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Garčal-kôr - Zwischen den Meeren


Die Geschichte Garčal-kôrs


Die Anfänge
In grauer Vorzeit, lange vor den „Tagen des Gestern“, flohen die Čén einer Legende zufolge vor einer mörderischen Kälte. Eis legte sich über das Land, und selbst das Meer war gefroren bis auf den Grund. Nach und nach verhungerten oder erfroren unzählige Läufer, bis nur noch eine kleine Gruppe verblieb. Einige von ihnen gaben der Legende nach ihr Bewusstsein auf, um sich fortan selbst von den kargsten Flechten und Moosen ernähren zu können. Aus ihnen entwickelten sich die Šéks, die wilden Verwandten der Čén, auf die sie heutzutage noch mit einem gewissen Mitleid herabschauen.

Unter ihrer Anführerin Čiškên wanderten die ausgehungerten Läufer weiter und weiter. Immer wieder wollten sie aufgeben, und immer wieder trieb Čiškên sie weiter. Als nur noch 25 Überlebende übrig waren, erblickte Čiškên inmitten der Schneelandschaft einen rotgelben Fleck – eine Chel-gâr! Vorsichtig grub sie die Pflanze aus, wobei sie zum Einen auf deren Zwiebel und zum Anderen auf eine große Wurzel stieß, der sie folgte, bis sie zum dazugehörigem Chen-čâs kam. Der flach wuchernde Baum war unter den Schneemassen begraben und sie tastete sie sich vorsichtig den Stamm entlang, bis sie auf einen Ast stieß, den sie schüttelte und der Schnee herunterrieselte, während sich die großen Nüsse und viele im Baum verfangene Samen lösten und vom Wind fortgetragen wurden. Als ein paar Insekten im Stamm und die Rinde des Baumes die Überlebenden genährt hatten, wuchsen bereits die ersten spärlichen Pflänzchen um sie herum. Bald brach das Grün überall durch den Schnee, das Meer taute auf, und viele Tiere kamen aus der Erde an die Oberfläche. Čiškên hatte den unter dem Schnee vergrabenen Frühling aus dem Baum herausgeschüttelt und über die Welt geschickt.

Tatsächlich historisch belegt ist die Einwanderung der Čén etwa um 2400 v.L. aus den südlichen Steppen nach Norden. Sie siedelten an den Seen und am Ufer des Kalenachdeltas und errichteten vermutlich zwischen 2200 und 2000 v.L. die ersten größeren Städte.

um 2400 v.L.: Legendäre Auswan- derung aus dem ewigen Winter nach Norden Čiškên schüttelt den Frühling aus einem Baum und belebt das Land


zwischen 2400 und 2000 v.L.: Erste Städtegründungen (Žiladan, Roš-čonór, Žoš, Vjiž, Vjâd, Vjk-Góor, Židôroš, Râo-Kadjáda und Arno)
Erste Kontakte und frühe Erfindungen
Der erste Kontakt mit Menschen fällt etwa in die Zeit um 1900 v.L. Die Heimat jener Menschen lag wahrscheinlich in Marhalstan. Welche Gruppe zuerst über Landwirtschaft, Keramik und Bronze verfügte, variiert je nach Überlieferung. Höchstwahrscheinlich haben sich diese Dinge unabhängig an verschiedenen Orten entwickelt. Bald wurden erste Haustiere domestiziert, Handelswege etablierten sich.

um 1900 v.L.: Erster Kontakt mit Menschen
Schon damals stellten die Čén eindeutig die überwiegende Mehrzahl der Einwohner. Die größeren Städte weiteten ihren Einfluss auf ihr Umland aus und es entstanden eine Vielzahl kleinerer Stadtstaaten, allesamt unter menschlicher Führung. Wie diese frühen Staaten organisiert waren, ist heute unbekannt. Die ältesten bekannten erhaltenen Aufzeichnungen entstammen schätzungsweise der Zeit um 1500 v.L. und enthalten überwiegend Warenlisten und Handelsbilanzen. Augenscheinlich schien dieser Abschnitt der Geschichte ausgesprochen friedlich zu verlaufen und die einzelnen Stadtstaaten existierten als Wirtschaftsgemeinschaften nebeneinander, ohne in aufreibende Machtkämpfe verwickelt zu sein.
Ein Jahrhundert später raffte eine Epidemie über ein Drittel der Bevölkerung dahin und dezimierte anscheinend vornehmlich die Population der Čén, wodurch der Anteil der Menschen in dieser Gegend erheblich anstieg.
um 1500 v.L.: Stadtstaaten eta-blieren sich
Die Heilerin Čišni, Gründungsmutter der Heilergilde, führte die Schwitzhütten ein und legte den Grundstein für das ausgeprägte Reinlichkeitsempfinden der Bewohner des Südwestens, die zum Schutz vor vielen Krankheiten großen Wert auf Hygiene legen.

um 1400 v.L.: Čišni gründet die Heilergilde
Erste Konflikte
Auf den Seen und Flüssen des Südwestens entwickelte sich schnell ein umfangreicher Binnenhandel, doch der Fernhandel über See wurde anfangs von den Marhalen beherrscht, die sich dann später der Übermacht der weitaus fortschrittlicheren Andarier beugen mussten.
Inzwischen dehnten Čén und Kôrn-mârchal ihr Siedlungsgebiet weiter nach Süden aus. Die damalige Kälteperiode, welche die Läufer ursprünglich in den Norden auswandern lies, war abgeklungen. So entstand wieder Kontakt zu den Čén der Steppen. Um 1200 v.L. wurden auf Bestreben Orgôvars, des Urvaters der Schmiede erste Zinnvorkommen in den nördlichen Ausläufern der Sírchalkette sowie Eisenerzvorkommen in den Kôrnbergen entdeckt. Inzwischen entstanden besonders im Delta mit seinen Verkehrswegen die organisierten Zünfte und Gilden. Um Macht und Einfluss kam es immer wieder zu Konflikten zwischen den Gruppen, die dem Zusammenhalt der Staatsgebilde nicht gerade dienlich waren.
um 1200 v.L.: Orgôvar gründet die Schmiedegilde; Erzfunde in Sírchalkette und Kôrnbergen


Um 1120 wurden die Städte vermehrt Opfer wilder berittener Angreifer aus den Grasländern des südlichen Kalen, ebenso wie sich marhalische und tlitlatlische Piraten mit ihren Schiffen ins Delta wagten und Siedlungen überfielen und plünderten. Unter der Čén Šáli sammelte sich 1112 das erste geeinte Heer des Südwestens und zog gegen die westlichen Stützpunkte der Kalener ins Feld. An der Mündung des Šóor-oš ins Delta wurde der erste dieser Stützpunkte eingekesselt und belagert, bis die Palisaden durchbrochen werden konnten. Am diesem Stützpunkt ließ Šali einige Krieger zurück, die hier die Stadt Šorgan errichteten. Mit dem nächsten Stützpunkt wurde ähnlich verfahren – hier wurde später die Stadt Utorgoš gegründet.
ab 1120 v.L.: Raubzüge kaleni- scher Horden und marhalischer Piraten, errichten Stützpunkte im Delta


1112 v.L.: Feldzug unter Šâli gegen die Eindringlinge
Ungefähr 20.000 Krieger folgten Šáli gegen Ende des Jahres 1112 zur Westmündung des Deltas, wo sie von den kleinen und wendigen Booten unter dem Kommando eines gewissen Rád empfangen wurden. Die Kôrn nutzten ihre besseren Waffen (Bronze und Eisen gegen steinernen Äxte) und ihre Überzahl, doch gelang es ihnen nur unter erheblichen Verlusten, den Fluss zu überqueren. Das letzte Aufgebot der Kalener zog sich in die Festung zurück und wurde den Winter hindurch belagert, wobei die Belagerer viel mehr unter Hunger und Kälte zu leiden hatten, als die Belagerten. Ein verzweifelter Ansturm der erschöpften Kôrn auf die Palisaden beendete schließlich die Belagerung. Insgesamt überlebten auf beiden Seiten nur etwa 1.000 Personen diesen Feldzug. Rád und Šáli fand man nach dem Kampf in tödlicher Umarmung in den rauchenden Trümmern der Palisaden vor. An dieser Stelle entstand später die Stadt Rád-Šáli, benannt nach den beiden verfeindeten Anführern.
Nach diesem Sieg der Kôrn wurde Frieden mit den Eindringlingen geschlossen, die sich schnell mit ihnen vermischten. Die Erinnerung an die Grausamkeit des Krieges brannte sich ins Gedächtnis und die Herzen der folgenden Generationen.

Senàs Ankunft
Etwa nach 970 setzte eine neue Kälteperiode ein. Die wenigen Siedlungen, die weit im Süden errichtet worden waren, litten großen Mangel und viele wurden aufgegeben, sogar die Nomaden zogen weit nordwärts. Hungersnöte reduzierten die Bevölkerung des Südwestens um ein Drittel. Viele wanderten in die Städte nördlich des Deltas aus, deren Bewohnerzahl dadurch erheblich anstieg.
Über die Ursache dieser Kälteperiode kursierten unzählige Theorien. Einige Magier befürchteten ein Ungleichgwicht in der Lebenskraft der Welt, das durch den Abfluss der von ihnen zum Zaubern verbrauchten Magie entstanden war. Andere Magiergruppierungen wiesen diese These selbstredend auf das Schärfste zurück.
Ôž-la, ein Holzgroßhändler aus dem nach ihm benanntem Ort, vertrat die These einer kugelförmigen Welt, deren Drehachse sich verschoben habe und deswegen weniger Sonnenlicht auf den Süden fiele. Da man aber traditionell den Himmelskörpern nur einen geringen Einfluss auf die Geschehnisse auf dem Erdboden zubilligt, musste die Ursache für den Kälteeinbruch auf Esper selbst zu finden sein. Und so verbreitete sich der Glauben der Nomaden an die Bestie Senàs, die der Welt ihre Lebenswärme aussaugt und sie nach und nach verschlingt. Das legendäre Schütteln des Frühlings aus dem verschneiten Baum durch die Führerin Čiškên hatte Senàs höchstens zurückgedrängt und nun setzte es zu einem neuen Anlauf an, die Welt zu verschlingen.

ab 970 v.L.: neue Kälteperiode
Zahlreiche Expeditionen reisten in den Süden, um die wahre Natur von Senàs zu erforschen, jedoch scheiterten sie allesamt an der endlose weiße Einöde Gélech-kôrs. Jedoch erlangte man durch diese Reisen Wissen über die Beschaffenheit der südlichen Geographie und knüpfte Kontakte und Handelsbeziehungen mit den Chél-čén, Sír-čén und Bâr-begač.
Die Nomaden erlebten eine zweite Auswanderungswelle. Viele von ihnen blieben in nördlicheren Gefilden Čiounad-kôrs und Sír-kôrs und wurden sesshaft, blieben aber fortan enger mit ihren nomadischen Verwandten verbunden. Einige Handelsniederlassungen entstanden in den nächsten Jahrhunderten. Aus dem begrenzten Tauschhandel entwickelte sich nach und nach ein einträgliches Geschäft.


Expeditionen
782 v.L.: Walbucht
769 v.L.: Khelečin bis zur Orovag-kette
765 v.L.: Bâr-begač-kôr, Quellen des Ži­dam­čîn


Entdeckungen und der Drei-Städte-Bund
Im 7. Jahrhundert v.L. erschloss ein Großhändler aus S‘chon-kôr namens Žonodór die Kohlevorkommen dieser Region und gründete die S‘chôn-kôr-dór-osnaž (S‘chôn-kôr-Kohle-Handelgesellschaft), aus der sich in späteren Zeiten die Händlergilde entwickeln sollte.

7. Jhd v.L.: Žonodôr gründet die S'chôn-kôr-Kohle-Handelsgesell- schaft, Vorläuferin der Händler-gilde
Nachdem bei einigen Grubenunglücken Dutzende von Bergleuten ihr Leben ließen, setzten sie 797 v.L. ein Mitspracherecht in betrieblichen Angelegenheiten durch. Diese Betriebsräte wurden schnell zu bedeutenden Machtinstanzen, die beinah allein in den Städten S‘chôn-kôrs herrschten.
ab 797 v.L.: Räte der Arbeiter und Handwerker gewinnen an Macht in S‘chôn-kôr
Den erstarkenden Händlergilden war die Vorherrschaft ausländischer Handelsschiffe im Delta schon länger ein Dorn im Auge und man setzte nun alles daran, selbst ein langsames Eindringen in den Seehandel durchzusetzen. Erstmalig wurden Wegzölle für Handelsschiffe im Delta verlangt und mit Hilfe einer Flotte aus Patrouillenbooten auch durchgesetzt. Um 730 fuhren die ersten größeren Flusskähne (Vorläufer der Kalechen) über den Kalenach. Kaum ein Jahrhundert später gab es bereits zweimastige Schiffe, die entlang der Küste bis nach Tanakré und Tlitlatli segelten. Den hochseetüchtigen andarischen Schiffen waren diese Schiffstypen aber noch weit unterlegen.
ab ca. 750 v.L.: Blüte der Seefahrt im Delta, Einführung von Weg- zöllen und Zollflotten

Zwischen 690 und 665 v.L. unternahm Kapitän Očadeš Sêlch ausgedehnte Reisen nach Norden und erreichte die Marschen ums Vierremeer, Polomasch und Shahimar. Auf seinen Reisen bewies er durch Berechnungen die Kugelgestalt der Welt, knüpfte Handelskontakte mit den Norren, den Polomi und Shahimari und brachte exotische Güter (Gewürze, Blei, Nickel, Gold, Säbelbüffel) mit nach Hause. Die Seefahrer gründeten auch einige Handelsniederlassungen, z.B. auf Tanakré und in Tlitlatli.

690-665 v.L.: Očadeš Sêlch erkun- det die Westküste: Marschen, Polomasch, Shahimar

Derweil einte der große Fürst Mârchal jenseits des Deltas eine ganze Reihe rivalisierender Stämme unter sich und gründete das Marhalische Reich, dessen Machtstreben sich sogleich auf das strategisch und wirtschaftlich so bedeutende Kalenachdelta konzentrierte. Die kampferprobten Krieger brachten 631 v.L. schnell die Marschinseln der östlichen Deltamündung unter ihre Gewalt, wurden aber vom Einbruch des Winters in ihrem Expansionsstreben aufgehalten. Um dieser Bedrohung entschlossen entgegentreten zu können, schlossen sich die drei vorherrschenden kôrnischen Städte am Ardonsee Râo-Kadjáda, Bžiëbsz und das heute nicht mehr existierende Ardšach zu einem Bund zusammen und stellten eine Streitmacht auf. Im Frühjahr 629 v.L. konnten die Invasoren schließlich unter großen Verlusten aufgehalten und auf die nördlichen Inseln der Ostmündung des Deltas vertrieben werden. Der Drei-Städte-Bund gründete später Handelsniederlassungen in den Siedlungen sesshaft gewordener Nomaden im Süden: Ardka und Šachštsi – um mit den Chel-čén Handel zu treiben und Jagd auf Wale und Robben zu machen und um neue Rohstoffquellen in den Kôrnbergen zu erschließen.
613 v.L.: Marhali erobern den Nordosten des Deltas. Râo Kadjáda, Bžiëbsz und Ardšach schließen sich zum Drei-Städte-Bund zusammen

616 v.L. wagten die Marhali einen erneuten Angriff und konnten Ardšach in Besitz nehmen. Weitere Vorstöße nach Südwesten blieben aber ohne Erfolg.
613 v.L.: Marhali erobern Ardšach


Die Zeit des Rückfalls
Seefahrt, Kultur und das Wissen über die Welt hatten sich bis zum Beginn des 6. Jahrhunderts v.L. weit entwickelt. Doch fehlende Bodenschätze und ihre Kampfesunwilligkeit machten den Kôrn zu schaffen. Aus dem Süden Kalens schickten sich 599 v.L. ganze Armeen auf, den Norden des Deltas in Besitz zu nehmen, was ihnen auch recht schnell gelang. 592 v.L. wurde ein weiteres Vordringen nach Süden über die sumpfigen Wasserstraßen erfolgreich abgewehrt. 582 v.L. wurde Bžiëbsz von marhalischen Truppen belagert und währenddessen von den Kalenern angegriffen – in der Hoffnung, selbst den Stadtstaat zu erobern. Mehr als 30.000 Opfer fand diese Schlacht und am Ende blieb die Stadt unabhängig.
599 v.L.: Kalener erobern den Norden des Deltas


Der größte Schicksalsschlag für den Südwesten, ereignete sich jedoch in Form der gefürchteten Gélech-lakz („Weißhaut“). Ihren Anfang nahm die Seuche in S‘chôn-kôr, wo von 567 bis 559 v. L. fast die Hälfte der Bevölkerung umkam. Bald darauf breitete sie sich bis in die südlichen Steppen und den Lauf der Kalenach entlang aus. Garčal-kôr und der Süden Kalens hatten über eine Million Tote zu beklagen – fast die Hälfte der damaligen Bevölkerung. Ob aus Wahnsinn, Verzweiflung oder dem vergeblichem Bemühen, die weitere Ausbreitung der Seuche zu verhindern, steckten viele Leute ihre Häuser in Brand. Ganze Städte fielen in Schutt und Asche und weite Landstriche wurden entvölkert. Lediglich die Inseln an der Ostmündung der Kalenach blieben durch eine strikte Quarantänepolitik weitgehend von der Seuche verschont.
567-559 v.L.: Weißhautepidemie dezimiert die Bevölkerung um die Hälfte

Zeitgleich erschien ein Himmelskörper am Firmament, der im Laufe der Jahrzehnte immer größer und bedrohlicher erschien. Als dieser neue Mond 514 v.L. weit im Norden herniederging, schwere Erdbeben auslöste und den Himmel auf Jahre von Staubwolken verdunkeln ließ, sahen die meisten Kôrn darin ebenso wie in der Seuche das Wirken von Senàs, der immer mehr von der Lebenskraft der Welt verschlang. Die Gesellschaft war zerbrochen, lebte in ständiger Angst vor Senàs möglichem Vorstoß, jederzeit das Ende der Welt erwartend. In Tlitlatli gewannen um diese Zeit die Anhänger des Sonnengottes Tlitlatzl mehr und mehr an Bedeutung und begannen mit dem Aufbau eines absolutistisch theokratisch geprägten Herrschaftssystems. Die Angst vor dem Wirken des eisigen Weltenfressers Senàs im Süden machten sie sich zunutze, um ihren Sonnengott als einzig wahrhaft mächtigen Gegner von Senàs zu etablieren, um im Süden neue Anhänger zu gewinnen. Im Delta und S‘chôn-kôr ließen sich etwa zwei Drittel der Bevölkerung zum Tlitlatzl-Glauben bekehren, wehrten sich aber vehement dagegen, dem Reich Tlitlatli einverleibt zu werden.
514 v.L.: Duhats Absturz, Vor- marsch des Tlitlatzl-Glaubens im Süden


Der Neubeginn
In S‘chôn-kôr wurde trotzdem versucht, ein Regierungssystem nach tlitlatlischem Muster zu etablieren, doch gelang es den Sonnenpriestern nie, eine derartig absolute Machtposition einzunehmen wie in Tlitlatli. Die Sturheit der Gilden und der Freiheitsdrang der Bevölkerung waren einfach zu stark. Doch wuchs die Bevölkerung und die Wirtschaft des Landes im folgenden Jahrhundert rasant an, begünstigt durch neue Kohlefunde, aber auch durch eine Wärmeperiode mit außergewöhnlich häufig auftretenden guten Ernten – den Priestern zufolge selbstverständlich ein Gunstbeweis Tlitlatzls.

Weiter im Osten dagegen etablierten sich Adelshäuser nach marhalischem Vorbild und übernahmen die Vorherrschaft über bis dato unabhängige Stadtstaaten – die Fürstentümer Kadjáda, Bžiëbsz und Maruč entstanden am Südufer des Ardonsees, das Fürstentum Šóor-kôr östlich des Šóor-oš und südlich angrenzend Čor-kôr.
356 v.L. drangen kalenische Truppen bis an den Ardonsee vor und beanspruchten seine gesamte nördliche und westliche Küste. Der kalenische König Halchmâ ließ im Norden des Ardonsees seine Residenz Restima errichten und profitierte von den Einkünften aus einem Großteil der entrichteten Wegzölle im Ardonsee und den Wasserstraßen des Deltas westwärts.
342 v.L. wollte er seinen Machtbereich auch auf Gebiete südlich des Deltas ausdehnen und griff an zwei Fronten die Städte Šorgan und Maruč an. Während erstere sich nach dreimonatiger Belagerung ergab, schlug Maruč dank der Hilfe seiner Verbündeten aus Bžiëbsz die Belagerer im Jahre 337 v.L. erfolgreich zurück, wobei König Halchmâ von Pfeilen durchbohrt in den See fiel und ertrank.
314 v.L. gelang es den Kalenern unter Halchmâs Enkel Helmach die Stadt Utorgoš zu erobern und somit fast das gesamte westliche Delta unter seine Kontrolle zu bringen. Einzig der Hafen Rád-Šáli leistete seinen Truppen noch erbitterten Widerstand.

Aufstieg zur Großmacht
In Utorgoš und Šorgan kam es 301 v.L. zu großen Aufständen, die mehrere Tausend Tote forderten, aber ohne große Wirkung blieben. Šrigol, der Legende nach ursprünglich ein einfacher Fischer vom Šóor-oš, der zum Günstling, ja sogar zum Adoptivsohn des Fürsten von Čor-kôr aufgestiegen war und große Eisenerzvorkommen in der Sírchalkette entdeckt hatte, baute zu dieser Zeit nach dem Tod seines Ziehvaters seine Machtstellung aus und etablierte Čor-kôr als vorherrschende politische Macht südlich des Deltas.
Seine Tochter Sírchal-gâr gilt als erste Königin von Čor-kôr. Mit dem Antritt ihrer Regentschaft 285 v.L. wurden das Fürstentum Šóor-kôr und weite Gebiete westlich des Šóor-oš zu ihren Vasallen. Überall im Süden warb sie Kämpfer an, und selbst aus entfernten Gebieten, sogar von den Nomaden, wurde ihr Ruf befolgt. Mit einer 50.000 Soldaten zählenden Armee und einer großen Horde Kriegsmammuts zog sie 283 v.L. aus, sich wieder die Kontrolle über das Delta zu sichern. Die kalenischen Besatzer Šorgans sollen beim Anblick ihrer Truppen die Stadt kampflos übergeben haben, und auch das restliche westliche Delta mit dem wichtigen Zollhafen Krešent fiel ihr recht schnell in die Hände.
Jedoch schickte der kalenische König Alánache zur selben Zeit von der damals noch unbedeutenden Hafenstadt Očtedja aus 15.000 Mann nach Gâr-Čorbár. Sírchal-gâr war gezwungen mit ihrer Armee einen winterlichen Gewaltmarsch zu unternehmen, um ihrer belagerten Hauptstadt zur Hilfe zu kommen. Nördlich der Stadt kam es zum Zusammenprall der beiden Heere. Auf kôrnischer Seite waren etwa 20.000 Tote zu beklagen, während von den Kalenern nur 3.000 diese Schlacht überlebten. Zur gleichen Zeit schickte Alánache ebenfalls von Očtedja aus eine Kriegsflotte nach Ráo Kadjáda und eroberte die Stadt nach zweimonatiger Belagerung. Mit der restlichen ihr noch verbliebenen Armee machte Sírchal-gâr nun dorthin auf und befreite die Stadt nach einem auszehrenden Kampf um jeden einzelnen Straßenzug. Nach diesem Sieg verleibte sie das Fürstentum Ráo Kadjáda ihrem Königreich ein.


Dynastie Šrigol
285-258 v.L. Sírchal-gâr
258-240 v.L. Ordča-gâr
240-207 v.L. Utor-gâr
206-182 v.L. Žanâch-gâr
182-161 v.L. Gélč-gâr
161-139 v.L. La-gâr
139-114 v.L. Gelech-gâr

Die Kräfte auf beiden Seiten hatten sich nun erschöpft. Kalen war darüber hinaus mit Kämpfen gegen die wilden Bergstämme des Talasch ebenso wie internen Querelen beschäftigt. 274 v.L. schwang sich schließlich General Gásda zum Herrscher Kalens auf und wurde zum erbittertsten Gegner von Sírchal-gârs Nachfolgerin Ordča-gâr. Diese hatte inzwischen auch die Fürstentümer Bžiëbsz und Maruč zu ihren Vasallen gemacht, den Hafen Muil und seinen Einflussbereich den Marhali abgehandelt und Čor-kôr weitgehend stabilisiert. 265 und 249 v.L. zog sie gegen Gásda ins Feld, vornehmlich um den strategisch äußerst bedeutenden Hafen Očtedja zu erobern. Und obwohl die Kôrn den Kalenern sowohl waffen- als auch zahlenmäßig überlegen waren, konnte Gásda sich immer wieder durch List retten: Er blockierte die Schiffe der Angreifer mit ölgetränkten Netzen und ließ aus den Uferwäldern des Flusses Brandpfeile und Feuerzauber auf die Flotte abschießen oder setzte ganze Waldstücke in Brand, in dem sich feindliche Truppen bewegten. Diese Kriegstaktik brachte Gásda den Beinamen „Feuerlöwe“ ein. Ordča-gâr überlebte einen solchen Hinterhalt, von schweren Brandwunden entstellt.
Ihr Sohn Utor-gâr wurde 226 v.L. mit seiner übermächtig scheinenden Armee auf dem Weg nach Očtedja vom inzwischen greisen Gásda mit Hilfe von Strohpuppen und magisch erzeugtem Nebel in eine Falle gelockt und die Streitmacht wurde um die Hälfte dezimiert und wieder einmal entging Očtedja der Eroberung durch die Kôrn. Doch schließlich musste sich 221 v.L. Gásdas Sohn Gáchmâ dem Ansturm der kôrnischen Truppen beugen, auch wenn es ihm gelang mittels Feuerzaubern die feindlichen Mammuts in Panik zu versetzen, wobei Utor-gâr ein Auge verlor. Daraufhin verfügte Utor-gâr, dass nie wieder ein Mammut zu Kampfzwecken eingesetzt werden dürfte – eine Anweisung, an die sich folgende Generationen selbstredend nicht hielten.
Der Einflussbereich des Königreiches Čor-kôr erstreckte sich nun von den Kôrnbergen bis ans Delta von der Ost- bis zur Westmündung. Gewisse Hoheitsansprüche reichten bis tief hinein in die Steppen, südwärts bis zum Gélechgebirge. Die Herrscher der Šrigol-Dynastie führten eine einheitliche Gesetzgebung und einheitliche Gewichte ein. Bislang hatte jede einzelne Stadt eigene Regelungen, die nun im Königreich für heilloses Durcheinander sorgten.
Überall trieb man die Ausweitung der Zivilisation voran. Der Seehandel blühte, die Einnahmen aus den Wegzöllen im Delta flossen zum größten Teil in kôrnische Taschen. Die Verwaltung der Städte übernahmen zunächst königliche Gesandte, deren Posten im Laufe der Zeit immer wieder innerhalb der Familie vererbt wurden, so dass sich der Adel bildete – die menschliche Führungsschicht.

Die aufständischen Städte
In den südlichen Gegenden Losch-kôr, Sír-kor und Čiounad-kôr – allesamt Vasallen Čor-kôrs – waren inzwischen einige Städte entstanden. Auch hier setzten sich mit der Zeit einzelne Adelsfamilien als Großfürsten durch – sozusagen Provinzherrscher von Königs Gnaden. Garčal-bzi, der erste König der neu an die Macht gekommenen Garčal-sís-Dynastie, machte sich schließlich auch S‘chôn-kôr zum Vasallen und nannte sich selbst als erster Herrscher „Hochkönig von Garcal-kôr“.
Im ersten Jahrhundert v.L. kristallisierten sich immer mehr die Konflikte zwischen den machtbesessenen Adeligen und den selbstbewussten Gilden in den Städten des Deltas heraus. Das Streben nach Selbständigkeit im Delta war vor allem ein Streben nach uneingeschränkten Profiten aus dem Handel im Delta, ohne an den König Abgaben zahlen zu müssen. Die dekadenten und verschwendungssüchtigen Adligen wurden von weiten Teilen der Bevölkerung mehr und mehr abgelehnt. Ab 97 v.L. ließ Königin Ûi-bzi und ihre Nachfolger Orvo-bzi und Orda-bzi zahlreiche Straßen anlegen, um den Handel auf dem Landweg zu stärken. Da diese Herrscher allesamt eine persönliche Abneigung gegen das Meer, Flüsse und Wasser im Allgemeinen hatten, ließen sie sogar Straßen anlegen, die direkt an den Flussufern entlangführten – eine besonders unnütze Maßnahme in den Augen der Transportgilde, der die neu angelegten Straßen anfangs äußerst suspekt waren und als Konkurrenzmittel zu ihrem Flusshandel gesehen wurden. Doch blieb den Städten und den Gilden nichts weiter übrig, als sich der Rechtsprechung und den Steuern des Adels zu beugen, denn das Militär befand sich fest in Adelshand.


Dynastie Garčal-sís
113-97 v.L. Garčal-bzi
97-64 v.L. Ûi-bzi
64-50 v.L. Orvo-bzi
50-38 v.L. Orda-bzi
38-11 v.L. Jzá-bzi
11 v.L-42 n.L. Sálčen-bzi
42-52 Selč-bzi
52-101 Orgôv-bzi
101-124 Očra-bzi
124-157 Arž-bzi
157-188 Šrigol-bzi
188-231 Lâž-bzi
231-277 Gâma-bzi
          (bis 251 mit Ûrsou-bzi)
278-285 Ilž-bzi
285-292 Šach-bzi
Doch etliche Adelige nutzten ihre gesellschaftliche Stellung gnadenlos aus und fielen durch Ausschweifungen und Amoral auf. In Očtedja kam es 23 n.L. zum Aufstand gegen den Statthalter Šigzal-ul, der das Kind einer seiner Konkubinen töten oder gar in finsteren Ritualen hatte opfern lassen sollen. Šigzal-ul floh aus der Stadt und sein Sohn Jzá-ul folgte ihm nach. Er sollte sich zum Rädelsführer der Statthalter etlicher Städte im Delta aufschwingen.
Zunächst verhängten sie ein Versammlungsverbot, wodurch die Stadträte praktisch aufgelöst wurden. Dann verboten sie die freie Ausübung von Magie und machten die Berufsausübung von einer teuren Lizenz abhängig oder verbanden sie mit der festen Anstellung bei einem Adeligen. Im Jahr 39 folgte sogar noch die Zensur aller öffentlichen Schriften und die Inbeschlagnahme sämtlicher Bibliotheken. Auf Geheiß Königs Sálčen-bzi wurden die Zensurbeschlüsse 41 schließlich wieder aufgehoben – selbst der alte, senile Herrscher, der die Statthalter bislang still gewähren ließ, hatte nun endlich den schwelenden Unmut in der Bevölkerung bemerkt. Nach seinem Tod 42 folgte ihm sein erst 3-jähriger Enkel Selč-bzi auf den Thron.
ab 23 n.L.: Nach Aufständen werden die Rechte der Bürger massiv beschnitten: Versamm-lungsverbot, Magielizensierung, Zensur und Beschlagnahmung öffentlicher Schriften
Der junge und schwache König gab Jzá-ul und den Statthaltern die Gelegenheit, weiter gegen die Gilden vorzugehen. 45 wurden in den Städten die Gildeneigenen Lagerhäuser, 47 die Gemeinschaftsunterkünfte und die Gildengerichte verboten, 48 sogar die Gemeinschaftsvermögen eingezogen. Nicht wenige Arbeiter fanden nun keine neue Bleibe und erfroren zur Winterszeit.
ab 45: Unter König Selč-bzi schrittweise Entmündigung der Gilden
So wundert es kaum, dass 50 der erste Aufstand in Očtedja Straßen losbrach, der gewaltsam niedergeschlagen wurde und mehrere hundert Tote forderte. Im folgendem Jahr wurde Jzá-ul nachgesagt, Unzucht mit einer Čén getrieben zu haben. Der Zorn der Čén-Gemeinde kannte keine Grenzen: Ein Großteil der Stadtwachen und Bediensteten schloss sich dem Mob an, der Stadthalter Jzâ-ul aus seinem Anwesen zerrte, vor drei Richter aus dem Volk stellte und dann in einem Jauchefass ertränkte.
Die Kunde von diesem Aufstand verbreitete sich schnell im Delta und Aufruhr ergriff die Städte. Lediglich in Rád-Šáli verständigte man sich darauf, den Gilden wieder ihre Freiheiten einzuräumen, jedoch die Herrschaft dem Adel weiterhin zu überlassen.Im restlichem Delta kam es jedoch zu allerlei blutigen Zusammenstößen. Vielerorts wurden die Aufstände von den Adligen zerschlagen. In Očtedja dagegen setzten sich die Bürger bis Anfang 51 endgültig durch und vertrieben die Adeligen aus der Stadt.
Der kindliche König Sélz-bzi hatte auf seine adeligen Berater gehört und ein Heer von 14.500 Mann ausgeschickt, die Aufstände niederzuschlagen. Als ihn sein einziger Čén-Berater Angoš Nôdja über das frische Schlachtfeld und der König all die Leichen, den entsetzlichen Gestank und zahlreiche Schwerverletzte erblickte, erkannte er erst, was seine Befehle für Auswirkungen gehabt hatten. Er begann sich endlich dafür zu interessieren, aus welchen Gründen die Aufständischen gegen ihn erhoben hatten und initiierte Verhandlungen. Im Herbst 52 nahm er sich angeblich das Leben – oder wurde ermordet, Gerüchten zufolge im Auftrag seiner älteren Schwester Orgôv-bzi, die seine Nachfolge antrat.
ab 50: Aufstände in den Städten des Deltas
Doch auch sie war schließlich dazu gezwungen, mit den Aufständischen in Verhandlung zu treten. Es dauerte beinah zwei Jahre, bis sie endlich zu einem Kompromiss kamen. Im Wesentlichen musste die königlich-adlige Seite die Forderungen der Aufständischen annehmen. Die Städte Očtedja, Muil und Krešent bekamen im Gegenzug zu der Verpflichtung auf relativ geringer Tributzahlungen an Garčal-kôr das Recht auf eine eigene Gesetzgebung und Finanzverwaltung zugesprochen. Die Einnahmen aus den Wegzöllen blieben den Städten zur freien Verfügung.
50-54: Separationskrieg endet mit Souveränität der Städte Očtedja, Muil und Krešent
Hoffte man, mit dieser Maßnahme lediglich drei Städte verloren aber weiterhin die Kontrolle über die Zolleinnahmen aus dem Delta zu haben, so hatte man sich dabei entschieden geirrt. Allein die Kriegsflotten dieser drei Städte übertrafen die Flotte ganz Garčal-kôrs in ihrer Größe erheblich und schon bald begannen die Flotten der freien Städte, das Delta zu kontrollieren und ihren Einfluss auszuweiten.
Die Städte verbündeten sich miteinander und ihr Streben nach Selbstbestimmung zog im Delta immer weitere Kreise. 89 sagte sich der in der Mitte des Deltas gelegene Hafen Brenn von Kalen los und suchte Schutz im Bund der Freien Städte. Strafmaßnahmen der Kalenischen Marine wurden von den Städten Restima und Trevern boykottiert und blieben wirkungslos. So mussten die kalenischen Herrscher ebenfalls relativ machtlos mit ansehen, wie sich wohlhabende und einflussreiche Städte von ihnen trennten. Im Jahre 96 schloss sich noch die nördlichste Stadt des Deltas Rhinze dem Bund aus Muil, Octesia (dem ehemaligen Očtedja), Restima, Brenn, Kreszent (dem ehemaligen Krešent) und Trevern an. Ein Bund aus sieben reichen und mächtigen Städten war geboren, dessen Einflussbereich sich nahezu über das gesamte Delta erstreckte, und die nördlichen und südlichen Nachbarn mussten ohnmächtig hinnehmen, ihre strategisch und wirtschaftlich bedeutendste Region verloren zu haben.

Der Niedergang des Königtums
Das Modell der unabhängigen Städte hatte starken Einfluss auf weitere Städte im Südwesten, die sich ebenfalls liebend gerne vom verhassten Adel emanzipiert hätten, aber einfach nicht über genügend Wirtschaftskraft und Einfluss verfügten, sich der Staatsmacht entgegen zu stellen. Doch der Zusammenhalt des Reichs war arg geschwächt. 170 ernannte sich Großfürst Chul-Nuchž zum König von S‘chôn-kôr. Nach einem zwei Jahre dauernden Separationskrieg, der etwa 10.000 Soldaten das Leben kostete, waren die Abtrünnigen fürs erste besiegt und König Šûrgol-bzi setzte die ihm treue Familie Žido aus Židad als neue Großfürsten ein. Der Zusammenhalt des Reichs sollte trotzdem nur noch ein halbes Jahrhundert erhalten bleiben.


170: 1. Separationskrieg um S‘chôn-kôr; königstreue Familie Žido wird zum Herrscher ernannt
Der letzte Žido-Großfürst soll 237, nachdem er in seinem Schwitzbad ausrutschte, sich den Kopf aufschlug und einen schweren Hirnschaden davontrug, den Fürsten Vjaš-Bálch zu seinem Statthalter ernannt haben – obwohl er zu diesem Zeitpunkt nichts als ein sabbernder Pflegefall ohne jeglichen Verstand war. Es wird erzählt, seine Höflinge seien um sein Krankenbett versammelt gewesen und der Großfürst habe deutlich den Namen Vjaš-Bálch geäußert. Wahrscheinlich hatte er eher zum Ausdruck bringen wollen, dass ihm seine Suppe nicht schmeckte...
Nach dem Tod des Großfürsten Žido 238 übernahm Bálch dessen Amt. 243 erhob er sich schließlich zum König von S‘chôn-kôr. Auf dem Thron in Gâr-Čorbár saßen zu diesem Zeitpunkt gerade die neunjährigen Zwillingskönige Ûrsou-bzi und Gâma-bzi, deren Jugend dem findigen Bálch ein willkommener Anlass zu sein schien, sich von der Herrschaft des Hauses Garčal-sís loszusagen. Als er sich mit einem Kontingent von 3.000 Mann angeblich auf der Suche nach einer Räuberbande vor Šûrgol befand, besetzte er kurzerhand die Stadt und nahm die dort stationierten Krieger der Zwillingskönige gefangen. Rasch verleibte sich Vjaš-Bálch auch noch Žiladan und Židkôš ein. Da schickten die Zwillinge Truppenverbände an die Grenze und baten die Großfürstenfamilie Šachzi in Losch-kôr, im Süden die Grenze nach Sír-kôr zu sichern.
238: Vjaš Bálch erklärt sich zum König S‘chôn-kôrs; 2. Separations-krieg
Es folgte ein recht halbherzig geführter Krieg seitens der Zwillinge, in dem weitere Eroberungen Bálchs zwar unterbunden wurden, ihm aber in S‘chôn-kôr keine Niederlage eingebracht werden konnte, obwohl er ganz offensichtlich über weniger Truppen, eine kaum nennenswerte Flotte und allgemein schlechtere Ausrüstung verfügte.
Als sich 245 dann auch noch Großfürstin Čon-šachzi von Losch-kôr zur Königin ernannte und sich von der Herrschaft der Zwillinge lossagte, waren diese jeglicher Verbündeter im Westen beraubt und so beschränkten sie sich darauf, wenigstens den Hafen Nová-Stóšna zu sichern, um die Eisenvorkommen Sír-kôrs und den Handel weiterhin zu kontrollieren.
245: Con-šachzi erklärt sich zur Königin Losch-kôrs
Nach einem halben Jahr der Belagerung brach in der Stadt die Gâma-hén aus, eine Krankheit, die den Körper austrocknet und nach wenigen Tagen zum Tod führt. Nachdem die Seuche einen Großteil der Bevölkerung dahingerafft hatte, war sie eine leichte Beute für die Truppen der Zwillingskönige.

Aus Angst vor einer Ausweitung der Epidemie unterbrachen die Zwillinge die Offensive und schlossen mit den beiden Abtrünnigen Waffenstillstände, ohne aber deren Ansprüche und Titel zu legitimieren. Gâma-bzi erkrankte Mitte 246 selbst an der Seuche. Durch die Pflege ihrer Hofärzte verflog sie aber bei ihr wieder. Daraufhin wurde der Berufsstand der Heiler in den Gildenstatus erhoben. Von dieser organisierten Heilerschaft erhofften sich viele größere Fortschritte in Ursachenforschung und Behandlung. So wurde entdeckt, dass durch das duftige Öl der Sóor-gâr und häufige Dämpfbäder mit Rainfarn die Erkrankung nach 5 bis 12 Tagen überwunden werden kann. Der Bedarf nach Heilpflanzen wuchs rapide an und große Blumenfelder entstanden im Umkreis der großen Städte.
246: Gâma-hên-Epidemie begüns-tigt Friedensschluss zwischen Čor-kôr, S‘chôn-kôr und Losch-kôr
251 eskalierte der Konflikt mit den Abtrünnigen aus Losch-kôr erneut, als Čon-šachzi Kontrolle über den Oberlauf des Sír-čîn zu übernehmen versuchte. Von Süden her näherte sich eine Armee aus Losch-kôr den Bergbausiedlungen und eroberte mühelos Onač und Žo-kna. Vor Ostaš kam es zur entscheidenden Schlacht gegen die Truppen Ûrsou-bzis, wobei der König zwar ums Leben kam, aber Čon-šachzi von Ostašs Bewohnern mit unverhohlenem Hass aus der Stadt gejagt wurde. So endete ihr Eroberunsfeldzug in Sír-kôr.
Con-šachzi verstarb kurz darauf, vermutlich ermordet. Ihr folgte eine Reihe kurzlebiger Konkurrenten, rasch entmachtet vom nächsten König. Wegen der großen Verluste in den Kämpfen und Intrigen um die Vorherrschaft in Losch-kôr wurden weitere Eroberungsversuche jenseits der Sírchalkette gar nicht erst wieder versucht.
Königin Gâma-bzi musste fürs Erste auch mit Losch-kôr einen Waffenstillstand vereinbaren. Sie erkannte die Ansprüche auf eigene Herrschaft jedoch nicht an und belegte S‘chôn-kôr und Losch-kôr mit einer Handelsblockade, an die sich die Gilden jedoch zu keiner Zeit hielten. Žoš-oš und Sír-cîn bildeten die unruhigen Grenzen.
251: Erfolgloser Versuch Losch-kôrs, den Oberlauf des Sír-čin zu erobern

Der tlitlatlische Vorstoß
In den vergangenen Jahrhunderten hatte sich der Glaube an die Kraft des Sonnengottes Tlitlatzl als einziger mächtiger Gegner des weltverschlingenden Senàs nicht nennenswert ausbreiten können. Die Angst vor dem Weltenende war aus dem Bewusstsein der Leute mehr und mehr verdrängt worden. Das Ende war die letzten paar hundert Jahre nicht gekommen, wieso sollte es ausgerechnet morgen soweit sein? Und dem rigorosen Machtanspruch Tlitlatzls beugen wollte man sich im Südwesten ganz sicher nicht.
So entsandte 283 Gottkaiser Atlhitla ein mächtiges Heer von 62.000 Mann ins Delta und unterwarf die Städte Trevern und Kreszent. 284 stand das Heer vor Brenn – eine Stadt, in welcher der Sonnenkult recht stark vertreten war. Doch als die Tlitleca die Stadt schließlich eroberten und plünderten, taten sie dies, ohne zwischen Ungläubigen und Rechtgläubigen zu unterscheiden. Shihuat, örtlicher oberster Sonnenpriester, stellte sich auf das Dach seines Tempels und verfluchte Tlitlatzl, diesen angeblichen Schutzgott, der seinen Anhängern nicht einmal Schutz gewährte vor den Metzeleien seiner eigenen Anhänger. Daraufhin stürzte er sich hinab in den Tod. Die Kunde von diesem Ereignis verbreitete sich rasch, und scharenweise schworen daraufhin die Anhänger des Tlitlatzl im Städtebund ihrem Gott ab. In den noch freien Städten wurden Tempel gestürmt und Priester in Jauchefässern ertränkt.
283: Tlitleca erobern Trevern und Kreszent

Der Auffassung der tlitlatlischen Invasoren zufolge handelte es sich bei diesem Krieg um eine Strafaktion gegen die ungläubigen Bewohner des Deltas im Allgemeinen und gegen die „falschen“ Anhänger des Sonnenkultes, die es nicht geschafft hatten, den Glauben weiter zu verbreiten. Die Deltabewohner schienen der Gunst Tlitlatzls nicht wert, und so wurde rücksichtslos jedes Dorf, jede Siedlung niedergebrannt, die Bewohner versklavt oder dem Tlitlatzl geopfert und verspeist. Eine kollektive Angst vor weiteren Vorstößen Tlitlatlis gen Süden machte sich breit.
Abwendung von jeglicher Religion im Delta
König Šach-bzi sah seine Chance zum Eingreifen gekommen. Mit einem Sieg über die Invasoren könnte er die abtrünnigen Städte befreien, die sich dann ihm, dem glorreichen Retter, wieder anschließen würden. 286 kam es zur Schlacht um Kreszent – die kôrnischen Truppen wurden vernichtend geschlagen und auch der König fand hier den Tod. Im Winter des selben Jahres schickten die noch freien Städte des Bundes ein vereintes Heer zur Befreiung Brenns, Treverns und Kreszents. Dem außerordentlich kalten Winter jenes Jahres verdankten die Bundgenossen den Rückzug der Tlitleca. Orakelsprüchen zufolge hatte Tlitlatzl beschlossen, die Ungläubigen im Delta vorerst dem weltverschlingenden Zorn von Senàs zu überlassen und dann später das „gereinigte“ Land erneut zu besetzen. Jedenfalls wurde der Rückzug der tlitlatlischen Armee so offiziell begründet...
286: Kôrnischer Befreiungsver-such der Städte scheitert; die verbündeten Städte befreien schließlich ihre Genossen.
Gründung des Gormach als städteübergreifendes Parlament
Als Konsequenz dieser Ereignisse wurde im Bund mit dem Gormach ein städteübergreifendes Parlament ins Leben gerufen, um zukünftig geschlossener und geeinter Beschlüsse fassen zu können. Und auch in Garčal-kôr setze sich die Erkenntnis durch, dass man nur vereint wirksamen Widerstand gegen tlitlatlische Eroberungen leisten könnte. Mit Šach-bzi erlosch die Dynastie der Garčal-sís, die Regierungsgeschäfte oblagen neun Jahre lang seinem Čén-Befehlshaber Bizí Benoudniak, der die Herrscher S‘chôn-kôrs und Losch-kôrs endlich offiziell als Könige anerkannte und in Gâr-Čorbár den Regierenden Rat als Gremium aus Vertretern der drei Königreiche ins Leben rief. Benoudniak sollte der einzige Čén bleiben, der je im Süden regierte. 295 übernahm die Familie Kosa die Macht in Gâr-Čorbár.
286-295: Reichsregent Bizi Benoudniak Anerkennung der eigenständigen Königreiche S‘chôn-kôr und Losch-kôr

Krisenzeit
322 rückten die Tlitleca abermals gegen Trevern und Kreszent vor, die inzwischen wesentlich besser befestigt mit einem festen Heer bestückt waren und die Angreifer zurückschlugen. Der Regierende Rat in Gâr-Čorbár wollte den Städten nur dann militärische Unterstützung gewähren, wenn sie sich wieder Garčal-kôr angeschlossen hätten – was die Vertreter der Städte ablehnten. Als 365 ein erneuter tlitlatlischer Vorstoß stattfand, entsandte der Rat eine Armee unter Führung des Prinzen Jzé Kosa, welche wenigstens die südlichen Flussinseln im Einflussbereich Kreszents in ihren Besitz nehmen sollten, da die Armee Kreszents sich an der Nordflanke versammelt hatte. Die Tlitleca schickten in der irrigen Annahme, die Kôrn seien mit den Kreszentern verbündet, eine Flotte aus, welche die Kôrn im Süden angriff und vernichtend schlug. Da die Tlitleca ihre Streitmacht geteilt und geschwächt hatten, konnten die Städte die Feinde somit nach und nach zurückwerfen.

In Garčal-kôr verwand König Orda Kosa den Tod seines Sohnes bei der Schlacht um Kreszent nicht und überließ die Regierungsgeschäfte seiner Beraterin Kadjéd Nechš. Nach seinem Tod im Jahre 374 folgte ihm seine Tochter Ilž Kosa, die sich aus jeglichen kriegerischen Aktivitäten heraushielt, die zu jener Zeit zwischen Kalen, Marhalstan und dem Städtebund im Delta herrschte. Als zögerlich und schwach verspottet dauerte ihre Herrschaft nur sieben Jahre. Vieles spricht dafür, dass sie im Auftrag von Kadjéd Nechš umgebracht wurde, die ihr auf den Thron folgte.
Der verschlagenen und intelligenten Königin gelang es zusammen mit den anderen Königen und dem Bund, 390 einen marhalischen Vorstoß ins Delta abzuwehren und zwang dadurch die Verwaltung der Städte zu etlichen wirtschaftlichen Zugeständnissen, wenn auch die Souveränität der Städte unangetastet bleib. Kadjéd blieb ohne Erben; ihr einziger Enkel wurde 416 bei der Suche nach Kohlevorkommen in den Kôrnbergen von einem Steinschlag mitgerissen. So setzte sich die Familie Dórchal an die Spitze der Regierung, eine reiche Händlerfamilie mit starker Dominanz im Steinkohlehandel und kaum adeligem Blut.


Dynastie Kosa
295-328 Žuno
328-344 Jzé
344-374 Orda
374-381 Ilž

Dynastie Nechš
381-423 Kadjéd
420 griff Tlitlatli erneut das Delta an, diesmal mit angeblich über 70.000 Mann und einer enormen Flotte, mit der die gesamte westliche Mündung der Kalenach blockiert wurde. Eine vereinte Flotte von Schiffen aus S‘chôn-kôr und Losch-kôr fiel ihnen bei nebligem Wetter in den Rücken und vernichtete die übermächtig scheinende Seestreitmacht der Tlitleca. Zu Lande hoffte man erneut, sich selbst ein Stück vom Delta zu sichern, wenn man die beiden Parteien beim Kampf die Kräfte verlieren ließ um dann gegen einen geschwächten Gegner antreten zu können. Doch wieder einmal wurden Kampfkraft und Ressourcen der Bundgenossen unterschätzt, die erneut ganz die Invasoren zurückdrängten.

Die Wiedererstarkung des Bundes
Ihre Kampfkraft und Ressourcen stellten die Bundgenossen auch in den folgenden Konflikten mit Marhalstan und Kalen unter Beweis, in denen sich zwar der Einflussbereich der Städte um einige Inseln und Sandbänke im Delta verringerte, jedoch die Souveränität der Städte nicht angetastet wurde. Dabei entwickelte der Städtebund eine nahezu beängstigende Überlegenheit zur See. Die marhalische Flotte wurde praktisch vollständig zerstört und selbst das Wetter war dem Städtebund wohl gesonnen, als die kôrnische Flotte, die auf einen Eroberungszug Richtung Muil aus war, in einen Sturm geriet und über die halbe Ostküste des Deltas verstreut wurde.
Ungeachtet der vielen Versuche anderer Mächte, das Delta zu erobern und den lukrativen Handel unter eigene Kontrolle zu bringen, bewahrte der Bund doch seine Selbständigkeit und Stabilität. Außerdem setzte sich sein gesellschaftliches System allmählich in den größeren Städten im nördlichem Garčal-kôr und im Süden Kalens durch.


5. Jhd: Städtebund entwickelt sich zur vorherrschenden See- macht und seine Gesellschafts- ordnung zum Vorbild in vielen Städten Garčal-kôrs

Tlitlatli startete 502 einen erneuten Eroberungsversuch und griff nicht nur Trevern und Kreszent an sondern auch die Nordküste S‘chôn-kôrs – man hatte aus der Erfahrung des letzten Krieges gelernt und wollte das Eingreifen einer kôrnischen Flotte verhindern. Schnell wurden die Orte Vâdjan und Očarda erobert und zu Stützpunkten ausgebaut. Doch die Flotte des Bundes vernichtete die Schiffe vor Vâdjan und unterbrach die Versorgungslinien. Trotzdem konnten sich die Tlitleca ganze zwei Jahre im Norden S‘chôn-kôrs halten, bevor sie endgültig vertrieben wurden.

502-504: Tlitleca halten den Norden S‘chôn-kôrs besetzt

Als 543 der Statthalter von Maruč starb, ohne einen Erben zu hinterlassen, hielten die Gilden dort eigenmächtig eine Wahl zum Stadtrat ab, bevor der Regierende Rat irgendeinen Nachfolger nach Maruč schicken konnte. Der Stadtrat wurde selbstverständlich von der Regierung nicht anerkannt. Auch in Bžiëbsz, Râo-Kadjáda,, Židôroš, Šorgan, Rád-Šáli, Zidkôš, Šûrgol und Ragda Čiou kam zu offenen Selbstbestimmungsbekundungen, unterstützt durch eine Handelsblockade der Flotte des Städtebundes. 553 war der Regierende Rat dann gezwungen, diesen neun Städten zu erlauben, selbstgewählte Stadträte einzusetzen und die Macht des örtlichen Adels abzuschaffen. Um weitere Forderungen nach Mitbestimmung an der Regierung zu mildern, wurde den Städten 561 schließlich die Entsendung je eines Abgesandten in den Regierenden Rat gestattet, allerdings die Stimmen der Könige von Čor-kôr, S‘chôn-kôr und Losch-kôr im Rat auf je drei erhöht.
553: Die Städte Maruč, Bžiëbsz, Râo-Kadjáda,, Židôroš, Šorgan, Rád-Šáli, Zidkôš, Šûrgol und Ragda Čiou erhalten eigene Vertreter im Regierenden Rat; die Stimmen der Königshäuser werden auf jeweils 3 erhöht

Jüngere Ereignisse
Der bisher letzte Versuch des tlitlatlischen Gottkaisers, seine Südgrenze ins Delta auszudehnen, ereignete sich 621. Insgesamt 80.000 Mann schickten die Tlitleca in drei Angriffswellen ins Delta, die zum Ersten das Umland Treverns unter ihre Gewalt bringen sollten, um dort Stützpunkte zu errichten, zum Zweiten Trevern direkt belagerten, um Kräfte dort zu binden und zum Dritten mit der Flotte die westlichen Mündungsarme blockeren und vor allem Râd-Šali belagern sollten. Dieser gewaltigen Streitmacht schickte der Bund aus dem Osten seine Flotte entgegen. Die Herrscher Kalens und Garčal-kôrs schickten sogar bereitwillig eigene Verbände zur Unterstützung gegen den gemeinsamen Feind. Die Streitmacht des Städtebundes befand sich etwa 10 Meilen östlich von Gavina am Rande einer Niederlage. Der tlitlatlische Feldherr soll bereits über das leichenübersäte Schlachtfeld geschritten sein, um sich die Mächtigsten und Stärksten der der Gefallenen zum späteren Verspeisen zu reservieren, als sich aus dem Leichenfeld ein Kämpfer mit letzter Kraft aufrappelte und dem Feldherrn aus nächster Nähe seinen Dolch ins Auge warf. Legenden über die Tat dieses unbekannten Helden werden noch heute vielfach ausgeschmückt überall im Südwesten erzählt.
Der Tod des Heerführers in Verbindung mit einem heftigen Sturm, der kurz darauf über dem Schlachtfeld aufzog, mag der Grund für die Wende des Schlachtenglücks gewesen sein. Nur etwa 4.000 tlitlatlische Soldaten konnten sich lebend vom Schlachtfeld zurückziehen. Doch der göttliche Herrscher Tlitlatlis schickte weitere Kontingente seiner schier unerschöpflich scheinenden Armeeressourcen ins Delta, ließ seine Truppen Felder und Dörfer niederbrennen und die Kreszent und Trevern belagern. An der Südflanke ihres Plünderungsfeldzugs stellte sich ihnen eine gewaltige kôrnische Armee entgegen, die ein weiteres Vordringen Richtung Rád-Šali verhinderte. König Tovja Dorchál machte aber ansonsten keinerlei Anstalten, seine Truppen weiter nach Norden ins Delta zu schicken, um den belagerten Städten des Bundes Unterstützung zukommen zu lassen. Die Städte hielten der Belagerung zwei Jahre lang stand, doch Ende 624 schließlich waren sie gezwungen, sich kôrnische Hilfe teuer zu erkaufen: Gegen das Recht, zukünftig Militärstützpunkte im westlichem Delta auf dem Gebiet Kreszents und Treverns unterhalten zu dürfen – faktisch verbunden mit dem Recht auf Eintreibung von Wegzöllen – wurden 50.000 Mann ins Delta entsandt, die schließlich für ein Ende der Belagerung sorgten und die Tlitleca ein weiteres Mal aus dem Delta vertrieben.


Dynastie Dórchal
423-434 Merêv
434 Mirš
434-454 Šach
454-459 Vjaš
459-478 Šil
478-492 Jzé II.
492-507 Ešužge
507-508 Ačad
508-516 Ošišže
516-524 Geš
524-539 Orgôv
539-552 Merêv II.
552-579 Kadjéd II.
579-590 Merêv III.
590-591 Geš II.
591-607 Žono
seit 607 Tovja
Aus diesem Krieg ging der westliche Teil des Deltas größtenteils verwüstet und arg gebeutelt hervor und hat sich bis zum heutigen Tag noch nicht vollständig erholt. Selbstredend greifen die Bundgenossen der anderen Städte dieser geschwächten Region tatkräftig unter die Arme. Hilfsangebote von kôrnischer Seite werden zumeist dankend abgelehnt. Die südlichen Nachbarn sollen ihren Einfluss im Delta bloß nicht noch weiter ausdehnen!

So bleibt das Land zwischen den Meeren weiterhin ein stark begehrter Landstrich, und speziell vom Delta aus gehen Impulse, die sich prägend auf die Gesellschaftssysteme der Nachbarstaaten auswirken. In den Städten im Norden Garčal-kôrs gilt das System des Städtebundes vielerorts als Vorbild, und wenn der Adel im Süden nicht bald seinen als eigensinnig, veraltet und weltfremd angesehenen Stil ändert, scheint ein Auseinanderbrechen des Reiches nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
Der Geist des Wandels und Aufbruchs ist allgegenwärtig im Süden, teils genährt durch das Streben nach Selbstbestimmung vieler Städte, teils durch neu geknüpfte Kontakte zu fernen Kulturen wie dem Mabedianertum aber auch dem jüngst verstärkten Interesse der Leibhaftigen Götter Andariens am Delta, aber auch durch die sensationelle Entdeckung des neuen Landes Damaé-kôr im Westen. Und ein erneuter Übergriff Tlitlatlis ist jederzeit zu befürchten.

Was ist dagegen schon die Gefahr des Weltenendes durch den Verschlinger Senàs, die immer ferner und unwirklicher erscheint und vermehrt nicht mehr allzu ernst genommen wird?
624: Als Gegenleistung für militärische Hilfe gegen die Tlitleca erhält Garčal-kôr das Recht, im Delta Militärstützpunkte zu unterhalten und Wegzölle einzutreiben.
(dr, me)

Die Länder Espers
Ad-il Myt - Die Feuerinseln Aihlann - Das Freudlose Land Andarien - Ordnung und Wirrwarr Angos - Heißes Pflaster in der Wüste
Azork - Das verseuchte Land Beskalan - Die Rote Ebene Die Dalreisteppe - Das Volk der Wächter Edcel - Das Friedvolle Land
Elakk - Die Brut schwärmt aus Elíanor - Stadt unter Wasser Eraiban - Nomaden der Winde Garčal-kôr - Zwischen den Meeren
Gelech-kôr - Ewiges Eis Hargun - Wein und Wüste Has-Garrib - Das Schlangenreich Ilais - Kriegsmüde und Aufgeweckt
Kal - Die Inseln der Schönheit Kalen - Am Großen Fluss Die Kar - Die Kinder der Wüste Die Karansümpfe - Zwischen Ödnis und Gefahr
Kathal - Das Land der Rosen Kilijaran - Gespaltenes Land Die Kiroadischen Inseln - Lebende Erde Latalland - Das Gelähmte Reich
Lom - Land der Geheimen Bünde Marhalstan - Schmetterlingsland Nebrinn - Das Land des Bären Nen'ya - Das Geplagte Land
Ngoga - Vom Frosch gesegnet Die Nördlichen Urwälder Oumé - Das Blutland Palanth - Zwischen Licht und Schatten
Rük - Die Pfeiler des Himmels Shahimar - Das Untergegangene Reich Shya Dai Nim - Das Herz der Welt Der Sieben-Städte-Bund - Im Sumpf des Wohlstands
Sowol - Magisches Land Tanakré - Schroffe Felsen, rauher Wind Die Wälder von Telman - Oben in den Wipfeln Terebis - Die Spinneninsel
Thris - Das geheimnisvolle Land Tlitlatli - Das Sonnenreich Tyr - Die Glückliche Stadt Zhuch - Das Wilde Land
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