreichen ist ein mehrjähriges Studium an einer Akademie und unter Umständen auch eigene Forschungsarbeit nötig, falls noch kein Wissen auf diesem Gebiet vorhanden ist.

Das Handwerkszeug des Heilers
Selbst der beste Medicus kann ohne das geeignete Handwerkszeug in bestimmten Fällen nicht viel ausrichten. Zum ständigen Reisegepäck eines Heilers sollte eine Tasche mit folgenden Utensilien gehören:
Einige saubere Verbandsrollen, 1 Pinzette, einige Nadeln und Faden, verschiedene Messerchen und Skalpelle, Wiegemesser, Mörser und Stößel, Tiegel, Maßbecher, Wundverschlüsse, 1 Fläschchen mit Alkohol (zum Desinfizieren) und natürlich etliche Beutel, Döschen, Fläschchen und Päckchen mit Heilkräutern, Pülverchen, Salben, Pillen, Pudern, Ölen usw.
Weiterhin gibt es eine Vielzahl chirurgischer Instrumente, wie zum Beispiel Sägen verschiedener Größe für Amputationen, Messer, die vor allem zum Schneiden von Gallen- und Blasensteinen dienen, Haken zum Halten der Wundränder, Zangen, Scheren und Bohrer.
(me)

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