FOTKIN BAGEC CHADKOLIC - Staatsform
NOTCLAI - Das Reich
Die Krasigliche Monarchie Latallands ist eine Monarchie mit einem ausgeprägten, feudalen Lehenswesen, das in
Vollendung pervertiert ist. Ursprünglich gedacht, um besonders herausragenden Adeligen eine würdige Auszeichnung in
Form von Ländereien zukommen zu lassen, auf daß sich diese in Aufopferung für das dortige, gemeine Volk einsetzen
würden, sehen die Adligen heute ihre Rolle mehr in der Ausbeutung der Lathan in ihren Ländereien. Das Volk von etwa
900.000 Einwohnern ächzt im allgemeinen unter der Knute ihrer Herren, die ihnen harte Arbeit abverlangen und nur
wenig Lohn zahlen.
Die Währung
Die Währung der Lathan ist der Goldractor, der einen Gegenwert von etwa 30 Bronzestücken besitzt und die Form einer
Kralle der Lathan hat. Komplizierte Prägungsmuster bestätigen die Echtheit. Der durchschnittliche Lathan bekommt in
seinem Leben je Jahr nur vielleicht sechs oder sieben Goldractore zu Gesicht.
1 Goldractor wird unterteilt in 3 Tracr ( mit einem Gegenwert von je 10 KS) und diese wiederum in je 3 Noc
(mit einem Zahlungswert von ca. 33 KS). Ein Tracr bedeutet ungefähr so viel wie Finger oder Krallenglied und hat
ebendiese Form, ein Noc ist analog die Kralle selbst; klein und wie ein Spitzkegel geformt. Darunter gibt es dann
nur noch die Einheit der Rjit, die etwas von dem bisherigen System abweicht:
81 Rjit entsprechen einem Noc – also sozusagen 3x3x3x3 Rjit. Damit hat ein Rjit einen Wert von ungefähr 41
Zinkstücken. Seine Form symbolisiert eine Spitze und ist ein Zeichen für die Bedeutung des Wortes Rjit – Spitze,
Punkt. Ein Beutel mit letzterer Währungseinheit fühlt sich an wie ein Beutel mit grobem Sand, so klein sind diese
Rjit. Es wurde schon oft überlegt, diese Einheit der Bezahlung neu zu fassen. Doch dieses Währungssystem ist noch
ein Relikt aus den Zeiten, wo die Lathan im Dreiersystem rechneten, und damit Tradition. Schon seit einigen tausend
Jahren hat man jedoch festgestellt, daß im Prinzip das dekadische System das bessere Rechensystem darstellt. Im
Grunde wird nur noch dieses System verwendet, beim Zahlungssystem konnte man sich jedoch nie auf eine Änderung
verständigen. Meist werden die Lathan des gemeinen Volkes ohnehin gar nicht bezahlt, sondern haben ihrem Herren
indes „Steuern“ dafür zu entrichten, daß sie seine Ländereien bewirtschaften dürfen. Strafen sind nicht nur für
Arbeitsverweigerung, sondern auch für andere Gesetzesübertretungen hoch, und schnell wird von leichter Hand ein
Todesurteil ausgesprochen.
Die Krankheit des Krasis
Es sind harte Zeiten, die nicht
zuletzt wegen der schweren Krankheit des Krasis Yüquat F seit ungefähr dreißig Jahren in das Land eingezogen sind.
Dieser 170 Jahre alte Krasi ist mittlerweile sehr gebrechlich, und seine Krankheit macht ihn derart senil, daß ihn
Staatsgeschäfte schon lange nicht mehr kümmern. Seine Aufgaben – die Reichsführung in militärischen Angelegenheiten und
in den Außenbeziehungen zu den Akpotländern, sowie die Finanzhoheit über das Reich - übernehmen seine Berater, die nicht
immer nur das Wohl des Reiches in den Augen haben.
Zwar herrschte der Krasi seit nunmehr 130 Jahren sehr weise über das Land und füllte die gewaltigen, unterirdischen
Schatzkammern des Palastes in Bolon bis unter das Gewölbe sehr reichhaltig, so daß das Reich in seiner besten
Verfassung seit mindestens achthundert Jahren ist. Dennoch bleibt nach dieser langen Herrschaft der Wermutstropfen,
daß er seinem Reich keine Nachkommen hinterließ. Wohl hatte er Zeit seiner Herrschaft genug Partner in seinem
Nachtlager gehabt, doch Bastarde haben nach Latalländischer Sitte keinen Anspruch auf den Thron – und so liegt das
Reich in Unsicherheit, was geschehen wird, wenn der alte Herrscher sein Leben aushaucht.
Der Adel...
Derweil liegt der gesamte Adel des Reiches auf der Lauer und versucht mit den verschiedensten Mitteln seine
Position zu verbessern, als Nachfolger von Yüquat F den krasiglichen Thron zu besteigen. Denn der Rat der Fürsten
der sieben Crutzsoka, der Latalländischen Provinzen, und ihrer Lehensvasallen wird die Wahl eines neuen Herrschers
vornehmen, wenn Yüquat das Zeitliche gesegnet haben sollte. Hierbei wird vor keinem Mittel zurückgeschreckt:
Intrigen, Verrat, Meuchelmorde und Erpressungen sind nur Elemente aus dem gewaltigen, kreativen Repertoire des Adels,
das sich nicht zu erschöpfen scheint. Eng eingebunden in diese Machenschaften ist die Gilde der Magier, die,
natürlich nicht ohne eine Gegenleistung zu verlangen, dem einen oder anderen Adligen mit schmutzigen Tricks und
ihren magischen Künsten beiseite stehen. Die einzigen, die mit diesem Vorgehen eine machtvolle Position erhalten
sind die betroffenen Magier selbst, da sie von diesem Punkt an Macht über die Bittsteller erlangen. Damit ist
erklärlich, warum Adel und die Gilde der Magier so eng ineinander verwoben sind.
...und seine Schergen
Dennoch kommt auch dieses starke Potential nicht in die Nähe des Krasis selbst, um dem intriganten Zeitalter ein
Ende zu bereiten, indem man das Siechen des Herrschers beendet. Die Krasigliche Leibgarde, die man ehrfurchtsvoll im
Reich Haknuege, die Steinernen, nennt, ist ein unüberwindbares Bollwerk für jeden Meuchler.
Ihr guter Sold macht sie nur schwer bestechlich, ihre qualitativ hochwertige Ausbildung über lange Zeit ihres
Lebens macht sie im höchsten Maße loyal gegenüber ihrem Herrscher und da sie schon als junge Lathan ausgewählt
werden, ist der Krasi kaum ein Herrscher für sie. Sie empfinden sich eher als Teil seiner Familie.
In den letzten dreißig Jahren, seit die Zeichen der Zeit für den mordenden und Intrigen spinnenden Teil des Reiches
günstig stehen, haben sich an die fünfzig Meuchler an dem Bollwerk der Steinernen versucht. Jetzt sind diese nur
noch bei Niedrigwasser zu sehen, denn ihre Körper wurden vor der Küste Bolons an Pfählen in den Untergrund gerammt.
Töteten sie nicht die aufsteigenden Wasser nach Stunden, so doch sicher die Seekockindrills und andere
Meeresbewohner, die sich nagend über ihre Gliedmaßen hermachten. Diese Reihen von gepfählten Attentätern, von denen
nicht mehr übrig ist, als ihre Skelette, sind ein warnendes Beispiel für jeden, der mit der Versuchung spielt.
Dennoch werden regelmäßig wieder Meuchler gefaßt, die sich an den Herrscher heranzumachen versuchen. Diese teilen
dann das Schicksal ihrer Vorgänger. Und trotzdem scheint das Entsenden von Attentätern in den Reihen des Adels nicht
aus der Mode zu kommen.
Das Volk...
In dem Gerangel um die gewinnträchtigsten Positionen spielt das Volk zwar nur eine Nebenrolle, aber eine sehr
wichtige. Jeder Lokalfürst und andere Adlige mit Besitztümern in den sieben Provinzen Latallands ist in hohem Maße
daran interessiert, nach außen hin keinerlei Schwäche im Umgang mit seinen Untertanen zu zeigen. Es ist nicht mehr
bekannt, wer dieser in Frage kommenden Personen damit begann, aber die alten Sitten, nach denen Aufstände und
Unruhen im Reich friedlich gelöst wurden, gelten schon lange nicht mehr. Die Herrscher überbieten sich seit zwei
Jahrzehnten in der Grausamkeit im Umgang mit ihren Untertanen. Im Sinne des alten Krasis wäre dies sicher nicht,
wäre er noch bei Verstand.
...und die Gesellschaft
Auch die Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt – schon immer hatten die Gagod einen stärkeren,
hervorgehobeneren Stand in Latalland, als es im Krasireich Ilais der Fall ist. Jedoch ist diese herausgehobene
Position mittlerweile zu einer alleinigen Position geworden. Loptoc und Nemac werden zunehmend aus den Staatsorganen
verdrängt und in die Familien verbannt. Das autoritäre Regierungssystem macht nun nicht einmal mehr vor dem
familiären Zusammenleben halt.
Die Regimegegner
Dennoch ist das Land noch nicht lange auf dem Weg in die Tyrannei des Adels, und so manche Lathan erinnern sich noch
daran, wie es war, bevor Krasi Yüquat F in seiner Senilität und das Volk im Terror der Adligen versank. Daher
formiert sich nach einigen mißlungenen und unabhängigen Aufständen in den einzelnen Provinzfürstentümern ein
Geheimbund der Lathan, der es sich zum Ziel gesetzt hat, den Widerstandskampf mit dem Regime aufzunehmen. Dabei
sollte man nicht annehmen, daß es sich um illoyale Anarchisten handelt, denn die Loyalität der Aufständischen gilt
nach wie vor ihrem Krasi, auch wenn dieser ihnen keine wirkliche Hilfe sein kann. Das Ziel ihres Widerstandes ist
die Zerschlagung der Adelsstrukturen und die erneute Einrichtung eines Rechtes, dem auch die Herrschenden
unterworfen sind, wie es noch vor dreißig Jahren der Fall war. Aber einige Forderungen gehen dann doch über den
Status Quo hinaus, denn das feudale Lehenswesen soll durch ein republikanisches System abgelöst werden, in dem die
Adligen zwar noch in einer der regierenden Kammern starken Einfluß haben, und dennoch wird ihre Macht stark
beschnitten. Daher haben auch alle Aristokraten sehr schnell begriffen, daß diesem Widerstand mit aller Macht
entgegengetreten werden muß. Noch ist der Widerstand schwach und ein zarter Trieb, der mit einem gezielten Tritt
des Militärs zermalmt werden könnte.
Sei es dem Volke zu wünschen, daß diese Auflehnung in ihrem Sinne zu Ende geht, und nicht in ein Blutbad mit
den Truppen des Krasis oder der Herrscher in den Crutzsoka führt.
Die Bürde der Jugend
Schon früher waren niedergeschlagene Aufstände immer im höchsten Maße tragische Ereignisse, nicht nur weil viele
Tote zu beklagen waren. Auch die Struktur des Militärs trug ihren Teil dazu bei, da ab dem einundzwanzigsten
Lebensjahr alle Lathan egal welches der drei Geschlechter für achtzehn Jahre ihr Leben in den Dienst des Reiches zu
stellen haben.
Zu dieser knochenharten Ausbildung zählen sechs Jahre der Einweisung in die Kampftechniken und die Seefahrt in den
Provinzhauptstädten der Crutzsoka. Einen fünften Teil dieser Truppen haben die Fürsten dann an die Krasiglichen
Reichstruppen abzutreten, wo noch einmal zwölf Jahre Dienst auf die jungen Lathan warten. Der Rest der Kämpfer
bleibt in den Crutzsoka stationiert und dient dort seine zwölf Jahre ab. Seit die Adligen um die Gunst bei Hofe
buhlen, tritt eine andere Sorge in den Vordergrund. Erhebt sich das Volk in einer Region des Reiches gehen die
Regierenden mit schärfster Härte gegen das Volk vor und setzen eben diese Truppen ein. Dabei geschieht es sehr
häufig, daß der Nachwuchs auf die eigene Familie trifft und sich so unvorstellbare Tragödien ereignen.
(nn)
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