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Der Sieben-Städte-Bund - Im Sumpf des Wohlstands |
Die Städte des Bundes
Die Städte im Bund kennzeichnen sich besonders durch ihre Gleichförmigkeit, um nicht zu sagen Eintönigkeit. Es gibt kaum
Gebäude, die sich besonders hervorheben – ganz der bundgenössischen Gesellschaftsordnung von der Gleichheit aller Bürger
folgend.
Nur wenige Prestigebauten, wie die weithin sichtbaren Glockentürme, die repräsentativen Gildenhallen oder die Laufbahnen
der Čén, lockern neben den Befestigungsanlagen und Bastionen das einheitliche Erscheinungsbild der Straßenzüge auf.
Zum größten Teil findet man in den meist von schnurgeraden und rechtwinklig angelegten Straßen durchzogenen Städten des
Bundes neben den weitläufigen Lagerhallen in den Häfen die Wohnblocks der Gilden, die überall nach dem selben Schema
aufgebaut sind: Hell getünchte zwei- bis dreigeschossige Gebäude, die einen Innenhof mit Brunnen umschließen und von
ziegelgedeckten Dächern mit flachem Giebel gekrönt werden. Eine hölzerne Ballustrade läuft auf jeder Etage um das Gebäude
herum, und Treppen und Brücken verbinden über die Straßenzüge hinweg die einzelnen Häuserblocks miteinander, sofern sie zur
selben Gilde gehören. Die Abwesenheit von Brücken und anderer Verbindungen zwischen den Häusern ist das deutlichste Zeichen
dafür, dass man sich an der Grenze zwischen zwei Gildenvierteln befindet. Ansonsten eignen sich die von Viertel zu Viertel
unterschiedlichen Holzschnitzereien an den Ballustraden und der üppige Blumenschmuck als weitaus weniger auffälliges
Orientierungshilsmittel. Wer diese Hinweise nicht zu deuten vermag, könnte durchaus Gefahr laufen, sich in den
gleichförmigen Straßen und Gassen zu verlieren, wenn nicht jede Straßenecke und jeder Hauseingang mit einer einzigartigen
Kennung markiert wäre, aus der sich die Position im Koordiantennetz der Straßen ablesen lässt.
Diese durchgeplante rechtwinklige Art der Straßenzüge erklärt sich aus der Tatsache, dass sämtliche Städte im Kâlch auf
flachem Schwemmland gebaut sind, und im Laufe der Zeit bereits mehrmals überschwemmt und teilweise fortgespült wurden.
Somit sind perfekte Voraussetzungen geschaffen, am Reißbrett geplante Städte mit schnurgeraden Straßenzügen zu errichten.
Im Laufe der Zeit sammelten die Stadtplaner immer mehr Erfahrung auf dem Feld der Überflutungsvorsorge, und so sind heute
die meisten Städte größtenteils durch Deichanlagen geschützt. In besonders überflutungsgefährdeten Gegenden stehen die Häuser
auf Pfählen. Jedoch nützen auch diese Maßnahmen nicht vor den immer wieder einmal auftretenden heftigen reißenden Fluten
im Kâlch, wenn das Wasser alle Schutzwälle übewindet, durch die Straßen schießt und etliche Häuser zum Einsturz bringt,
deren Fundamente aus massivem Stein nicht davor schützen, von den Fluten unterspült zu werden.
Selbstredend sind Straßen und Häuser im Städtebund stets sauber und gepflegt, wofür das gesellschaftliche Kollektiv der
Gilden Sorge trägt. Schließlich ist man für das Wohlergehen aller Gildenbewohner verantwortlich.
Die Häuser der Gildenviertel dienen gleichermaßen als Wohn- und Werkstätten, wobei sich die Wohnräume in den oberen
Stockwerken befinden. Verschlossene Türen wird man hier kaum finden, so stark ist das Vertrauen der Gildenmitglieder
zueinander. Man wohnt stets mit mehreren Leuten in einer Wohngemeinschaft, verköstigt sich in den gildeneigenen Garküchen
in den Hinterhöfen der Häuserblocks, und wer sich nicht mit seinen Mitbewohnern verträgt, der packt seine wenigen
persönlichen Sachen zusammen und zieht eben in eine andere Wohnung. Und wer es sich mit der kompletten Gildengemeinschaft
verscherzt hat und wer sich partout nicht anpassen will, dem steht es frei, die Gilde zu verlassen.
Lediglich die Wohnviertel der Tekumir mit ihren verwinkelten Gassen voller Unrat und den windschiefen Gebäuden trüben das
Gesamtbild der adretten, ordentlichen Städte. Die Arbeiter der Müllwerkergilde scheinen weder Lust noch Mut zu verspüren,
sich hierher zu wagen.
(me)
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