Städte in Garčal-kôr
Städte in Čor-kôr
Gâr-Čorbár
ca. 40.000 Einwohner (64% Čén, 32% Menschen, 3% Tekumir, 1% Andere)
Die Hauptstadt Garčal-kôrs befindet sich an jener Stelle, wo sich der Čor-čîn teilt und entweder nach
Osten fließt, um bei Rao Kadjada in den Ardonsee oder im Norden der Stadt in den Čor-oš zu münden. Die
Hauptstadt ist nicht nur Sitz des Hauses Dórchal, sondern auch des regierenden Rates, der letztendlich die Geschicke
des Landes bestimmt.
Ein Ring aus niedrigen, meist einstöckigen Häusern zieht sich vor der Stadtmauer entlang – die Heimat der einfachen
Bauern. Rund um die Stadt wird die blaue Blume Šóor-gâr angebaut und in der Ortschaft ihr kostbares Heilöl
gewonnen. Als Gartenstadt bekannt, wachsen und blühen – begünstigt vom warmen Wasser des Čor-čîn – an fast
jeder Ecke, an jedem Fenstersims und auf jedem freien Platz die verschiedensten Pflanzen und Blumen. Direkt am Stadtrand,
jedoch innerhalb der Stadtmauern, erstrecken sich die weitläufigen, liebevoll gehegten Parkanlagen der Nažchan.
Der Fluss unterteilt die Stadt in die Altstadt und die Neustadt am östlichen Ufer. Hier befindet sich das Nobelviertel
Dór-korîn mit den herrschaftlichen Sitzen der Dórchal und des regierenden Rates, die aus unterschiedlichsten verschiedenfarbigen
Holzsorten erbaut wurden und deren Fassaden deshalb wie hölzerne Mosaike anmuten. Eigene Stege und Wasserpumpen zum
Transport des Flusswassers in die Dampfbäder sind bei den Wohlhabenden an der Tagesordnung. Die Straßen werden hier
nicht nur von Alleen und Blumenbeeten gesäumt, sondern auch von Statuen einstiger Könige und anderer bedeutender
Vertreter der Dórchal.
Westlich des Flusses befindet sich die befestigte Altstadt mit ihren gleichförmigen Häuseblocks und -reihen, von einer
Mauer umschlossen und Heimat der Händler und Handwerker, sowie des sich tummelnden Lebens. Obwohl manche der
ortsansässigen Großbürger und Gildenrepräsentanten durchaus beträchtliche Vermögen besitzen, dürfen sie nur hier und
nicht jeneseits des Flusses im Viertel der Adeligen bauen und dabei nicht mehr als zwei Stockwerke hohe Gebäude
errichten. Den Adligen allein sind größere Bauten in ihrem Viertel erlaubt. Die Häuser der Großbürger sind reich verziert
mit Ornamenten zum Schutz vor bösen Mächten, während in der restlichen Stadt nur hier und da mal solche Zeichen
angebracht werden, die auch schnell wieder von Wind und Wetter davongewaschen werden.
Im Zentrum der Altstadt, direkt angrenzend an den großen zentralen Marktplatz, findet man den Spielkeller und das
Vergnügungsviertel, zumindest das, was sich der gemeine Kôrn unter dem Begriff „Vergnügung“ vorstellt. Die traditionellen
Spiele des Südwestens werden im Keller von allen möglichen Spielern der Stadt und Besuchern gespielt. Manchmal finden
sogar Meisterschaften statt. Der Spielkeller ist ein Überbleibsel des Anwesens der passionierten Spielerin und Adligen
Merîv Canchal, welches hier immer den Spielern offen stand, 521 aber einem Brand zum Opfer fiel, bei dem nur der Keller
übrig blieb.
Das eigentliche Vergnügungsviertel unterscheidet sich schon durch seinen Grundriss einer oval geformten Häuseransammlung
von der restlichen Architektur der Stadt. Hauptsächlich von ausländischen Gästen frequentiert ist dieses Viertel dem
gemeinen Kôrn schlichtweg zu bunt, zu grell, zu laut, zu aufregend und zu oberflächlich. Vom Sänger bis zur Kurtisane
treibt sich hier all jenes Gevölk herum, das dem rechtschaffenen Kôrn überaus suspekt ist.
Südlich des Vergnügungsviertels liegt die Rennbahn der Čén rund um ihre Sporthalle, in dem sie bei schlechtem Wetter
Körperertüchtigung betreiben. Das Vergnügungsviertel befindet sich also genau zwischen den beiden als seriös angesehenen
Einrichtungen für den Zeitvertreib. Und wer auch immer mitten im Oval des Vergnügungsviertels angetroffen wird, hat
jederzeit die Ausrede zur Hand, eigentlich nur auf dem Weg zum Spielkeller oder zur Rennbahn zu sein...
Nördlich der Altstadt schließt sich ein weiterer Stadtteil an, der im Norden an den Čor-oš grenzt und im
Osten von einer weiteren Stadmauer eingefriedet wird. Hier befindet sich der Hafen – Anlaufstelle für die Fischer des
Čor-oš sowie der Binnenschiffer, die Waren von den Seehäfen im Ardonsee über die Wasserstraßen ins
Landesinnere tragen. Auch Holz aus den Wäldern wird von Flößern den Čor-čîn hinunter geleitet und im Hafen
gehandelt, wobei die Nažchan sich öfters störend ins Geschäft mischen, da sie glauben, die Rodung der Wälder
beschleunige den Untergang der Welt.
Abgesehen von den Hafenanlagen sind in der Nordstadt vornehmlich die „dreckigen“ Handwerke ansässig – Färber, Gerber,
Totenbrenner usw. –, während weiter im Süden, flussauwärts, die „sauberen“ Vertreter zu finden sind. Innerhalb dieese
Bereiches befindet sich auch der Tekumir-Bezirk – eine Ansammlung unansehnlicher Ruinen und Barracken, die kein
anständiger Kôrn zu betreten wagen würde. Die Nachbarn würden dieses „dreckige Verbrechergesindel“ nur zu gern vor die
Stadtmauern verbannen, doch in der Stadtregierung herrscht die Meinung vor, dass man sie innerhalb der Stadt doch viel
besser unter Kontrolle habe. Ein Anspruch, der mit der Realtität nicht sonderlich viel zu tun hat. Zuletzt wurde im
Jahre 608 die erlaubte Anzahl der Tekumir in Gâr-Čorbár auf 1.000 Personen begrenzt, doch niemand ist dazu in der
Lage, die Einhaltung dieser Richtlinie überprüfen zu können.
Rád-Šáli
ca. 5.200 Einwohner (60% Čén, 35% Menschen, 5% Norren und Tekumir)
Rád-Šáli ist die nördlichste Stadt des Landes und liegt an einer der zahlreichen Mündungen der Kalenach im
Südwesten ihres riesigen Deltas. Erbaut zu beiden Seiten des Flusses, dient die Stadt vorbeikommenden Schiffen sowohl
mit dem Ziel ostwärts ins Regenmeer als auch südwärts die kôrnische Küste hinunter als Ankerplatz, um hier ihre Vorräte
aufzufrischen, aber auch um hier die erste Zahlung Wegezoll von noch vielen weiteren zu entrichten, die von Schiffen im
Delta verlangt werden. Zur Sicherstellung der Wegzölle aber auch zum Schutz vor etwaigen Angriffen der tlitlatlischen
Kriegsflotte sind hier verhältnismäßig viele Soldaten und einige Kriegsschiffe stationiert.
Auffällig im Hafen sind die blau lackierten Fähren der Totenbrenner, die ihnen vor etwa 40 Jahren von einem Adligen
gestiftet worden waren, zum Dank dafür, dass er von diesen Leuten vor einem Rivalen versteckt wurde. Blau wird von
vielen Kôrn und Kalch traditionell als unangenehm empfunden, mit dem Winter, Geistern und Untoten in Verbindung gebracht
und bietet Anlass zu Gerüchten über ungewöhnliche Bestattungsbräuche der hiesigen Totenbrenner. Da man aus Höflichkeit
das Geschenk des Adligen nicht ausschlagen wollte, sind zum Ausgleich Stadttore und viele Häuser in freundlichem Gelb
bemalt.
Die Stadt ist durchdrungen vom Zunftwesen des Sieben-Städte-Bundes und stellt einen Abgeordneten im regierendem Rat.
Opoč
ca. 3.500 Einwohner (48% Čén, 52% Menschen)
Im Nordwesten Čor-kôrs bestimmen sanfte Hügel und ausgedehnter Felder und Weiden das Landschaftsbild. Unter den
vielen kleinen Dörfern und Ansiedlungen sticht die Stadt Opoč vor allem durch ihre Größe hervor. Doch bei genauerer
Betrachtung stellt sich heraus, dass es sich hierbei um nichts weiter als eine Ansammlung mehrerer zusammengewachsener
Dörfer und Höfe handelt, immer wieder unterbrochen von weitläufigen Gärten, Weiden und Parks, so dass es einem rechten
Nažchan eine wahre Freude sein muss. Und auch tatsächlich ist dieser Landstrich eine Hochburg der Nažchan.
Hier lebt es sich ruhig und beschaulich von Getreideanbau und Viehzucht. Die hiesigen Šikka-Bullen sind
ausgesprochen wohlgenährt – ebenso wie ihre Züchter...
Änderungen gegenüber ist man hier mehr als misstrauisch eingestellt, die Gilden haben kaum etwas zu melden, man steht
treu zur Herrschaft der Dórchal und würde niemals auf die Idee kommen, diesen Zustand ändern zu wollen.
Židkôš
ca. 3.500 Einwohner (67% Čén, ca. 33% Menschen)
Die Grenzstadt zwischen Čor-kôr und S‘chôn-kôr steht im Kreuzfeuer der Ränkespiele zwischen den Dórchal im Osten
und den Bálch im Westen. Botschafter und Spione scheinen hier ein und aus zu gehen und der gemeinen Bevölkerung sind die
Streitereien der Adelshäuser mittlerweile herzlich egal.
Zwar steht die Stadt nominell unter der Kontrolle der Dórchal, doch haben sich die pfiffigen Bürger von Židkôš
schon längst selbst zu helfen gewusst und die Gilden die Geschicke der Stadt bestimmen lassen.
„Sollen sich die Damen und Herren Adeligen ruhig gegenseitig hinterrücks ermorden – wir sorgen derweil dafür, dass etwas
zu essen auf den Tisch kommt“ scheint das Motto der überaus pragmatischen Stadtbürger zu sein.
Dieser Tatsache gegenüber scheinen sowohl Bálch als auch Dórchal überaus blind zu sein und intrigieren weiter fleißig
gegeneinander, anstatt sich um die steigende Machtposition der Gilden zu kümmern. Dabei dient Židkôš den
Gilden als Speerspitze zur Ausbreitung gen Süden und Westen. Passenderweise stellt auch Židkôš einen
Vertreter für den regierenden Rat.
Obwohl sich die Bürger der Stadt nicht sonderlich um die politischen Dimensionen der Beziehungen der beiden hier
aneinandergrenzenden Provinzen scheren, profitieren sie wirtschaftlich doch enorm von der nahen Grenze: Schließlich
führt die wichtigste Handelsstraße von S‘chôn-kôr nach Čor-kôr hier hindurch und Židkôš ist ein
bedeutender Umschlagsmarkt. Außerdem profitieren vor allem die Händler- und Transportgilde von den Zollgebühren, die
durch den Grenzverkehr entstehen, beziehungsweise von all jenen Händlern, die ihre Waren gleich in Židkôš
auf dem Markt verkaufen, um sich ebenjene Zollgebühren sparen zu können.
Utorgoš
ca. 4.800 Einwohner (38% Čén, 62% Menschen)
Auf einer langgestreckten Insel im südlichsten Mündungsarm der Kalenach liegt die Stadt Utorgoš. Die sumpfige
Flusslandschaft wurde hier teilweise trockengelegt und in fruchtbares Ackerland umgewandelt. Weiter östlich erstreckt
sich aber nach wie vor eine ursprüngliche Sumpflandschaft bis hin zur Mündung des Šóor-oš und zum
nächstgelegenen Hafen Šorgan.
Bedingt durch häufig auftretendes Hochwasser wird die Stadt öfters Opfer von Überflutungen und viele Häuser stehen
deswegen auf Pfählen, verbunden durch hölzerne Stege und Brücken. Der Verlauf des Flusses in diesem Abschnitt variiert
je nach Jahreszeit und Wasserstand und sorgt für unvermittelt auftauchende Sandbänke und ins Nichts führende Seitenarme,
sodass oftmals Lotsen für eine sichere Passage für die Strecke zwischen Utorgos und Šorgan sorgen müssen.
Zumindest hat die Stadt Utorgoš das Lotsenmonopol in dieser Gegend inne und verpflichtet jedes vorbeifahrende
Schiff, einen einheimischen Lotsen für die Strecke bis nach Šorgan an Bord zu nehmen – gegen Gebühr, versteht sich.
Diese Lotsen haben weiterhin das alleinige Recht, auch auf der Strecke zurück den Schiffen den Weg zu weisen – ein
Umstand, der den Einwohnern von Šorgan selbstverständlich ein Dorn im Auge ist.
Der Umstand, dass die Dórchal alleine der Stadt Utorgoš das Lotsenmonopol zugestanden, ist offenbar als direkte
Disziplinarmaßnahme gegen das als aufmüpfig verschrieene Šorgan anzusehen. Während die Bewohner von Utorgoš
loyale Gefolgsleute der Dórchal sind, hat diese Strafaktion die Šorganer nur umso mehr in den Trotz getrieben und
die beiden Städte zu erbitterten Feinden gemacht. Lotsen aus Utorgoš, die sich in Šorgan aufhalten und auf
das nächste Schiff nach Westen warten, haben keine allzu angenehme Wartezeit.
Šorgan
ca. 4.000 Einwohner (55% Čén, etwa 45% Menschen)
Šorgan liegt an der Mündung des Šóor-oš in dem südlichsten Arm des Kalenachdeltas und bildet
entsprechend den Zugang zu dem See, ebenso wie die Stadt für Schiffe aus dem Osten die erste Stadt auf Dórchal-Territorium
ist.
Um ihren Herrschaftsanspruch zu verdeutlichen ließen die Dórchal die Hafenmauer Šorgans mit bunten und plakativen
Szenen bemalen, welche die Gesetze der Dórchal den Reisenden eindringlich veranschaulichen sollen.
Eine Reihe von Kalechen sind hier stationiert, ebenso wie die stark befestigte Garnison mehrere Hundertschaften an
Soldaten beherbergt, die offiziell für die Entrichtung der Wegzölle der durchreisenden Schiffe sorgen, aber sicherlich
auch die recht aufmüpfige Stadtbevölkerung im Zaum halten sollen. Diese Maßnahme der Dórchal scheint dringend angebracht,
denn die Gilden der Stadt werden zunehmend selbstbewusster und immer häufiger entdeckt man in den Malereien auf den
Hafenmauern kreative Umgestaltungen und Neuinterpretationen der Originaldarstellungen, mit denen sich über die Dórchal
und ihr Gebahren lustig gemacht wird.
Seit einigen Jahren entsendet auch Šorgan einen Vertreter in den regierenden Rat und die aufmüpfige Stadt scheint
dem strengen Griff der Dórchal mehr und mehr zu entgleiten.
Židôroš
ca 2.000 Einwohner (60% Čén, 30% Menschen)
Dieser Ort am nördlichem Ufer des Čor-oš ist hauptsächlich bekannt für die ausschweifende Verwendung von
Schutzzeichen, Amuletten und Talismanen aller Art. Keine Tür, kein Fenster, keine Häuserfassade und keine Straßenkreuzung
kommt ohne gemalte, geschnitzte oder gemeißelte Muster, Fresken und Ornamente aus, die vor bösen Mächten schützen sollen.
Grund für diese Flut an schützenden Symbolen sind die nebelverhangenen Wälder und Sümpfe der Umgebung, in der es vor
Wesen aus der Zwischenwelt nur so wimmeln soll. Vor einigen Jahrhunderten versenkten die Einwohner dieser Gegend noch
ihre Toten im Moor. Der Legende zufolge störten sie damit die Privatsphäre der ansässigen Naturgeister, die sich auf
ihre Art zu wehren wussten: Schattenhafte schleichende Gestalten, Leichen mit vom Sumpfwasser geschwärzter Haut, gingen
in den Straßen der Stadt um und verbreiteten Angst und Schrecken. Zur Hilfe geholte Magier und Geisterjäger brachten das
Handwerk der Schutzzeichen in die Stadt und heute verdienen sich viele Bürger daran eine „eiserne Nase“. Schon längst
werden auch hier die Toten verbrannt und die Geistererscheinungen beschränken sich auf die Wälder und Sümpfe des
Umlandes. Etliche wissbegierige Magier erforschen bis heute die örtliche Geisterwelt und versehen zur Sicherung ihres
Lebensunterhalts Amulette mit Schutzzaubern. Židôroš ist nicht nur Zentrum des Aberglaubens, sondern eben
auch eine bedeutende Hochburg magischer Forschung.
Abnehmer dieser Erzeugnisse, von denen man sich nicht immer sicher sein kann, ob es sich dabei lediglich um einen mehr
oder weniger hübsch anzusehenden Staubfänger oder um ein tatsächlich wirksames Schutzzeichen handelt, sind südlichere
Städte am See und im nahen Städtebund.
Trotz seiner geringen Größe entsendet Židôroš aufgrund seiner Bedeutung einen eigenen Vertreter in den Rat.
Vjz-Góord
ca. 6.200 Einwohner (58% Čén, 40% Menschen, 2% Tekumir)
Wo der Obere in den Unteren Sóor-oš übergeht, schmiegt sich das malerische Städtchen Vjz-Góord in die Hügel des
Seeufers und erstreckt sich über einige kleinere Inselchen im See, zwischen denen immerzu geschäftig kleine Fähren hin
und her verkehren. Neben den satten Feldern und Äckern im Hinterland ist der See die wichtigste Lebensader der Stadt.
Nicht nur bedeutend für den Fischfang sondern auch wichtiger Transportweg für die Hölzer der umgebenden Wälder, die von
Flößern hierher geleitet werden. Bis in die nördlichen Ausläufer der Körnberge reicht das Netz aus Wasserstraßen, auf dem
die Baumstämme ihren Weg bis nach Vjz-Góord finden, um dort in einem der zahlreichen Sägewerke weiterverarbeitet zu werden.
Neben Möbelmanufakturen sind hier auch Bootswerften ansässig, welche die typischen Flusskähne dieser Gegend, breit mit
geringem Tiefgang, konstruieren.
Die Gilde der Baumeister ist hier in Vjz-Góord besonders stark vertreten, und ihre Vertreter haben es bislang recht gut
verstanden, sich mit den Vertretern der Dórchal zu arrangieren, so dass hier ein friedliches Nebeneinander der Gilden
mit dem Adel herrscht. Doch wie lange wird es noch dauern, bis die Bereitschaft des Adels, die Gilden einfach gewähren
zu lassen, auch in Vjz-Góord dazu führen wird, dass letztere ihren Einfluss gestärkt sehen wollen?
Râo-Kadjáda
ca. 28.000 Einwohner (60% Čén, 30% Menschen, 10% Norren und Tekumir)
Wo der südliche Arm des Čôr-čin in den Ardonsee mündet, liegt die zweitgrößte Stadt in Garcal-kôr: Râo-Kadjáda,
der wichtigste kôrnische Hafen im Ardonsee und trotzdem im Schatten des übermächtigen Bündnishafens Octesia stehend.
An beiden Ufern des Flusses erstrecken sich schier endlos die Kaianlagen und Lagerhäuser. Besonders ansehnlich sind diese
meilenlangen Ansammlungen hölzerner Langhäuser wahrlich nicht zu nennen, jedoch typisch für diese Stadt. Wie es sich für
einen großen Hafen gehört, verkehren hier Besucher aus verschiedensten Ländern und das Flair der Stadt ist weitaus
weltläufiger als in den meisten anderen beschaulichen Städten Garčal-kôrs. Der Anteil Fremder an der Stadtbevölkerung
ist bemerkenswert hoch. Besonders die Anzahl der überall in den dreckigsten Gassen verstreuten Tekumir erscheint erdrückend.
Der Hafen und der Handel bestimmen das Leben der Stadt, die Geschehnisse im kôrnischen Hinterland sind weniger von
Interesse. Ein gewisser Hang zur Selbstbestimmung ist den Kadjádan eigen und man ist eifrig drum bemüht, es dem großen
Vorbild Octesia gleichzutun. Die ersten Separationsbestrebungen im Jahre 39 n.L. wurden hier rasch unterdrückt. Fünf
Jahrhunderte später hatten die Statthalter diese Tatsache wohl zum Anlass genommen, erneut aufflammende Proteste zu
ignorieren. Mit dem Ergebnis, dass die Selbstbestimmung dahingehend ein klein wenig verwirklicht werden konnte, dass auch
Râo-Kadjáda einen Abgeordneten in den Rat entsendet.
Unverhohlene Sympathie mit dem Städtebund ist allenthalben zu spüren, unter anderem auch in den Flaggen, die man überall
wehen sieht. Hier ist mitnichten das Staatssymbol des verhassten Adels zu sehen sondern ein einzelnes Segelschiff auf
gelbem Grund, dort wo in der Standarte des Städtebundes derer sieben kreisförmig erscheinen.
Der Palast des Dórchal-Statthalters am Südufer des Flusses gleicht somit mehr einer Festung mit angeschlossener Kaserne,
während dem Rest der Stadt anzumerken ist, dass ein Abgeordneter im Rat wohl nicht mehr lange als ausreichende
Regierungsbeteiligung angesehen wird.
Maruč
ca. 13.000 Einwohner (75% Čén, 23% Menschen, 2% Tekumir und Norren)
Auf einer der zahlreichen flachen sandigen Marschinseln zwischen Ardonsee und offenem Regenmeer erheben sich die
typischen schilfgedeckten, aus gebleichtem Holz errichteten Langhäuser der Stadt Maruč, einer der ersten Stationen,
die Schiffe aus dem Regenmeer passieren müssen, um weiter nach Westen ins Delta zu reisen. Und eine der ersten Stationen,
an denen sie Wegezoll zahlen dürfen. Diesem Umstand ist zu verdanken, dass sich etliche kostenbewusste Händler aus den
östlichen Ländern damit begnügen, ihre Waren in Maruč abzuladen und mit neuen Waren beladen wieder die Rückreise
anzutreten. Folglich ist Maruč einer der wichtigsten Umschlagsplätze für Exportwaren in Garčal-kôr.
Jenseits des Ardonsees gelegen ist die Gegend um Maruč doch recht weit ab vom kôrnischen Kernland und die Einwohner
sehen sich kaum als Untertanen der Könige Čôr-kôrs, zu denen sie gehören, seit vor beinahe tausend Jahren Maruč
unter Königin Sírchal-gâr von den Kalenern mühsam zurückerobert wurde. Viel lieber wären sie eigenständig – vor allem,
um keine Steuern mehr aus den einträchtigen Handelsumsätzen ins Kernland schicken zu müssen. Mit dem Adel haben die
Maručn schon lange gebrochen, seit die alte Statthalterlinie 542 n.L. erlosch. Seither regieren gewählte Stadträte
die Stadt. Die Maručn sind darauf stolz, und ihr Vertreter gilt auch als entschlossenster Verwechter weitergehender
Reformen im Reich. Die Stadtoberen stellen ihre Bewunderung für den Städtebund unverhohlen zur Schau.
Als unlängst ein großes Feuer die Innenstadt weitgehend zerstörte, setze der städtische Baumeister Pläne in die Tat um,
denen zufolge von einem Zentrum aus sieben sternförmig verlaufende Hauptstraßen die Stadt in sieben Teile zerschneiden.
Die Anlehnung an das Wappen des Städtebundes ist nur zu offensichtlich. Böse Zungen konstatieren, der Stadtbrand sei dem
Baumeister nur allzu recht gekommen, um seine Pläne in die Tat umzusetzen und es wird gemunkelt, er habe den Brand
höchstpersönlich legen lassen. Die Situation der Tekumir aber auch der hier ansässigen Norren hat sich seit dem Brand
verschärft, da sie im Zuge der Stadneuplanung aus ihren angestammten Vierteln vertrieben wurden und nun mehr oder
weniger ohne Obdach und ohne Rechte die Straßen bevölkern, am liebsten von den Stadtoberen vollkommen aus der Stadt
verjagt werden würden.
Die Stimmung in der Stadt ist derzeitig höchst angespannt und mit ihrer neuesten Provokation haben die Stadtoberen das
Missfallen der Dórchal erregt. Noch scheut sich das Königshaus, einzugreifen, doch allzu lange können nicht einmal mehr
die ständig zaudernden Dórchal nicht mehr die immer dreister werdenden Eskapaden Maručs ignorieren, sowie einiger
anderer Städte mit aufgeflammtem Selbstbewusstsein. Aufruhr liegt in der Luft, und wenn es tatsächlich zum Bürgerkrieg
kommen sollte, so wird er mit hoher Wahrscheinlichkeit in Maruč seinen Anfang nehmen.
Bžiëbsz
ca 18.000 Einwohner (66% Čén, 32% Menschen, 2% Andere)
Diese Stadt, die sich unter Ausländern des Rufes erfreut, den unaussprechlichsten Namen aller Städte in Garcal-kôr zu
besitzen, ist geradezu eine Vorzeigesiedlung des Landes: mit Stadtrat und Adel, einem Gesandten im Rat der Hauptstadt und
Vertretern aller ansässigen Glaubensrichtungen.
Obwohl Bžiëbsz ähnlich wie Maruč eine Passage zwischen Regenmeer und Ardonsee bewacht, ist sein Hafen nicht so
sehr von Bedeutung, da das Gewirr der Flussläufe weiter im Osten zum Regenmeer hin flach und sumpfig ist und seinen
Verlauf ständig ändert, so dass nur wenige Schiffe diesen Weg wagen. Dass Bžiëbsz nur äußerst geringe Wegzölle
fordert, kann diesen Nachteil nur in geringem Maße kompensieren.
Die geringe Bedeutung der Stadt und ihre durchschnittliche Gewöhnlichkeit führten zu einem gewissen Minderwertigkeitsgefühl
der Bevölkerung, welches dadurch ausgeglichen werden soll, dass man sich hier bemerkenswert weltoffen und aufgeschlossen
selbst gegenüber Gruppierungen und Denkweisen zeigt, die woanders im Süden verpönt sind. Bemerkenswert viele Bußprediger
der Luchanch ziehen hier durch die Straßen und verzeichnen sogar einige Gefolgsleute. Mystische Magierzirkel
haben hier mehr oder weniger offiziell ihren Stammsitz und gehen düsterem Gewerbe nach, das von der örtlichen mabedianischen
Gemeinde (die größte im ganzen Südwesten) mit mehr als nur Argwohn registriert wird. Offene Kämpfe verschiedener Gruppen
von Gläubigen sind hier an der Tagesordnung. Zwar herrscht hier eine Vielfalt der Glaubensrichtungen vor, jedoch wahrlich
kein friedliches Miteinander.
Jüngste Gerüchte besagen, der Geheimnisvolle Ohum, einer der Leibhaftigen Götter Andariens, habe seine Anhänger nach
Bžiëbsz entsandt und sich etliche der finsteren Magischen Zirkel gefügig gemacht. Aber auch Anhänger der
Goumčâš-líbôr oder gar Mabedianer sollen den perfiden Handel mit Ohum eingegangen sein, im Austausch
gegen das Wissen um Geheimnisse nach und nach sich selbst zu vergessen. Wenn auch die Motivation dieser Paktierer
durchaus nachzuvollziehen ist – schließlich gilt es, ein Mittel gegen Senàs‘ Verschlingung der Welt zu finden – so
sehen doch viele darin eine Aufgabe der persönlichen Freiheit und des freien Willens. Doch die Aussicht, Wissen zu
erlangen und damit Macht und Einfluss zu erlangen, erscheint vielen allzu verlockend.
Offiziell ist es als unmoralisch verpönt, sich dem Geheimnisvollen zu unterwerfen, obwohl es wohl recht viele der
einflussreichen Bürger im verborgenen doch getan haben. Sich dabei erwischen zu lassen, ist meist recht unangenehm. Als
631 das Gerücht aufkam, der Gesandte der Stadt im Rat sei ein Paktierer Ohums, wurde er einen Tag später öffentlich in
einem Jauchefass ertränkt.
Städte in S'chôn-kôr
Žônodoroš
14.700 Einwohner (70% Čén, etwa 30% Menschen)
Als Hauptstadt S‘chôn-kôrs und Sitz der Königsfamilie der Bálch zählt Žônodoroš zu den wichtigsten Städten
Garčal-kôrs und wurde von ihren Herrschern im Lauf der Zeit neu gestaltet, sodass viele breite Prachtstraßen und
mit bunten Anstrichen versehene Häuserfassaden ihr Bild prägen. Herzstück ist der Palast der Bálch, ein imposantes
Bauwerk aus rotem Holz – Zeichen für den Schutz der Bevölkerung durch den Adel mit dessen Blut –, über und über
bewachsen verziert mit zahllosen dorntragenden gelb blühenden Kletterranken. Der Palast liegt inmitten des zentralen
Platzes, wo sich drei Hauptstraßen des Landes treffen. Er dient der Armee bei Paraden als Versammlungsort, grenzt die
Kaserne doch im Norden an. Auch den Viehmärkten, die hier im Frühjahr und Herbst stattfinden, dient er als
Veranstaltungsort. Wenn der Duft tausender Rinder und ihrer Exkremente den Platz füllt, muss es im Königspalast kaum
auszuhalten sein, doch Königin Mirš Bálch hat ihrem
Hofstaat schlichtweg verboten, zu dieser Zeit den Palast zu verlassen – aus Respekt vor der Bevölkerung und in
Anerkennung der Bedeutung der Rinderzucht für die Wirtschaft des Landes.
Der Platz ist von einer Mauer umgeben, deren große Tore bei diesen Tieraufgeboten geschlossen bleiben, durchgehende und
fliehende Exemplare einzusperren. Wie die Stadttore, so sind auch die Markttore mit dem Wappen der Bálch und S‘chôn-kôrs
verzieht: ein Bullenkopf auf der linken und ein Ibunenkopf auf der rechten Seite.
Die meisten wohlhabenden S‘chôn-kôrn, meist Adlige, unterhalten im Norden der Stadt Zweit- oder Hauptwohnsitze.
Hauptsächlich zur Winterzeit erlaubt ihnen ihre Königin den Aufenthalt, dort, während sie im Frühjahr und Sommer die
ihnen zugewiesenen Ländereien direkt verwalten sollen. Das einfachere Handwerkerviertel liegt im Osten und Süden,
während die Unterkünfte der mittelständischen Händler im Westen zu finden sind.
Žônodoroš befindet sich ein gutes Stück entfernt vom Lauf des S‘chôn-kôr-čîn. Nur ein schmaler Bach
fließt von der Stadt aus in den breiteren Fluss. Am Fluss selbst befindet sich nur der Binnenhafen Žônodača,
wo auch die Fischer ihre Heimat haben. Die Bauern, deren Felder vor den Stadtmauern liegen, wohnen meist am Rande oder
in den Vordörfern. Das Gildensystem hat sich noch nicht in der Stadt breitgemacht; sogar einige freischaffende Magier
sind noch anzutreffen.
Očarda
ca. 3.500 Einwohner (50% Čén, 41% Menschen, 6% Tekumir, 3% Norren)
In diesem Garnisonshafen an der Nordküste S‘chôn-kôrs haben die Bálch nicht nur mehrere Patrouillenboote sondern auch
eine Hundertschaft ihrer besten Reiter sowie mehrere Divisionen an Fußsoldaten stationiert, um tlitlatlischen
Landungsversuchen entgegenzutreten.
Die Befestigungen der Stadt sind fast schon übertrieben umfangreich. Der Ton hier ist militärisch rau und grob und die
Bevölkerung muss sich nicht nur die Ausschweifungen und Gängelungen gelangweilter Soldaten gefallen lassen. Der Ort
dient auch allerlei zwielichtigen Flüchtlingen aus Tlitlatli oder dem Städtebund als Anlaufpunkt. Norrisches
Schmugglerpack und Tekumir-Gesindel gibt sich hier ein Stelldichein mit fremdländischen Spionen und Söldnern von
zweifelhaftem Ruf.
Im übrigen S‘chôn-kôr, teilweise sogar ganz Garčal-kôr, ist Očarda daher vorwiegend mit negativen Klischees
belegt.
Lûbča
4.800 Einwohner (30% Čén, 65% Menschen, 3% Tekumir, 2% Norren)
Lûbča ist der südlichste größere Hafen in S‘chôn-kôr und stellt für Schiffe nach Süden die letzte Zwischenstation
dar, bevor für lange Zeit nur eine öde dichtbewaldete und kaum bewohnte Küste sich anschließt.
Die Stadt erstreckt sich über eine beträchtliche Strecke eine weitausladende, halbmondförmige Bucht entlang, auf deren
flachen Sandstrand die Fischer alltäglich ihre Boote ziehen. Die größeren Handelsschiffe ankern in einiger Entfernung
vom flachen Strand und werden von zahlreichen kleineren Kähnen be- und entladen. So herrscht stets ein geschäftiges
Treiben auf dem Wasser und die Transportgilde freut sich über stetig wachsenden Einfluss durch stetig wachsende
Mitgliederzahlen und stetig wachsende Einnahmen.
Wie überall in S‘chôn-kôr haben sich Gilden und Adel halbwegs miteinander arrangiert und arbeiten nicht gegeneinander,
weshalb hier kaum rebellische Selbstbestimmungsbestrebungen in der Bevölkerung spürbar sind. Dies mag vielleicht auch
mit dem beachtlich geringen Anteil an Čén in der Bevölkerung zusammenhängen. Die menschliche Mehrheit ist
traditionell dem Königshaus verbunden und einer Veränderung der Verhältnisse gegenüber skeptisch eingestellt. So tragen
hier nicht nur die Stadttore das in Eisen geschlagene Symbol der Bálch, sondern auch etliche Haustüren menschlicher
Wohnblocks.
Abgesehen vom Handel im Hafen und vom Fischfang konzentriert sich die Wirtschaft der Stadt auf die ausgedehnten
Getreidefelder und Obstplantagen, die sich im Hinterland erstrecken und ganz das Bild von S‘chôn-kôr, dem Bauernland
erfüllen, ebenso wie auf die Hölzer der südlich angrenzenden Wälder.
Šurgol
8.500 Einwohner (55% Čén, 43% Menschen, 2% Tekumir)
Die zweitgrößte Stadt S‘chôn-kôrs schmiegt sich an eine der zahlreichen Buchten im Westufer des Žoš-oš.
Besondere Bedeutung erhält die Stadt als Umschlags- und Veredelungsort der Kohle, die in den Hügeln nördlich des
Žoš-oš abgebaut wird. Ständig hängen Rußwolken und Schwefeldämpfe der hier ansässigen Kokereien über
der Stadt und die Luft ist erfüllt vom unablässigen Zischen und Dampfen der Blasebälger und dem Stampfen und Hämmern der
Schmiedewerkstätten. Ein klebriger Film aus Ruß und Schwefel legt sich auf jede Wand, jede Straße, jedes Kleidungsstück
und nur äußerst selten bekommt man hier einmal satte leuchtende Farben oder gar ein reines Weiß zu Gesicht.
Šurgol ist beileibe kein schöner Anblick, und es geht der Scherz um, das schönste Andenken, das man sich von hier
mitnehmen könnte, sei ein staubiger Husten. In der Tat leidet ein Großteil der Bevölkerung Šurgols unter
chronischen Atembeschwerden und jeder Regenguss, der die Rußschwaden wenigstens kurzzeitig vertreibt, wird dankbar
aufgenommen. Besonders beliebt sind hier Schwitzbäder, bei denen das Öl der Šóor-gâr auf die dampfenden Steine
gegossen wird, dessen ätherische Dämpfe dem Schweratmigen Linderung verschaffen.
Die Abwässer der Kokereien und Schmieden haben das Wasser des Sees inzwischen beträchtlich verschmutzt, und die
Vertreter der Heilergilde liegen ständig im Zwist mit denen der Handwerksgilde. Letztere denken nicht im Traum daran,
sich finanziell an den mehr und mehr errichteten Wasserfilterwerken und Zisternen der Heilergilde zu beteiligen, obwohl
durch ihr Zutun diese Einrichtungen ja überhaupt erst nötig geworden sind.
Städte in Číunad-kôr
Ragda Číou
6.900 Einwohner (50% Čén, 49% Menschen, 1% Tekumir)
Einst ein florierender Hafen und Hauptstadt Číunad-kôrs, wurde Ragda Číou nicht etwa durch feindliche
Überfälle, eine Feuersbrunst oder lange Winter, sondern durch die schleichende Kraft des Číu-čîn zu einem
größerem Provinzkaff degradiert. Der Fluss schwemmte im Laufe der Zeit mehr und mehr Schlamm und Schutt aus den
Kôrnbergen an, dass sich sein Lauf verlagerte und das Mündungsdelta sich immer weiter ins Regenmeer hineinschob.
Heutzutage liegt Ragda Číou nicht nur ein beträchtliches Stück abseits vom Flusslauf, sondern auch von seiner
Mündung entfernt. Kostspielige Versuche, das Hafenbecken auszuheben oder den Flusslauf wieder in Richtung Stadt
umzuleiten, wurden nach kurzer Zeit wieder aufgegeben. Mit dem Verlust des Hafens als Einnahmequelle hat sich die
Bedeutung der Stadt rapide verringert, ebenso wie ihre Einwohnerzahl.
Aus der Zeit vor der Versandung, als die Stadt bis zu 20.000 Bewohner in ihren Mauern beherbergte, stammt auch noch die
tiefe Durchdringung durch die Gilden und ein Sitz im regierendem Rat. Inzwischen gewinnen die Anchan immer mehr an
Bedeutung. Die vielen leeren Häuser, der versandete Hafen, dessen klägliche Mauerreste aus dem Sand ragen und die
Skelette einiger liegengebliebener Schiffsrümpfe erscheinen wie wahrgewordene Ängste vor dem Weltuntergang. Manch
Verbrecher, ob menschlich, vierbeinig oder abscheulich, haben die verlassenen Behausungen, die sich besonders auf den
Hafen und das Südviertel konzentrieren, ebenso wie wilde Tiere für sich entdeckt.
Immerhin sorgt der angeschwemmte Schlamm des Flusses für fruchtbaren Boden in seinem Mündungsgebiet, und so sind etliche
der ausgewanderten Stadtbewohner heutzutage als Bauern im Flussdelta ansässig. Wenn auch der Seehandel in Ragda Číou
völlig zum Erliegen gekommen ist, so bleibt der Stadt immerhin noch eine Bedeutung als wichtigster Marktflecken für die
landwirtschaftlichen Erzeugnisse des Umlandes.
Žarkam
ca. 8.500 Einwohner (62% Čén, 46% Menschen, 2% Tekumir)
Mit dem Niedergang Ragda Číous ist Žarkam zur neuen heimliche Hauptstadt Číunad-kôrs aufgestiegen. Ein
besonderer Vorteil oder Aufschwung hat sich daraus, wie überall in Číunad-kôr, allerdings noch nicht einstellen
können. Das Land ist karg, das Klima rau, und auch wenn die Felder im Umland ausreichend Getreide hervorbringen, so
liefert die Region kaum etwas, das einen Handel lohnenswert machen würde. So liegt der Hafen, den der junge und
ehrgeizige Fürst Žíšíjêf Orôč erst vor kurzem hat ausbauen lassen, die meiste Zeit über noch recht
leer da. Hauptsächlich die kleinen Boote der ortsansässigen Fischer liegen hier vor Anker, aber kaum einmal ein fremdes
Handelsschiff. Um die Wirtschaft der Region anzukurbeln, fördert Fürst Orôč das Kunsthandwerk: Bekannt ist
Žarkam für seine Lederverarbeitung, insbesondere für hochqualitatives Schuhwerk – Waren, die ihren Preis haben,
aber auch sehr widerstandsfähig und lange haltbar sind. Weiterhin sind die Arbeiten der hier ansässigen Holzschnitzer
von außergewöhnlicher Qualität. Um ihre Erzeugnisse bekannt zu machen, wurde auf Betreiben des Fürsten inzwischen an
fast jedem Haus ein geschnitztes Schild angebracht, dessen Symbolik über die Bewohner des Bauwerks und ihre Waren und
Dienstleistungen Auskunft gibt. Die Bemühungen des Fürsten, über hochqualitativ wertvolle Erzeugnisse, die Wirtschaft
der Region zu stärken, befinden sich noch in der Anfangsphase, doch es sieht so aus, als könnten sie in naher Zukunft
von Erfolg gekrönt werden.
Šachštsi
ca. 5.000 Einwohner; (42% Čén, 45% Menschen, 3% Andere)
Am nördlichen Rand der Chel-čén-Steppe gelegen, ist diese Ortschaft der bedeutendste Marktflecken der Nomaden. Vor
allem in den Wintermonaten ziehen etliche Sippen mit ihren Sírjan-Herden nach Norden, schlagen ihr Lager auf den Feldern
um die Stadt herum auf und halten ihre Viehmärkte ab, treiben Handel mit den Stadtbewohnern und kaufen sogar Waren der
ausländischen Händler, deren Schiffe im Hafen angelegt haben.
Gelegentlich kommt es zu Streitereien zwischen den Nomaden und den Bauern, denn diese sehen es gar nicht gern, wenn ihre
Felder zertrampelt werden oder sich durch besonders säumige Nomadengruppen, die noch weit in den Frühling hinein auf den
Feldern lagern, die Aussaat zu verspäten droht. Aber die Nomaden müssen sichergehen, dass der Frühling nicht nur hier
schon begonnen hat, sondern auch Einzug in ihre Sommerquartiere hält. Immerhin haben die Bauern nur wenig gegen den Kot
der Sírjan-Herden einzuwenden, welcher ihre Felder ausgezeichnet düngt...
Ansonsten machen hier vor allem Walfänger und Robbenjäger vor oder nach einem Jagdzug Station.
Entsprechend ist der Anteil fremdländischer Besucher und Bewohner in Šachštsi erstaunlich hoch, und so
manch „seltsamer“ Brauch lässt sich hier bestaunen. Die Künstler der Stadt versuchen, die vielen verschiedenen Traditionen
und Einflüsse in ihren Werken auszudrücken, doch ihre Holzschnitzereien erreichen nicht die Popularität, wie jene aus
Žarkam, wahrscheinlich weil dem Publikum die ausländischen Einflüsse zu exotisch erscheinen.
An den langen Winterabenden und zu Zeiten der Eisstürme zieht man sich in die Spielkeller der Stadt zurück, erzählt
Geschichten und beschäftigt sich mit den traditionellen Brettspielen des Südwestens. Überdurchschnittlich viele Meister
in diesen Spielen stammen aus der Gegend um Šachštsi.
Städte in Sír-kôr
Nová-Stóšna
12.300 Einwohner (45% Čén, 50% Menschen, 3% Tekumir, 2% Norren)
Ihrer Lage an der Mündung des Sír-čîn verdankt die Hauptstadt der Provinz Sír-kôr bedeutende Handelseinnahmen, denn
über den Fluss kommt das Eisen aus den Kôrnbergen und wird in alle Welt verschifft. Kohle aus Losch-kôr und S‘chôn-kôr
wird hier angelandet und flussaufwärts verschifft, wo es zur Verhüttung eingesetzt wird. Das fertig verhüttete Roheisen
kommt dann im Gegenzug nach Nová-Stóšna. Aus dem Norden gelangen über S‘chôn-kôr Lebensmittel und einige
Gebrauchsgüter ins Eisenland. Entsprechend gut befestigt ist Nová-Stóšna mit seinen eisenbeschlagenen Toren und
stahlbedeckten Wachtürmen, die sich hoch in den Himmel hinauf recken. Die Dórchal haben viel Geld und Aufwand in die
Stadt und ihre Befestigung gesteckt, um ihren Anspruch auf diesen strategisch und wirtschaftlich hochwichtigen Ort so
klar wie möglich herauszustellen – und etwaige Ansprüche der „Liebč-Emporkömmlinge“ aus Losch-kôr auf die Stadt
oder gar die ganze Provinz Sír-kôr schon im Keim zu ersticken...
Ostaš
6.600 Einwohner (25% Čén, 70% Menschen, 5% Tekumir)
Der Hauptort inmitten des Bergbaugebietes an der Westflanke der Kôrnberge in Sír-kôr liegt ein gutes Stück abseits vom
Lauf des Sír-čîn, jedoch in großer Nähe zu den ergiebigen Minen. In den Tälern der umliegenden hügeligen Landschaft
hat sich fruchtbare Vulkanasche abgelagert, die in den verhältnismäßig kurzen Sommern doch für eine recht ertragreiche
Ernte sorgt. Diese Aschetäler rund um Ostaš sind die Hauptnahrungsquelle für die Bergleute in den Minen und
unablässig sind Karren mit Nachschub an Proviant in die Berge hinauf unterwegs. Geschäftiges Treiben herrscht allerdings
auf der Straße bergab: Etwa eine Tagesreise entfernt liegt im Nordwesten der Hafen von Urož am Sír-čîn. Hier
wird Kohle zur Verhüttung angelandet und hierher wird frisch verhüttetes Eisen in Form von Platten und Barren
transportiert. Schwer beladene Ochsenkarren sind tagaus tagein in beiden Richtungen der exzellent ausgebauten Straße
unterwegs.
Die Stadt Ostaš wächst stetig – in den Eisenhütten finden Tagelöhner feste Arbeit und mehr und mehr Schmiede
siedeln sich hier an, um ihre Erzeugnisse direkt vor Ort anzufertigen. Dem Ansturm neuer Bewohner, die hier ihr Glück
suchen, ist die Stadt kaum gewachsen. Vor den Toren der eigentlichen ursprünglichen Stadt ist inzwischen eine Siedlung
aus behelfsmäßigen windschiefen Barracken entstanden, die eine weitaus größerer Fläche als die der eigentlichen Stadt
bedeckt und mehr und mehr unkontrolliert weiter vor sich hin wuchert.
Die Stadtoberen kommen kaum noch damit hinterher, neue feste Wohnhäuser zu errichten, denn jedes Jahr aufs Neue fordern
die Winter ihre Opfer in den zugigen Hütten, durch die Senàs' eisiger Atem pfeift und die teilweise unter der
Schneelast zusammenstürzen, ganz zu schweigen von der Seuchengefahr, die sich in solcherlei Barrackensiedlungen
zwangsläufig einstellt.
So hat der harte Sír-kôr-Winter schon so manchem Glücksritter die Hoffnung auf ein Leben in Wohlstand in der
aufstrebenden Stadt Ostaš gründlich verdorben. Und wer vor Wintereinbruch keinen Platz in den neuerbauten
Wohnblocks ergattern kann, der muss ein weiteres Mal sein Wohlergehen aufs Spiel setzen.
Städte in Losch-kôr
Ladož
ca. 17.000 Einwohner (93% Menschen, 5% Čén, 2% Tekumir)
Die Hauptstadt Losch-kôrs hat seit der Separationserklärung schon viele Herrscher und Dynastien kommen und gehen sehen,
was aber der Souveränität des Königreiches nicht beeinträchtigt hat. Mehr oder weniger ohnmächtig können die zutiefst
verärgerten Dórchal von Čor-kôr aus nur beobachten, wie – ihrer Ansicht nach – Recht und Ordnung in der abtrünnigen
Provinz mehr und mehr vor die Hunde gehen. Tatsächlich ändert sich an den Gegebenheiten in Losch-kôr kaum etwas, ganz
egal, welche Adelsfamile gerade die Macht inne hat. Die Straße, die von Süden in den ummauerten Palastbezirk von
Ladož führt, ist mit den Symbolen vergangener Dynastien Losch-kôrs gepflastert. Wann immer eine neue Dynastie an
die Macht kam, wurde das Symbol ihrer Vorgänger vom Palast gerissen und in das Straßenpflaster integriert, wo dann
Kutschen, Reiter und Passanten das Wappen mit Füßen traten. Diese Straße ist noch lang und bietet viel Platz, so dass
sich Losch-kôrn mit einer gewissen Gleichgültigkeit hinnehmen, dass die seit 609 n.L. regierende Sippe der Liebč
nicht die letzten Herrscher des Landes sein werden.
Im Lauf der Jahre haben die braven Bürger der Stadt gelernt, sich aus der Politik herauszuhalten, um nicht zwischen die
Fronten der Machtkämpfe zu geraten. Verschiedenste Söldner lungern in den Tavernen der Stadt herum, um sich von
zahlungskräftigen Kunden anheuern zu lassen, ganz egal von welcher Fraktion. Königin Côn Liebč
hat es offenbar geschafft, sich einen halbwegs loyalen Söldnerhaufen zuzulegen. Man munkelt, dass sich eine
Spezialeinheit der formwandelnden Taesioru unter ihrem Kommando befindet und sich heimlich als Spitzel unter das Volk
mischt. Die Verhaftungen vermeintlicher Verräter haben in letzter Zeit beträchtlich zugenommen und allmählich beginnen
Angst und allgemeines Misstrauen die Herzen der Ladožn zu regieren.
Wahrzeichen der Stadt sind die beiden Leuchttürme am Nordwest- und Südostende des Hafens – filigrane Stahlegrippe, die
aus einem klobigen steinernen Fundament über 200 Schritt in die Höhe ragen. Nicht nur Schiffen weisen sie bei nebligem
Wetter (das hier recht häufig ist) den Weg in den Hafen, auch wer sich an Land in den Marschen und Mooren um Ladož
herum verirrt hat, wird durch ihr Licht zurück zur Stadt geleitet.
Das warme, fruchtbare Wasser des Lâčîn versorgt die Felder mit mineralischen Nährstoffen, was zu Nahrungsüberschüssen
führt, und das Zinn aus der westlichen Sírchalkette wird von hier aus verschifft. Den typischen gedrungen gebauten, eng
beieinander stehenden, und nahezu festungsartig errichteten Häusern der Stadt lässt sich der Wohlstand aber nicht ansehen.
Die Čén bilden hier nur eine Minderheit, weiter südlich sind sie westlich der Sírchalkette kaum noch anzutreffen.
Lôrgoš
4.200 Einwohner (95% Menschen, 5% Čén)
Die zweitgrößte Stadt Losch-kôrs liegt an der Südflanke der Sírchalkette, direkt am Waldesrand, teilweise sind die
Häuser in den Wald hinein verstreut. Die Stadt befindet sich fest in den Händen der Nažchan, die mehr oder weniger
von Erfolg gekrönt versuchen, die Stadt zu einer grün wuchernden Parklandschaft zu machen. Etliche kälteresistente Bäume
und Büsche prägen das Bild der Straßen und Plätze, viele Häuser sind von Ranken überwuchert, wenn auch kaum der üppige
Blütenreichtum wie in den Nažchan-Parks weiter im Norden erreicht wird.
Es ist kaum zu glauben, dass der Hauptwirtschaftszweig dieser Stadt in der Verarbeitung der Kohle liegt, die in den
Minen von Žieb und Čar-ča im Norden bzw. Osten abgebaut wird. Zwar gibt es hier auch ein qualmendes und
schweflig stinkendes Stadtviertel, das Schlacke ausstößt, doch wird penibel darauf geachtet, das Trinkwasser nicht zu
verschmutzen – ausgeklügelte Filterbecken und Trinkwasserzisternen sorgen für die Gesundheit der Stadtbevölkerung.
Probleme mit verschmutzter Luft hat man hier weniger, da die häufigen Regenfälle den Staub regelmäßig aus der Luft
waschen. Trotz allem liegt doch stets ein leichter rußiger Film auf allen Flächen.
Ang-lóon
etwa 3.000 Einwohner (87% Menschen, 8% Bâr-bégač, 5% Čén)
Der südlichste Hafen Garčal-kôrs mit seinen geduckten, torfbedeckten, halb in den Boden eingegrabenen Langhäusern
ist Anlaufstation für Jäger und Fallensteller der Umgebung, für Walfänger und auch für Bâr-bégač-Händler aus
Gélech-kôr. Der karge steinige und halbgefrorene Boden erlaubt nur spärlichen Anbau von Feldfrüchten, weshalb man
riesige Schafsherden über das kärgliche Gras- und Heideland ziehen sieht. Der Fischfang stellt die zweite große
Nahrungsquelle der Stadt dar.
In den felsigen Hängen des nahegelegenen Gélechgebirges finden sich Silbervorkommen, die von Strafgefangenen aus dem
Norden abgebaut werden. Da es sich bei ihren Wächtern oftmals ebenso um strafversetzte Soldaten handelt, ist deren
Disziplin und Moral als eher lasch zu bezeichnen, weshalb schon etliche Zwangsarbeiter entkommen sind – um in der kargen
Tundra zu erfrieren oder zu verhungern...
Mögen die Einwohner der wenigen umliegenden Dörfer Ang-lóon zwar als Tor zur Welt betrachten, so liegt der Ort doch
weitab vom Geschehen. Wer „jenseits von Ang-lóon“ wohnt, hat sprichwörtlich keine Ahnung von irgendetwas.
(dr, me)
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