Tionuc, Rijutoc und Czork - Stille, Vorland und Lebensatem
In den üppigen Wäldern des Nordwestens, gewachsen auf den Inseln Tionuc, Rijutoc und Czork, findet man ein buntes
Treiben der Tierwelt vor. Die klimatischen Bedingungen sind allerdings nicht gerade eine Erleichterung für Tierwelt
und Reisende:
Hier setzt schon mit dem späten Vormittag eine erdrückende Schwüle ein, die sich bis in die Abendstunden erstreckt
und stetig anwächst. Damit ist verständlich, warum in diesen von Urwäldern bewachsenen Inseln zum Ersten kaum Siedlungen
der Lathan errichtet wurden, und zweitens das Leben eigentlich nur bis zum Nachmittag stattfindet und danach von der
Schwüle zur Ruhe gezwungen wird. Es ist absolut unmöglich gegen späten Nachmittag irgend jemanden zu finden, der
irgendeiner Tätigkeit nachgeht. Aber wahrscheinlich hat man selbst auch nicht den Antrieb, um sich auf die Suche zu
machen.
Das Hinterland abseits der Küsten ist auf allen drei Inseln von Bergen vulkanischen Ursprunges geprägt.
Die Insel Czork verfügt über das eindrucksvolle Kodjok-Vulkanmassiv im Zentrum der Insel. Das Massiv ist
bis dicht unter die Aschekegel der beiden großen Vulkane mit flachem Buschwerk bewachsen. Die zwei gigantischen
Krater, von denen der östliche, der Gtürok, sogar mehrere Meilen von Norden nach Süden durchmißt sind mit großen
Süßwasserseen sehr warmen Wassers bedeckt. Etwa alle fünf bis zehn Jahre muß man in dem großen Krater mit Ausbrüchen
rechnen, bei dem kleineren Vulkan Rtigko steht nur alle 20 bis 30 Jahre ein Ausbruch an, die allerdings meist bei
beiden Vulkanen nur lokal verheerend wirken.
Der gesamte Bergzug ist stark mit Rohstoffen verschiedenster Natur durchsetzt. Auf dem Weg nach Byal beispielsweise
waschen die Flüsse Gold aus dem Gestein. Eisen läßt sich ebenfalls nachweisen, allerdings ist ein entsprechendes
Vorkommen entweder nur spurenartig im Gestein enthalten oder Latalländische Prospektoren haben die Ader noch nicht
entdecken können. Im Nordosten hält der steinige Grund Saphire, Rubine und Diamanten bereit. Man findet ohnehin
viele verschiedene Kristallarten, denen allen heilende Wirkungen zugeschrieben werden. Angeblich sind sie fähig, die
Lebensenergie von Lebewesen in sich aufzunehmen und anderen zuzuführen. Dabei fließt die Energie immer zu demjenigen
mit dem niedrigsten Energiepegel. Viele dieser Kristalle ändern tatsächlich bei Berührung ihre Farben – wahrscheinlich
der Ursprung dieser Theorien.
In dem südlichen, separaten Ausläufer des Gebirges in der Nähe der Stadt Nitoc fanden sich in den letzten
Jahrhunderten immer wieder Vorkommen von Steinkohle, die Richtung Norden immer festere Formen annehmen.
In den bergigen Gegenden der Inseln gibt es auch zahlreiche vegetarische Lebewesen und gefährliche Räuber. Die
meisten Lebensformen in den Regionen größerer Höhe und flacheren Buschwerkes sind ebenfalls nur von geringem Wuchs,
um die Vegetation als Deckung nutzen zu können. Das Leben konzentriert sich in den gebirgigen Gegenden auf die
zahlreichen Flüsse, deren Wasser aus vulkanischen Tiefen hochgepreßt wird und mit ihrem nährstoffreichtum die Umwelt
zum Sprießen und Blühen anregen.
Auf Czork entspringen aus dem Kodjok-Massiv sechs große Flüsse, die im Uhrzeigersinn, beginnend im Nordwesten
der Insel, folgende Namen haben: Gtuzc ganz im Westen, Kotk und Notk, der in Richtung Norden strömende Paarfluß, der
parallel zur Südküste fließende Drist, der sich kurz vor Byal mit dem Ghycil vereinigt, der wiederum mineralhaltige
Fluten direkt aus den Vulkankratern an die Südküste transportiert, dann der kurze Tgun und zuletzt der Zrit, der sich
eine breite Schlucht in den westlichen Teil des Gebirges gefressen hat.
Dahingegen gibt es auf Rijutok nur drei verschiedene Flußläufe, die von Norden anfangend It, Tokr und Gjil
genannt werden. Zwischen diesen Flüssen befinden sich weite Wiesen, die von großen, teils auch wild lebenden
Tepplarherden durchwandert werden. Latalländische Tepplarbauern nützen dies auch aus, um wilde Tepplars und
domestizierte Tiere zu kreuzen. Das Fleisch ist im ganzen Reich geschätzt und wird auch in die nördlichen Reiche
weiterverschifft.
Auf der Insel befinden sich die beiden Vulkane Can und Cai mit ihren beiden Zwillingsschloten, die schon seit
Jahrhunderten nicht mehr ausgebrochen sind, aber stetig vor sich hinschwelen und permanent glutrote Zungen von Lava
aus ihren Vulkankratern herauslecken lassen. Diese erstarren schon kurze Zeit danach und bilden ein seltsames
Geflecht aus diesen übereinandergelegten Lavazungen. Auch diese beiden Vulkane sind von dichtem Strauchwerk
bewachsen, soweit sich die Natur an die glühenden Erdschlünde heraufwagt.
Die beiden Vulkane sind bis auf wenige Metallvorkommen im Osten des Cai rohstofflos. Nur dort im Osten gibt es eine
Kupfermine, die erst jüngst entdeckt wurde. Man erhofft sich, dort eine ganze Weile Metalle abbauen zu können – das
Vorkommen schätzt man als sehr reichhaltig ein. Gegenwärtig sind krasigliche Expeditionsgruppen damit beschäftigt,
die weitere Umgebung nach eventuellen Rohstoffen zu untersuchen. Bislang sind sie allerdings nicht fündig geworden.
(nn)
|