Crutzsok bagec Dzokata - Brückenland
Herrschaft
Brückenland wird von Cruclac Rtak E beherrscht, einem ungestümen, jugendhaften, manchmal auch leichtsinnigen
Cruclac von 34 Jahren. Sein Leben war bislang von großen Enttäuschungen geprägt, da er alle drei Eltern schon
sehr früh einbüßte.
Ein nahestehender Verwandter, angeblich der Gagui seines Nemaciec, am Hofe seines Gagodiec, des damaligen
Cruclac, hatte sich mit Teilen der Truppen verschworen, die Familienlinie auszulöschen. Dahinter steckte
angeblich eine Intrige und viel Geld des Cruclac Aracoitak G vom Randland.
Diesem unschönen Auftakt seiner Herrschaft folgten die zähen Aufräumarbeiten der Revolte und die langwierige
Auswahl einer neuen Leibgarde, da sich Rtak E seiner Gegenüber wirklich nicht sicher sein konnte. Letztendlich
zog der neugekürte Herrscher aber aus dem Geschehenen seine Bilanz und stellte fest, daß für ihn die Zukunft
nicht mehr in einem Reich liegt, in dem derartige Aufstände aus den eigenen Reihen möglich sind, ohne daß sie
durch eine funktionierende, höhere Reichsinstanz wie einen jungen, agilen Krasi geahndet werden. Dieser war zu
diesem Zeitpunkt schon deutlicher Debilität und Senilität anheimgefallen.
Rtak E entschloß sich also, sein Crutzsok, als erstes der langen Latalländischen Geschichte, nicht nur auf das
Zentrum Bolon als Reichshauptstadt auszurichten. Vielmehr sollten über Echont als neue Hauptstadt des
Brückenlandes und neu zu errichtenden Großhafen die Kontakte zu Sowol, Kathal, Ad-il Myt und den anderen
Ländern an Gewicht gewinnen. Dies war eine entscheidende Schwächung der Position des Krasis in Bolon, da die
Hauptstadt Bolon seit Anbeginn des Reiches durch den Crutzsok, in dem sie lag, besonderen Schutz beanspruchen
durfte, sowie politischen Rückhalt. Seit gut 1500 Jahren kam Brückenland dieser Rolle nach – bis etwa vor 22
Jahren. Damit fiel nicht nur eine wesentliche Säule des Reichssystemes in sich zusammen, die Widersacher des
Krasis erhielten dadurch auch noch neuen Auftrieb.
Indes bemüht sich Cruclac Rtak E nicht nur um einen Auftrieb des Kontaktes zu den Akpotlanden, sondern auch
zum Krasireich Ilais – dem erklärten Erzfeind der Lathan. In den Augen der anderen Cruclaca und dem Hof des
Krasis in Bolon ist er damit ein Geächteter, dennoch wagt niemand, das Problem Rtak E wegzumeucheln, zu
verGiften oder auf andere Weisen aus dem Weg zu schaffen. Zu sehr geprägt sind alle Adligen noch von den
Geschichten, die sich über den Staatsstreich vor 22 Jahren wie ein Lauffeuer durch das Land verbreiteten, aber
wesentlich länger dort hielten. Keiner möchte gerne für ähnliche Erzählungen sorgen, bei denen lediglich der
Kopf des Gagui des Nemaciec von Rtak E durch den ihren ersetzt werden muß.
So hat Rtak E relativ freie Hand bei seinen Planungen. Der Befehl, die niedergebrannte Hauptstadt nicht wieder
in Djerbu, sondern großzügig in Echont neu zu errichten, wurde zunächst sehr widerwillig ausgeführt, doch
mittlerweile zeigt sich der Erfolg dieser Entscheidung. Der Hochseehafen war schon Jahrzehnte zuvor mit massiven
Hilfsmitteln des Krasis in dieser Stadt errichtet worden und hatte buntes Treiben der verschiedensten Herkünfte
angezogen. Nun mußte dieser Hafen noch gewaltig vergrößert werden und erhielt Lagerkapazitäten und eine wehrhafte
Verteidigungsanlage auf Kosten des Staatsschatzes. Als der Cruclac mit den Maßnahmen fertig geworden war, geriet er
an seinem Hofe sehr unter Kritik, weil er den gesamten Staatsschatz aufgebraucht hatte. Aber er sollte Recht
behalten, denn die starke Öffnung machte Echont nicht nur zum wichtigsten Handelshafen überhaupt in Latalland,
sondern auch die Schatzkammern des neuen Palastes wieder überquellend.
Von diesem Geld gründete der Cruclac Schulen in mehreren Städten seines Crutzsoka und errichtete die „Universität
für die Akpotforschung“ in Echont, in der sich namhafte Entdecker und solche, die es ihnen nachtun wollen, in ihren
Erfahrungen austauschen. Bei seinem Drang, daß Festland zu seinem Verbündeten zu machen, vernachlässigt der Cruclac
allerdings den Teil seines Crutzoks, der noch südöstlicher als Bolon einen guten Teil von Kouotacun bedeckt –
darunter auch die Stadt Gigoyc. Vernachlässigt wird dabei auch, daß dieses Crutzsok nicht über viele Rohstoffe
verfügt, die teuer eingekauft werden müssen, wenn an den Gerüchten nichts Wahres dran sein sollte, daß im
Kialtgebirge auf dem Grund des Crutzsoka Metalle zu finden sind. Alle benachbarten Crutzsoka machen sich nach und
nach bereit, diesen Landstrich für sich zu annektieren. Dies könnte einen gewaltsamen Umsturz bedeuten, da Bolon
ebenfalls Teil dieses Crutzsoka ist.
Wirtschaft und Rohstoffe
Für dieses Crutzsok ist die Bindung an die Akpotländer bitter nötig, denn was Rohstoffe anbelangt, ist diese
Provinz Latallands nicht sehr gesegnet. Die Inseln Dioc und Yijeko sind kahl, lediglich grasbewachsen, und ihre
vulkanischen Berge bergen nur taubes Gestein. Insofern ist der Großhafen Echont, indem der Löwenanteil des
Handelsumschlages in Reich hinein und auch dem Reich hinaus getätigt wird, ein Glücksfall für Brückenland.
Hier werden acht Zehntel der Finanzeinnahmen des Crutzsok getätigt.
Auf den weiten Grasflächen der Provinz treiben nomadische Tepplarzüchter ihre Herden gemächlich durch die
Landschaft. Auch wenn die Inseln sehr trocken sind, da sich Regenwolken aus dem Solischen Ozean nur selten
hierher verirren und die Schauer der Akalsee eher in Richtung des Kontinentes ziehen, ist die trockene
Grassteppe Nährboden für eine große Zahl dieser Herden. Um den Züchtern unter die Arme zu greifen, hat
Cruclac Rtak E den Bau einer Straße von Funh an die Liocne gegenüberliegende Küste Diocs beginnen lassen. Damit
soll der Handel innerhalb des Crutzsoka gefördert werden.
Auf der Insel Yijeko gilt ähnliches für die Verhältnisse, in denen die Hirten leben müssen, wie auf Dioc.
Den größten Teil der Fläche dieser Insel nimmt allerdings der schroffe, steile Tjodj in Anspruch, dessen gesamtes
Massiv völlig ungenutzt ist. Es gilt als Herausforderung für junge Lathan unter Einsatz ihres Lebens in die Felsen
hinaufzuklettern, wohin kein begehbarer Weg führen kann. Nicht einmal an der Stelle, wo der Fluß Trigkodit das
Massiv verläßt, ist es einfacher, in die Höhen vorzustoßen, da der Fluß die Berge über einen zweihundert Schritt
hohen Wasserfall verläßt.
Die Neugier von Echsenwesen hat sich jedoch noch nie unterkriegen lassen, so daß immer wieder waghalsige Abenteurer
auf den Berg stiegen und sogar lebend wieder hinabgelangten. Sie berichten einhellig einem Hochplateau und von Seen
und Tümpeln klebrig-brauner, schlammartiger Konsistenz, die teilweise sogar in Flammen stünden. Giftige Nebelschwaden
erschweren nach ihren Angaben die Atmung stark. Der Cruclac wittert hier eine Möglichkeit, mehr Geld und Händler in
das Crutzsok zu locken. Erkundungsteams sollen in die luftigen Höhen hinaufsteigen und Proben von Rohstoffen in die
Universität zu Echont bringen.
Auf dem stark vernachlässigten Teil des Crutzsoka auf der Insel Kouotacun ist die Vegetation wesentlich freundlicher
als auf den westlichen Inseln der Provinz. Hier findet man reiche Marschlandschaften, so daß der Landbau gedeiht und
die Tepplarzucht blüht. Auch Insektenspezialitäten sind hier durchaus bekannt. Viele dieser Nahrungsmittel werden
allerdings von Bolon aufgebraucht, der Hauptstadt der Krasiglichen Monarchie und Sitz des Krasis, die die
drittgrößte Stadt des Reiches nach Goran und Sutol ist.
Da der Krasi auf eigenes Gutdünken hin keine Untersuchungen der Gesteine im Kialtgebirge vornehmen darf,
geschweigedenn selbst Abbau von Rohstoffen durchführen darf, liegen wahrscheinlich große Mengen von Metallerzen
ungenutzt im Gestein, während sich der Cruclac ironischerweise darüber beklagt, daß die importierten Metalle
und andere in Bergadern liegende Rohstoffe von Jahr zu Jahr teurer würden. Vielleicht siegt hier ja das
wirtschaftliche Auge bald über die prinzipielle Abwendung von der Krasiglichen Monarchie.
Siedlungen
Insel |
Ort |
Einwohner |
Dioc |
Echont |
23.192 |
Funh |
5.332 |
Yijeko |
Liocne |
6.338 |
Djerbu |
14.819 |
Finezc |
3.425 |
Kouotacun |
Bolon |
43.781 |
Gigoyc |
9.711 |
|
Landbevölkerung |
94.550 |
Gesamte Bevölkerung |
201.775 |
Echont
Wie bereits angedeutet, ist Echont eine große Hafenstadt, die schon seit vierhundert Jahren – seit der Befreiung von
den Iadnern – diese Rolle inne hat. Allerdings wuchs sie erst in den zurückliegenden zwanzig Jahren von einem
damaligen Marinehafen zu ihrer heutigen, imposanten Größe als Handelshafen heran, und immer mehr Händler auch von
Akpotherkunft schätzen die großzügigen Anlagen und den steuerfreien Handel untereinander im Hafen. Scheinbar wächst
die Anzahl der Schiffe in jedem Jahr um einiges.
Dadurch, daß dieser Hafen als erste Anlaufstelle der Händler aus dem Süden und dem Norden betrachtet wird, als
Umschlaghafen für den Warenverkehr ins Inland Latallands, gibt es keine Stadt im gesamten Inselarchipel der
Echsenwesen, in der Waren vom Kontinent frischer und vielfältiger eintreffen würden. Nun, frisch ist natürlich
bei einer mehrtägigen Seereise über die Akalsee oder sogar durch den Solischen Ozean ein relativer Begriff,
dennoch haben die meisten Waren eine gute Qualität. Die Vielzahl von verschiedenen Waffen, Lebensmitteln und
kontinentalen Nutzgütern machen die Stadt zum buntesten Flecken der Echsenreiche, denn nirgendwo mischen sich die
Kulturen der bekannten Welt in größerer Pracht.
Angeregt durch dieses vorhandene Potential gibt es eigentlich an jedem Tag im Jahr – außer natürlich am
Trauertag des Verrats von Djerbu – Feste in den Straßen der Stadt. Irgend ein Volk hat mit Sicherheit irgend
etwas an einem Tag im Jahr zu feiern. Diese Vielfalt der Kulturen wird von Cruclac Rtak E aktiv unterstützt, und
auch er beteiligt sich stets an den Feierlichkeiten, wenn er sie nicht von seiner Festung über der Stadt aus
beobachtet.
Funh
Weiter im Landesinneren bei Funh ist das Leben nicht annähernd so abwechslungsreich. Drohend die beiden Vulkane im
Hintergrund, liegt das Dorf inmitten der Insel in den Grassteppen. Das Dorf ist der einzige Anlaufpunkt für die
Nomadenhirten, die ihre Tepplars in der Grassteppe auftreiben. Regelmäßig kommen sie in das Dorf, um sich mit den
nötigsten Gebrauchsgegenständen einzudecken. So bietet das Dorf dann auch nicht mehr als Tepplarhändler, ein paar
Gaststätten und Trödelhändler, die für teures Geld Weggeworfenes an die Hirten verscherbeln.
In Richtung von Liocne auf der Nachbarinsel wird gegenwärtig eine neue Straße errichtet, die den Handel zwischen
den Siedlungen im Crutzsok verbessern soll. Dort, wo sich Straße und Küste treffen, soll eine Fähre für das
Übersetzen sorgen, da das Meer hier zu einer nur eine Meile breiten Enge zusammengestaucht ist. In Liocne trifft
man auf ähnliche Zustände wie in Funh, außer daß es hier noch die Möglichkeit des Fischfanges gibt. Die trägen,
gelblichen Fluten des hier mündenden Trigkodit sind ungenießbar und übelriechend, da sie aus den Höhenlagen des
Tjodj hinabfließen. In allen Siedlungen dieser beiden Inseln ist daher die einzige Möglichkeit, an Trinkbares zu
gelangen, auf den sporadischen Regen zu warten, oder sich auf einen Algenschnaps in die Gasthäuser zu setzen.
Djerbu
Gelangt man die noch aus alten Zeiten gut ausgebaute Straße nach Süden, so trifft man nach bald 90 Meilen auf die
alte Hauptstadt Djerbu. Dort herrschte die Familienlinie des Cruclacs schon seit Hunderten von Jahren, bis sie durch
die traurigen Ereignisse des Umsturzversuches bis auf Rtak E ausgelöscht wurde. Als dieser die Verlegung der
Hauptstadt des Crutzsoka nach Echont in Angriff nahm, wurden viele Bereiche des alten Zentrums nicht mehr wieder
aufgebaut. Die Stadt Djerbu, um ihren Hauptstadtstatus beraubt, verfiel zusehends, bis sich wieder inmitten der
alten Ruinen eine Stadt der Händler formierte. Zwar sind die Spuren des Untergangs allenthalben noch zu erkennen,
aber das geschäftige Treiben findet zwischen den Ruinen statt. Die Einwohner Djerbus leben mit der täglichen Präsenz
der alten Zeit und arrangieren sich mit den Problemen wie zum Beispiel den Baufälligkeiten. Hauptsächlich wird vor
der Südküste der Insel nach seltenen Korallen und anderen Meeresbewohnern getaucht, die primär zu Schmuck und mit
Edelmetallen zu wertvollem Geschmeide verarbeitet werden. Diese Meisterwerke der Feinarbeit werden im ganzen Reich
hochgeschätzt und gut bezahlt.
Finezc
Finezc ist ein kleines Nest an der Concac-Passage zwischen Czork, Yijeko und Kouotacun. Es dient im Grunde keinem
geringeren Zweck als der Warnung der Seefahrt vor den Untiefen des südlichen Passageneinganges. Hierzu wurde schon
vor tausenden von Jahren ein massives Bauwerk geschaffen, daß Tag und Nacht mit einem Leuchtfeuer hinter grünen
Fenstern die Richtung der sicheren Einfahrt angibt. Natürlich glückt dies nicht immer, weshalb sich hier einerseits
ein paar Warensammler angesiedelt haben, die in den bei Ebbe trockenfallenden Riffen nach Gold und Waren suchen,
sowie Händler, die diese Dinge weiterverkaufen. Als einige Jahrzehnte lang – was schon einige Jahrhunderte
zurückliegt - das Gerücht kursierte, die Warensammler würden absichtlich das Leuchtfeuer verhängen, um mehr Schiffe
auf Grund laufen zu lassen, errichtete der damalige Cruclac innerhalb weniger Jahre mit einer gewaltigen Festung
eine dauerhafte Präsenz des Militärs gegen solche Umtriebe und schuf den ersten Rettungsdienst des Reiches für in
Seenot geratene Schiffe. Dies war seit jeher allerdings ein undankbarer Auftrag für die Soldaten, denn nicht wenige
von ihnen kamen bei dem Versuch einer Rettung für andere Schiffe ebenfalls in den Wogen sturmgebeutelter See ums
Leben.
Bolon
Auf Kouotacun liegt nun die Hauptstadt der Krasiglichen Monarchie Latallands – Bolon. Sie ist nur die drittgrößte
Stadt im Reich, aber das eindeutige, nie umstrittene Machtzentrum seit Tausenden von Jahren. Die Stadt wurde in
ihrer langen Geschichte als Hauptstadt vielen Veränderungen unterworfen, die drastischste war wohl das völlige
Niederbrennen im Jahre 4114 nach dem Beben. Damals hielten Iadnische Truppen zum ersten Mal überhaupt in der
Geschichte nach dem großen Beben das gesamte Inselarchipel unter ihrer Kontrolle und zerstörten den über
Jahrhunderte gewachsenen Glanz der Herrschaftsmetropole der Lathan, da die Lathan nach damaliger Meinung der
Besatzer nie wieder eine Hauptstadt brauchen würden.
Als mit dem Jahre 4651 die Iadner aus dem Land vertrieben wurden, legte man feierlich in den Bracheflächen der alten
Stadt den Grundstein für die neue Stadt Bolon. Noch heute hat sich die Stadt allerdings nicht wieder völlig von der
vollständigen Zerstörung erholt. Aus dem Gedächtnis der Lathan wird diese Greueltat auch so schnell nicht gestrichen
sein.
Als Zentrum des Reiches ist Bolon eine der meistbesuchtesten Städte Latallands. Viele Lathan kamen in der
Vergangenheit zu den regelmäßigen Volksaudienzen, die der alternde Krasi einmal in jeder Woche hielt, um sich
die Gesuche seiner Untertanen anzuhören. Abgesehen natürlich von den Zeiten im Sommer, wo er sich in Is auf der
Insel Cushan seinen Heilbädern widmete. Heute, in der Zeit des Dahinsiechens des Krasis, sind diese Audienzen
nur mehr Selbstinszenierungen des Hofstaates und der Adligen aus den Provinzen. Noch immer finden die Audienzen
jedoch auf dem großen, granitenen Vorplatz des auf einer Anhöhe erbauten Palastes des Krasis statt, und sind
Anlaufpunkt der einfachen Lathan.
Die neue Stadt hat sich in konzentrischen Kreisen um dieses Zentrum angesiedelt und ist wieder zu einer
bedeutenden Großstadt herangewachsen. Auf den Straßen und Plätzen Bolons hört man immer mehr fremdartige
Sprachen und an manchen Tagen scheinen die Echsen auf den Straßen in der Minderzahl zu sein. So viele Abgesandte
und Händler ferner Reiche tummeln sich in den Gassen der Stadt, denn die Reiche des kontinentalen Ostens und
Nordens haben die Bedeutung einer Öffnung zu den Echsen durchaus erkannt. Da der Krasi in Bolon mehr eigene
Kraft in die Beziehungen zu den kontinentalen Ländern investierte als die Iadner, steht Latalland heute in
einer besseren Position, was seine Außenbeziehungen anbelangt, als das Krasireich Ilais. Natürlich darf man
hierbei aber nicht außer Acht lassen, daß die innenpolitischen Verhältnisse in Ilais wesentlich stabiler sind
als diejenigen Latallands. Eine Umkehr dieser Vormachtstellung scheint daher absehbar.
Aufgrund der zahlreichen Geschenke, die der krasigliche Hof aus den fernen Ländern erhielt, entschloß sich Krasi
Yüquat F in seinen besseren Tagen, einen Park mit all den geschenkten Tieren und Pflanzen in Bolon anzulegen.
Dieser mehrere Quadratmeilen große Palastgarten quillt heute über von buntem Treiben und ist ein unbedingt
sehenswerter Ort, da die Tiere zum größten Teil ihre eigenen Heimatpflanzen vorfinden. Die medizinale
Hochschule von Bolon und die Fachgilde der Tränkebrauer erforschen anhand dieser lebenden Exemplare und ihrer
Umwelt im Palastgarten mögliche Heilmethoden und Tränke, die Wirkstoffe dieser Tiere und Pflanzen enthalten.
Hier ist man auf dem neuesten Stand, was das gesammelte medizinische Wissen der heutigen Zeit angeht.
Fischer haben übrigens in dieser Region auch ihre helle Freude. Der Fluß Fiwakt vereint sich etwa vierzig
Meilen nördlich von Bolon mit Zuljic, einem klaren, kalten Gewässer, das träge aus dem Kialtgebirge niederfließt.
Zahlreiche Fische sind in seinem Nährstoffreichen Wasser zu finden, auch der Riesenfisch Iomoc hat hier einen
Lebensraum und sorgt für gefüllte Lathanbäuche.
Gigoyc
Verläßt man in Richtung Südosten die umtriebige Stadt, so gelangt man durch saftige Marschen und Auenwälder
zu dem Städtchen Gigoyc, das sich malerisch in diese feuchtheiße Landschaft einschmiegt. Hier leben die Einwohner
von der Jagd und der Tepplarzucht – nirgendwo im Reich wird fetteres Fleisch geschlachtet als in dieser Region.
Immer mehr private Erkunder treten von hier aus ihre Reise in das Kialt-Gebirge an, um nach Rohstoffen wie Metallen
und Mineralien zu forschen. Wenn allerdings bislang jemand etwas gefunden haben sollte, so hat er es entweder sehr
gut vertuscht vor seinem Cruclac in Echont, oder es gibt wahrhaftig nichts in den Bergen zu finden. Man vermutet
allerdings, daß durchaus Metalle und andere Rohstoffe im Fels verschlossen sind.
(nn)
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