Kultur und Gesellschaft
Die Kôrn, jene meist direkten Leute, für die es scheinbar nie genug Stunden an einem Tag geben kann und die jeden Augenblick
auszunutzen versuchen, mögen nicht allzu gerne jene zeitraubenden Veranstaltungen, die andere Völker mit "Vergnügen" oder
"Zerstreuung" assoziieren: Theater, Konzerte, Tanzen werden größtenteils als sinnlose Zeitverschwendung abgetan. Zechgelage
und Schlägeren gibt es nur selten einmal. Immer möchten sie, dass etwas schon erledigt ist, selbst wenn sie gut damit in der
Zeit liegen. Diese ständige Gehetzheit ist bedingt durch ihren (Aber-)Glauben, die Welt werde vom eisigen Ungeheuer Senàs
verschlungen und der letzte Tag sei nicht mehr allzu fern.
Wenn sich Kôrn abseits ihrer Arbeit betätigen, dann muss ihr Zeitvertreib grundsätzlich immer einen Sinn haben; unnötiger
Schnicksachnack, Verzierungen aller Art sind für sie nichts als Zeitverschwendung und lenken vom Wesentlichen ab. Geschichten,
Lieder und Erzählungen müssen stets einfach zu verstehen und eindeutig zu deuten sein. Interpretationsbedürftige Metaphern sind
ihnen ebenso suspekt wie endlos lange Epen. Wenn der Künstler etwas zu sagen hat, dann soll er es frei heraus tun und sich
nicht hinter Symbolen verstecken. Und außerdem soll er sich dabei kurz fassen!
Einige Geschichtenerzähler reisen durch die Lande, erzählen Sagen, die fast immer eine Moral, eine Botschaft beinhalten, die
leicht verständlich ist. Konprimiert auf die zum Erkennen jenes Ratschlags notwendigen Angaben, interpretieren sie ihre
Erzählungen nur selten neu. Dies kennzeichnet auch die Literatur, Musik, eben alle Kunst und das Leben. Ein gewisser Hang zur
Direktheit ist im täglichen Umgang der Kôrn untereinander prägend. In Gesprächen hält man sich nicht mit Höflichkeitsfloskeln,
Komplimenten oder Anspielungen auf, sondern sagt frei heraus, was man denkt. Ohne Frage eignet sich ein Kôrn schlecht zum
Diplomaten.
Kôrnische Musik soll ähnlich plätschernden Wassers im Hintergrund bleiben und keinesfalls aufdringlich oder ablenkend sein.
Sie wird in Gaststuben, auf Festen und besonders bei Festessen gespielt. Mittlerweile hat sich die "Stadtmusik" aus der
ursprünglichen Beschränkheit befreit, die der traditionellen Musik der Čén erwächst. Dort werden nur Instrumente
verwendet, die getragen mit einer Hand zu bedienen sind (also Trommeln , Rasseln und einige Blasinstrumente). Mehr als ein
Fünkchen Aufmerksamkeit im Hinterkopf bekommen nur wenige, sehr sanfte und meist traurige Melodien, wenn sie mit sachter
Inbrunst und Leidenschaft vorgetragen werden.
Spiel und Sport
Spiele des Südwestens |
Ténach
Dieses Spiel stammt aus Kalen, hat sich aber über den gesamten Südwesten verbreitet. Ursprünglich verwendete man zum Spielen
ein spiralförmig gelegtes Seil mit Knoten darin, aus dem sich das Spielbrett der vornehmeren Leute entwickelte. Auf dem rundem
Brett/Seil befinden sich 60 Knoten bzw. Felder, die aufeinander folgen. Sie sind in konzentrischen Kreisen unterteilt in sieben
Ringe, in dem sich 10 Felder hintereinander befinden. Jeder Speiler hat fünf Spielsteine. Das Ziel liegt darin, mit den Steinen
von außen nach innen oder von innen nach außen zu gelangen. Ein Spieler startet in der Mitte, der andere von außen, indem der
erste Spielstein auf das äußerste bzw. innerste Feld gelegt wird.
Ein Spieler kann den ersten Stein bewegen oder einen neuen Stein auf ein Feld setzen, das an eines grenzt, wo er schon einen
Stein gelegt hat, wenn dieses auf dem äußerstem oder innerstem Ring liegt. Bewegen dürfen sich die Steine auf jedes angrenzende
Feld, auch hoch/runter und schräg. Die Bewegung eines einzelnen Steines um ein Feld benötigt einen Zug. Wer zwei oder mehr
Steine auf demselben Ring nebeneinander liegen hat, darf diese zusammen nach innen oder außen, also auf einen anderen Ring je
Zug ziehen. Steine können sich nicht überspringen. Wird bei einer Bewegung auf ein Feld mit einem gegnerischem Stein gezogen,
so wird dieser vom Feld genommen und beginnt wieder von der Startposition aus. Wenn eine Gruppe von Steinen gezogen wird, kann
diese unter günstigen Umständen mehr als einen gegnerischen Stein schlagen, falls diese nahe beieinander stehen. Dies gilt
allerdings nur, wenn die Anzahl der gegnerischen Steine niedriger ist. Ist die Anzahl gleich, schlagen nur drei gezogene
Steine einen gegnerischen, während der letzte gegnerische Stein einen aus der eigenen Gruppe schlägt. Dieser Stein ist immer
derjenige, welcher dem Ziel des gerade agierenden Spielers am nächsten ist (also derjenige am Anfang oder Ende der Reihe).
Einzelne Steine können auch einzelne Steine aus Gruppen schlagen und jederzeit können Steine aus Gruppen herausbewegt werden.
Ordče-Židam-Orovag
Das Spielbrett ist hier in sechs mal zehn quadratische Felder unterteilt. Jeder der zwei Spieler hat zu Beginn 9 flache
Spielsteine, die alle mit derselben Seite oben liegen, welche die Farbe des Spielers zeigt. Weit verbreitet sind braun und rot,
die Reichen leisten sich beliebtere Farben wie gelb und grün. Die Unterseite ist in der Farbe des Kontrahenten gehalten. Die
Spieler sitzen sich gegenüber an den kurzen Seiten. Die Startaufstellung innerhalb der ersten beiden Reihen des Feldes ist
beliebig. Nach der Aufstellung beginnt die Partie. Pro Runde darf ein Stein ein Feld in jede Richtung (auch diagonal und
rückwärts) weiter gezogen werden. Beide Spieler vollführen ihre Züge dabei simultan. In besseren Kreisen lässt man einen
Diener ziehen, dem der Zug vorher ins Ohr geflüstert wurde. Dabei dürfen die Steine auch übereinander springen. Wenn über
einen gegnerischen Stein gesprungen wird, wird dieser umgedreht. Er zeigt dann seine andersfarbige Unterseite und gehört zu
dem Spieler, dessen Stein ihn geschlagen hat. Ziel ist es, alle gegnerischen Steine zu eigenen zu machen. Sollten sich
dieselben Steine in einem Zug gegenseitig schlagen, so behalten sie ihre Farbe.
Čarn
Beim Čarn hat jeder Spieler zehn kleine Holzstäbchen, die an einem Ende mit Stoff umwickelt oder mit farbigen Ringen
bemalt sind. Jedes davon hat einen eigenen Wert zwischen 1 und 10. Das Ziel ist, die Hölzer auf eine bestimmte Art anzuordnen,
um eine hohe Punktezahl zu errreichen. Die Spieler legen abwechselnd ihre Stäbchen aneinander. Punkte gibt es, wenn auf ein
Stäbchen mit geradem Wert ein ungrades und umgekehrt mit höherem Wert gelegt wird, und zwar in Höhe der Wertdifferenz. Werden
zwei Gerade oder Ungerade aufeinander gelegt, gibt es keine Punkte. Obwohl das Čarn eher als Zeitvertreib der einfachen
Leute gilt, besitzt auch mancher Wohlhabende ein schönes Set von Hölzern, die aus Hörnern oder
Zähnen von Mammuts, Kôru-Šíkkas oder Wollnashörnern gefertigt sind. |
Ein beliebter Zeitvertreib sind Spiele, die ein hohes Maß an taktischen Überlegungen erfordern. Ein hohes Zufallselement ist
dabei unbeliebt - Würfel sind eher selten anzutreffen. In einigen dieser Spiele werden sogar regionale, landesweite und
internationale Wettbewerbe abgehalten. Spiele wie Ténach, Ordče-Židam-Orovag und Čarn
sind überregional bekannt und beliebt.
Während die Menschen eher faul und entsprechend fettleibig sind, sprühen čén des öfteren vor Bewegungsdrang. Sie laufen
durch die Gegend, veranstalten immer mal wieder Wettspiele und schwimmen im Sommer viele Runden, wenn es ihre Zeit zulässt.
Die bedeutendsten Wettspiele der sesshaften čén sind die Frühjahrsspiele, die zur Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche und im
Monat danach an den verschiedensten Orten gleichzeitig stattfinden. Dies ist die Paarungszeit der čén, und ein Sieg in
einer Disziplin sichert Männchen wie Weibchen die Gunst zahlreicher Verehrer.
Der wichtigste Wettkampf ist der Ord-Okijá-čan, ein Wettlauf über eine längere Distranz zwischen zwei Städten. Andere
Disziplinen sind der Zwei-Bein-Lauf, bei dem jeweils die Vorder- und Hinterbeine zusammengebinden werden, Schwimmen und Ringen,
neuerdings auch Rudern und Speerwurf als weniger beliebte Disziplinen.
Hygiene und Wohnlichkeit
Das weitaus beliebtere Feizeitvergnügen der Kôrn ist allerdings der Aufenthalt in Schwitzhütten oder Badezimmern, da sie sehr
reinlich sind. Die Reichen leisten sich private Wannen, die anderen übergießen sich meist nur während oder vor dem Schwitzbad
mit Wasser. So verbringen auch die Familien meist ihre Zeit vor dem Zubettgehen. Zum Säubern der Wohnung, der Kleidung oder des
Stadtviertels wird ebenfalls die eine oder andere Weile aufgewandt. Seifen und Reinigungsmittel sind bekannt und kommen oft zum
Einsatz.
Viele Leute schmücken von Frühjahr bis Herbst ihre Fenstersimse und Innenhöfe mit allerlei farbenprächtigen Blumen. Wenige
Arten halten sie auch in der Wohnung oder ihrer Ecke im Erdgeschoss.
Übersinnliches und Aberglaube
Weit verbreiteter Aberglaube veranlasst viele Leute dazu, Schutzamulette zu tragen und über jedem Einschnitt eines Raums
(Türen, Fenster) deren Muster anzubringen, um sich vor kleineren Übeln zu schützen. Dazu zählen Tiere, Krankheiten und Geister,
während Naturgewalten und mächtige Ungeheuer bestenfalls als schwer beeinflussbar, zumeist aber unabänderbar gegeben gelten.
Die Muster werden entweder eingemeißelt oder aufgemalt und zeigen beispielsweise Blüten, Blätter Bäume, stilisierte Flussläufe,
aber auch die Symbole der Elemente. Stilisierte Symbole mit verschlüsselter Bedeutung kommen so gut wie nicht vor. Die Aussage
soll klar und deutlich sein und keinen Raum für Interpretationen oder Spekulationen lassen.
Die Schutzzeichen sind in den passenden Farben gehalten. Am beliebtesten sind grün, gelb, sandfarben und orange. Rot, braun
und grau hingegen gelten als Herbst-, Winter- und Blutfarbe und finden sich seltener.
Die Sitte der schützenden Muster kam vermutlich mit Einwanderern von der oberen Kalenach nach Garčal-kôr, denn südlich
Gâr-Čorbárs werden diese Verzierungen fast nur an den Niederlassungen der Gilden angebracht. Schon in S'chôn-kôr nimmt
ihre Bedeutung ab, und auf Höhe der Nomadenländer gibt es sie fast gar nicht.
Himmelskörpern wie Sonne, Sternen und Monden wird kaum schützende Kraft in diesen Mustern zugeschrieben. Sie sind nur klein
und weit entfernt am Firmament zu sehen und außerdem gelten sie als von Esper aus durch die Elemente beeinflusst (Die Sonne
als vom magischen Strom des Feuers genährter Ball, die Monde vom Strom des Wassers gesteuert - die Gezeiten des Meeres ziehen
die Monde). In der kôrnischen Astronomie bestimmen nicht die Sterne das Schicksal auf Esper sondern Begebenheiten auf Esper
haben Einfluss auf die Sterne. So ist keine Zukunftsdeutung möglich, lediglich eine Analyse des Ist-Zustandes.
Magie spielt keine große Rolle in der Gesellschaft. Hier ist man der Überzeugung ist, die Ströme der Magie seien mit dem
Beginn der Schöpfung in die Welt gekommen und als erschöpfliche Energiequellen angelegt, welche für den Lauf der Welt sorgen
bis sie versiegen. Wer diese Kräfte für seine eigenen magischen Zwecke abzweigt, beschleunigt dadurch nur das bevorstehene
Ende der Welt. Zudem ist der Gebrauch von Magie zweifellos gefährlich und kann viel Unheil anrichten.
Die kôrnischen Magier sind daher darauf bedacht, ihre Fähigkeiten möglichst spärlich und bedachtsam einzusetzen, um mit
möglichst wenig Aufwand ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen. Sie agieren folglich recht unauffällig, wenig beachtet von
ihrem Umfeld und sie machen auch nicht viel Aufhebens um ihre Kunst. Großer Zirkus oder Effekthascherei sind ihnen zuwider.
Duch die Besonnenheit und Behutsamkeit im Umgang mit der Magie sind Unfälle recht selten und die kôrnische Schule der Magie
ist ein Musterbeispiel an Effektivität geworden.
Das Bildungsniveau in Garčal-kôr ist eher niedrig. Vier Fünftel der Bevölkerung können nicht lesen und schreiben, und
ohnehin gibt es nicht viele Bibliotheken, obwohl der Buchdruck bekannt ist. Die Gilden behalten die meisten ihrer Werke im
Haus - Wissen ist schließlich Macht.
Zeitrechnung
In alten Zeiten richtete sich die Jahreszählung nach den Herrscherjahren der einzelnen Dynastien. Durch die Aufsplitterung des
Landes verkomplizierte sich diese Zählung zusehends. Mit dem Aufkommen der mabedianischen Religion in Garčal-kôr wurde
allmählich die mabedianische Jahreszählung übernommen. Die ersten Jahre einer neuen Ordnungsmethode gelten stets als
Unglücksjahre, denn Machtwechsel ziehen oft auch vielseitige Probleme nach sich. Deswegen wurde wohl ein völlig fremdes Ereignis
als Anfangspunkt der Jahreszählung übernommen - auch wenn gegenwärtig nur ein verschwindend geringer Anteil der Bevölkerung
eine Ahnung davon hat, wer dieser Lethian eigentlich ist, von dessen Geburtsjahr ab nun die Jahre gezählt werden.
Da die Himmelskörper als von esperischen Gegebenheiten gelenkt gelten, spielen sie in der Zeitrechnung keine Rolle. Die
Monatszählung richtet sich nach dem Klima und den Jahreszeiten. Die einzelnen Jahreszeiten variieren zwar regelmäßig in ihrer
Länge und man kann ihnen kaum feste Zeitspannen zuordnen, der Einfachheit halber einigte man sich in den zivilisierten Gebieten
auf folgendes System (die Nomaden legen keinen besonderen Wert auf eine genaue Tageszählung, für sie bleiben nach wie vor
Wetter und Klima die bestimmenden Faktoren):
Großes kôrnisches Kalenderrad |
Scheiben wie dieses Bronzerad hängen an allen öffentlichen Plätzen aus und zeigen das genaue Datum an. Am äußersten Ring sind
360 Einkerbungen angebracht, die für die Tage stehen, in den inneren Ringen sind die Jahreszeiten nach der Zählung der
verschiedenen Landesteile unterteilt (von außen nach innen: Sir-čén, Chel-čén, Sesshafte im Norden). Der grünliche
Teil im abgebildeten Beispiel steht für Žanâchel, den Frühling. Scheiben, auf denen alle drei Zählungen angezeigt werden,
sind nur selten zu finden.
Pro Tag wird das Rad von eigens dazu authorisierten staatlichen Beauftragten – meist der Bürgermeister oder einer seiner
Gehilfen – um eine Kerbe weiter gedreht. Um zu verhindern, dass mit der Datumszählung Schindluder getrieben wird, ist das Rad
meist abgeschlossen. Die Kerbe ganz oben kennzeichnet den heutigen Tag. |
Jedes Jahr wird in sechs Teile zu je 60 Tagen unterteilt. Das Jahr beginnt traditionell mit dem Gašnová, dem
Ende des Winters, Dann kommen die Kinder der Čén zur Welt, der Winter klingt ab und macht dem Frühling platz. Diese
Periode endet mit der Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche.
Es folgt Žanâchel, der Frühling. In der ersten Hälfte des Frühlings verlieren die čén ihr Winterfell und
paaren sich. Bei den Nomaden des Südens gilt nur diese Zeit als Frühling.
Es folgt Chônča, Hochsommer, die Zeit der Feldarbeit. Die Sír-čén befinden sich dann in ihren südlicheren
Sommerquartieren, während die Chel-čén ihren Sírjan-Herden südwärts folgen.
Nun beginnt Canchal, Spätsommer, die Erntezeit. Für die Chel-čén beginnt die Rückwanderung nach Norden. Die
Sír-čén zählen etwa die ersten 40 Tage des Spätsommers zum Hochsommer, weil sie erst danach zurückkehren.
Nach der Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche beginnt bei den Sesshaften Gelčal, der Herbst. Die Chel-čén zählen
dessen erste Hälfte gar noch zum Spätsommer, während die Sír-čén diese ganze Zeit zum Spätsommer rechnen. Der Herbst ist
die schwerste Zeit, besonders für die Sír-čén, die in Jahren knapper Nahrung mit den Herbstgerichten diejenigen auswählen,
welche die Herden und Vorräte verlassen müssen.
Auf den Herbst folgt Angešnová, der Winter. Dann erreichen auch die Chel-čén ihre Winterquartiere in der
nördlichen Steppe. Schließlich beginnt der Zyklus von neuem, wenn der Vorfrühling wieder Einzug hält.
Feiertage und Feste
Auch wenn man den Bewohnern des Südwestens keineswegs nachsagen kann, sie verstünden es, rauschende Feste und Feierlichkeiten
zu begehen oder sich gar zu amüsieren, so zieht sich doch eine Reihe fester Feiertage und Feste von mehr oder minder großer
Bedeutung durch den Jahreslauf.
Frühlingsfest
Der letzte Tag des Gašnová ist die frühjährliche Tag-und-Nacht-Gleiche und kennzeichnet die erneute Wiederkunft des
Frühlings.
Die Anhänger der Goumčâš-líbôr verspeisen zur Feier des Tages bevorzugt Eier und Zugvögel, die in diesen
Tagen zurückkehren. Mit Besen aus Federn wird symbolisch die Kälte aus den Häusern und Straßen gefegt, Vogelskulpturen aus
Federn und Stroh werden am auf den Plätzen entzündet. Nachdem der Vogel verbrannt ist, geht es zurück in die warmen Häuser.
Bei den Nažchan hingegen werden Mahlzeiten gereicht, die aus dem ersten frisch gesprossenen Grün zubereitet werden,
Setzlinge aus der freien Natur gesammelt und durch herangezogene Pflanzen ersetzt. Dabei werden in der Regel immer doppelt so
viele Zöglinge gesetzt, wie gesammelt wurden. Außerdem beginnen die Nažchan, Blumenkübel aus den Fenstern zu hängen.
Frühjahrsspiele
In der ersten Hälfte des Žanâchel findet die Paarungszeit der sesshaften Čén statt. Während dieser Zeit werden auch
die Frühjahrsspiele veranstaltet, bei denen beide Geschlechter ihre Kraft, Geschicklichkeit und Ausdauer messen. Die
Veranstaltungen dauern jeweils 1-3 Tage, je nachdem, wieviele verschiedene Disziplinen es gibt. Die Termine für diese
Spektakel variieren von Stadt zu Stadt; einige agieren gemeinsam, um den Ordče-Okijá-čan, den Zwei-Städte-Lauf,
abzuhalten. Das Interesse der Menschen an disen Läufen ist vergleichsweise gering, obwohl herausragende Sportler gefragte
Diener dastellen.
Andauernd schlechtes Wetter während der Spiele gilt als schlechtes Omen, was öfters dazu führt, dass Öle, Seifen, Kohlen,
Holz, Lebensmittel und andere Produkte für den Fall eines kalten Sommers gehortet werden und die Verbraucher zurückhaltender
bei neuen Anschaffungen sind. Weiter im Süden herrscht dieser Aberglaube nicht, weil die Leute dort ohnehin kaltes und
schlechtes Winter gewohnt sind.
Waffenschau
Am 31. Tag des Žanâchel, nach dem Ende der Paarungszeit, werden im Städtebund und in Čor-kôr die Soldaten zu
Inspektionen und Testmärschen kreuz und quer durch die Straßen versammelt. Am folgendem Tag findet ein Waffentraining statt.
In S'chôn-kôr hingegen nimmt Königin Mirš Bálch in Žonodoroš die Parade ihrer Reitergarden - aus Anlass
ihres Geburtstages - ab. Innerhalb der folgenden 10 Tage müssen ihre Vasallen ihrerseits Waffenschauen durchführen. Wenn
Mirš zu ihnen kommt, ist eine Präsentation der Truppen erforderlich. Nicht nur die Berufssoldaten somdern sämtliche
wehrfähigen Untertanen sind verpflichtet, daran teilzunehmen. Da Mirš Bálch berüchtigt dafür ist, jedes Jahr andere
überraschende Routen und Orte zur Inspektion zu wählen, ist jeder Kleinadlige bemüht, alles bestens vorzubereiten. In anderen
Regionen Garčal-kôrs gibt es kein festgesetztes Datum für die Inspektion der Truppen.
Blütenfest
Am 7. (Ostküste) bzw. 11. (Westküste) Tag des Chônča wird das Blütenfest gefeiert. In der Regel beginnt in dieser Zeit
der Handel mit den ersten frischen Pflanzenölen des Jahres. Gesammelte Blüten werden auf Straßen und in den Häusern verteilt,
um diese zu reinigen. Besen werden gern mit Blütengewinden versehen. Allgemeines Großreinemachen ist angesagt: Die Badestuben
stehen offen und ausgiebige Waschungen und eine Stimmung, die man schon fast als ausgelassen bezeichnen könnte. Bevor jedoch
die Gemüter zu heiter werden, heißt es dann aber, das Haus vom Keller bis zum Dach gründlich zu reinigen.
Die Kinder werfen kleine Boote aus zusammengenähten Blütenblättern ins Wasser und lassen diese treiben. An der Ostküste werden
zudem Blütenfiguren aufgestellt, die in den folgenden Tagen durch Wind und Wetter langsam zerfallen. Abends speist der lokale
Adel die Armen mit einfacher Kost.
Erntefest
Der letzte Tag des Canchal ist dem Erntefest vorbehalten. Nachdem die Ernte eingefahren, die Erträge ausgezählt und die
Abgaben eingezogen wurden, lässt der Adel Festessen für die einfache Bevölkerung auftischen. Man isst noch einmal Eier und
Vögel oder als Anhänger der Nažchan die Erzeugnisse des letzten noch frisch geernteten Grüns. Wie zum Frühlingsfest
werden auch hier Vogelfiguren aus Stroh und Federn auf den Plätzen entzündet, die Nažchan werfen gesammelte Blätter in
Flüsse und Seen, um diese der Natur zuzuführen.
(dr)
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